Montag, 28. Dezember 2009

Zivi-Tagebuch 28.12.09 - Zeit im Wandel... nicht für Zivis

Die Welt dreht sich. Und dreht sich. Und dreht sich. Immer schneller und schneller. Wer heutzutage keine starken Beine hat um mit der Zeit Schritt zu halten, sollte sich besser irgendwo abseits der Zivilisation ein Leben als Aussteiger führen. Oder, wenn er noch jung ist sich auf keinen Fall ausmustern lassen, sondern Zivi werden.
Denn nach Außen hin hieß es in letzter Zeit nicht selten "Wo ward ihr??", "Ihr dürft nicht mehr in den Dienstplan schreiben!" und "Der Küchenbulli wird nicht zu zweit gefahren!" Veränderungen wohin das zivildienstliche Auge nur sehen kann. Da Zivis jedoch gerne ihre Augen vor der der Arbeit verschließen, sehen sie... ihr könnt es euch denken: Gar nichts. Nach der letzten Dienstbesprechung könnte man meinen, dass einige doch tatsächlich ein Problem damit haben, dass wir Zivis so wenig wie möglich machen. Menschen gibt´s... Ich selbst war nicht anwesend, ich war krank. Ich saß total erschlagen mit einer Bekannten in einem Café in der Stadt und frühstückte. Mir ging es wirklich wirklich schlecht. 
Jedenfalls ist trotz allem von Veränderungen bisher nicht viel zu spüren. Alles geht seinen gewohnten Gang, der meistens ins Bett der Zivi-WG führt und die Pausen sind immer noch viel zu kurz. Aber Staddicc wäre nicht Staddicc, wenn er sich seine zahlreichen, anspruchsvollen Mühen nicht selbst ausgleichen würde. Mit Überstunden, die hin und wieder gemacht werden aber nicht in dem Ausmaß, wie es im Dienstplan wie durch Geisterhand festgehalten wird. Sachen gibt´s.

Egal, was ich hier schreibe, ein Zivi bekommt seine Quittung. Am Dienstende, nach seinem Tod, vielleicht aber auch nie. Oder wenn man besonders viel verdammtes Glück hat an genau dem Tag nach Silvester. Ja genau, dieser Tag heißt "Neujahr" und ist ein Feiertag. Aber nicht nur das, für manche armen Seelen, insbesondere die armen Seelen einiger Zivis, ist es auch ein Arbeitstag. Und für eben diese Zivis ist das der wahrscheinlich am beschissen liegenste Arbeitstag in allen Monaten, die ein Zivildienstleistender jemals ableisten musste. Was soll ich sagen, vielleicht hätte ich zur Dienstbesprechung hingehen sollen, aber dann hätte ich schlecht krank sein können. Vielleicht wäre es aber auch einen Versuch wert gewesen... Tja, my shit´s fucked up. Mal bist du der Hund, mal bist du der Baum. Low hat mit verdammt geiler Weise schon seine Hilfe für diesen Tag zugesagt. So weit diese gehen kann natürlich. Und das, obwohl er frei hat! 

Und ab hier bitte nicht weiterlesen, wenn ihr euch nicht explizit angesprochen fühlt!! Es folgt der wirklich wichtige, aber streng geheime Teil:

So, und da mir jetzt eure Aufmerksamkeit sicher ist (Danke dafür!), bitte ich euch sich bei mir zu melden, wenn ihr ein richtig gutes Mittel gegen Müdigkeit und Nachwirkungen von Alkohol am Neujahrsmorgen kennt. Nicht, dass ich etwas gegen richtig schöne Nachwirkungen hätte, da entstehen immer die besten Ideen, aber in diesem Fall könnte ich einen ULTIMATIVEN MUNTERMACHER doch sehr gut gebrauchen. Schließlich muss ich fahren. Ich bin verantwortungsbewusst!

Samstag, 26. Dezember 2009

Wie ein Burger auszog um die Welt zu verändern Eigentlich: Malle-Facts about NakedDevil

Wie ein Meteorit, der still durch das Universum schwebt sitze ich hier in der Zivi WG. Ich bin alleine, Low und Hannibal müssten gleich kommen.
Leise schallt "The man who sold the world" von Nirvana durch die verlassenen Räume, während ich genussvoll in meinen Double Steakhouse von Burger King beiße. Ich schwör euch, meine Zunge hat abgespritzt, weil der Geschmack dieses kleinen Stückchen alltäglichen Glücks so geil war. Würde ich das Rezept kennen, würde ich diesen Burger in überdimensionaler Größe nachbauen, aber statt den zwei Scheiben Fleich zwei geile Frauen übereinanderlegen. Und diesen Burger dürfte dann Jumbo Schreiner ganz sicher nicht testen.

Das letzte Mal, als ich diesen legendären Burger aß, saß ich mit NakedDevil und drei weiteren Kumpels auf der Hafenmauer von Cala Radjada auf Mallorca. Das war letzten Sommer. Genaugenommen... wenn ich so darüber nachdenke bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob NakedDevil wirklich dabei oder ob er gerade wie so oft in diesen sieben Tagen bei uns im Zimmer unter der Klimaanlage mit zugezogenen Vorhängen vor sich hin vegetierte, während RTL über den Fernseher flimmerte. 
Ihr müsst wissen, dass NakedDevil einmal im Jahr, meistens im Sommer oder eben je nach dem, wann man gerade auf Malle ist, zu einem Vampir mutiert. Dem Biervampir (Achtung: Untertreibung!). Dann schwört er der Sonne bis zur Leichenstarre ab und kommt nur noch nachts raus um seine Opfer auszusaugen. Die Opfer sind entweder Bierflaschen oder stark alkoholhaltige Longdrinks. In einem All-inklusive-Hotel hat das den Vorteil, dass er seine Beute nicht lange verführen muss bis sie sich im willenlos hingibt. 
Wäre da nicht dieses winzige Problem, dass sich sein doch weitgehend menschlicher Körper gegen sein Dasein Kreatur der Nacht erheblich wehrt. Und nicht nur gegen dieses Dasein an sich, sondern somit auch gegen alles, was damit zusammenhängt. In allererster Linie gegen seine Beute. 

Der Widerstand seitens seines Körper geht sogar so weit, dass NakedDevil heute noch den wahnwitzigen Rekord von 14 Mal kotzen in einer Woche hält! Damit ist ihm der Großteil von insgesamt 21 (waren es wirklich nur 21!?) Ausflügen ins Land des rückwärtigen Essens zu verdanken. 
Doch nicht nur sein Suchtverhalten ist in dieser Hinsicht erstaunlich, und Suchtverhalten ist hier keine zynische Bezeichnung. Einmal lag er tatsächlich auf seinem Bett und zitterte unkontrolliert ohne zu wissen wieso. Es lag wahrscheinlich nur an dem herausragenden Fernsehprogramm, das wieder lief. 
Nein, unser lieber NakedDevil hat es auch geschafft in sieben Tagen auf Mallorca bei schönstem Wetter (wenn man eben nicht gerade ein Vampir ist) nicht ein Mal, ich wiederhole: Nicht ein einziges Mal!!! den Strand gesehen! "Da sind überall diese verfickten Bastardameisen!" Wozu auch an den Strand gehen, wenn der Hotelpool mit angrenzender Bar direkt vor der Tür liegt...
Außerdem bekommt man am Strand nur Sonnenbrand. Und zwar am ganzen Rücken, wenn man seinen Rücken nicht wie ich letztes Jahr freundlicherweise zum Teil mit Sand bedeckt, während NakedDevil schläft, so dass ein schönes Touristenrot-weißes Tarnmuster dabei rauskommt.

Naja, zu was für geistigen Ergüssen unbelängliches Geschreibsel über einen Burger nicht doch führen kann. Das ist das Schöne am Schreiben: In den meisten Fällen weiß ich genau so wenig wie ihr, wie der Eintrag enden wird. Deswegen steht auf diesem Blog wohl auch fast ausschließlich leere Scheiße in digitaler Form. Da habt ihr es, ich schweife schon wieder ab.

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Christmas came early...

Jedes Jahr das gleiche Theater. Immer, und immer, und immer, und immer. Irgendwann werde ich an Weihnachten in den Süden fliegen. Irgendwohin, wo es anders ist als hier. Wer kann auf dem Sterbebett von sich behaupten sein dreißigstes Weihnachten in einem hawaiianischen Bordell verbracht zu haben? Ich wäre der einzige Opa, der seine Enkel mit Geschichten aus vergangenen Zeiten nicht langweilt. Aber vielleicht sollte ich mit solchen Geschichten warten bis meine Enkel alt genug sind. Und hoffen, dass ich mein dreißigstes Lebensjahr erreiche. 
Aber da Weihnachten nunmal die Zeit der Liebe ist (besonders in meinem Bett), reiße ich mich auch dieses Jahr zusammen und lasse alles in stiller Resignation über mich ergehen. Wie bei einer Vergewaltigung.

Moment, Zeit der Liebe!? Hab ich mich da verschrieben? Was tut mein Kopf hier? Ich habe gerade ziemlich alles, nur nicht den Eindruck von Liebe. Es könnte natürlich meiner vorrübergehenden Schizophrenie geschuldet sein, aber auf mich wirkt das alles irgendwie sehr künstlich.
Zumindest war es die letzten Tage so. Ein Weihnachtsbaum, den zu schmücken wieder an mir hängen blieb und ein etwas zickiger Vater, der aus unbekannten Gründen anscheinend nicht recht wusste, wieso er eigentlich so nervös ist. Väterchen, du musst doch nur die Vorspeise machen, den Rest besorgt die Verwantschaft. Aber trotzdem kann ich mich nicht von dem Eindruck trennen, dass doch keiner so genau weiß, wie er das Fest der Liebe auch dieses Jahr wieder stressfrei hinter sich bringen kann.
So bleibt uns nichts anders übrig als es so lange wie möglich zu verdrängen um einen Großteil der Geschenke am Vormittag des 24. Dezembers zu kaufen. Und sich den Nachmittag Gedanken darum zu machen, was man abends anzieht, nur um sich nicht mit dem eigentlichen Sinn beschäftigen zu müssen.
Wisst ihr was? Scheißt einfach drauf! Scheißt auf den Baum. Scheißt auch auf die Geschenke und scheißt auf die in rotes Samt gehüllten Nutten, an die ihr denkt, während ihr Großvater August dabei zuseht, wie er trotz Ente im Mund sein Gebiss zurechtrückt.
Holt stattdessen einfach den guten Konjak raus, greift euch dazu einen Keks vom süßen Teller, seht euch gegenseitig einmal in die Augen und stoßt an. Verdammt, es ist Weihnachten. Also stoßt an und stoßt an und stoßt an. Das schönste Geschenk ist mit der Familie zu lachen, weil das Lachen ein Jahr lang auf der Strecke geblieben ist.
Nichts im Leben hat es verdient, zu ernst genommen zu werden. Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten!

...to me.

Montag, 21. Dezember 2009

Weihnachten ist eine Hure

Fuck it. Ich bin untreu. Ich habe gerade tatsächlich das erste Geschenk dieses Jahr gekauft. JETZT SCHON! Ein Buch für meinen Vater, fehlt nur noch der Rest der Sippe.
Ich hasse diese Geschenkescheißerei. Ich zerbreche mir jedes Jahr den Kopf, was man verschenken könnte um selbst nur Geld zu bekommen. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Das Problem ist einfach, dass die zeitlosen Klassiker wie witzige Tassen, Honig oder kunstvolle Kerzen langsam abgegriffen sind. Tee. Tee in einer schönen Dose wäre mal was. Das habe ich das letzte Mal vor zwei Jahren verschenkt.... Das ist lang genug her, oder!?

Aber dieser unerwartete Anfall weihnachtlicher Euphorie sollte schon bald betraft werden. Ich war fünf Minuten unterwegs, da bahnte sich seltsamer Weise ein Stau an und ich fuhr zurück zum Kaufland, wo ich eigentlich nicht hin wollte.
DAS WAR SCHICKSAL!! Nicht, weil es beim Kaufland ein hoch romantisches Geschenk gab, für das ich zum kaufen vorherbestimmt war, sondern weil es dort absolut garnichts gab! Nur die alberne, kitschige Scheiße wie man sie jedes Jahr als Kleinigkeit verschenkt, wenn man sonst nichts weiß (eigentlich könnte man also diesen letzten Nebensatz streichen). Dämliche Porzelanfiguren, Kunststoffgestecke um sie bis zum nächsten Jahr im Keller verstauben zu lassen, und Keksdosen in Engelsform. 

Aber ein Abstecher in die Schnapsabteilung ist immer drin. Ihr könnt euch denken, wo ich letztendlich landete. An Weihnachten geht es nicht um Geld, also wieso verschenkt man nicht einfach eine Dose Bier? Billiges Bier. Paderborner oder 5.0. Zusammen mit einer schönen Karte, oder auch keiner Karte, weil man den Rest des Geldes für sich selbst in teureres Bier für den nächsten Freitagabend investiert. Das wäre mit Sicherheit eine gelungene Abwechslung, es kommt nur darauf an, wer beschenkt wird. Der Obdachlose, der unter dem kaputten Sonnernschirm hinterm Bahnhof wohnt würde sich sicherlich freuen. 
Oder Kaffeefilter? Ja eben, es sind nunmal die kleinen Dinge des Lebens. Warum zur Hölle können dann nicht auch kleine Dinge verschenkt werden? Ich gebe ja zu, Kaffeefilter sind nicht gerade ein küchentechnisches Accessoire der Haute Cuisine im Ritz, aber irgendwann, vielleicht aber auch nie, wird der Zeitpunkt kommen:

Tante Gertrut bekommt Besuch. Es ist Sonntag nachmittag, kurz vor halb vier. Die ersten Gäste parken gerade ihre silberne C-Klasse. Und plötzlich kommt Walter Freiwald mit einer Wanne voll Altöl in die Küche gestolpert. Die Kaffefilter bekommen das Meiste ab, den Rest die Tante. So eine Schweinerei aber auch! Wie verdammt soll man jetzt noch Kaffee kochen? Selbstverständlich kommt der Wasserlösliche nicht in die Tüte. In welche auch, es sind schließlich alle in dem ehemaligen schwarzen Gold ertrunken. Ladies and Gentlemen, wir präsentieren: Den Aha-Effekt! "Natürlich! Wir haben doch noch die Kaffeefilter von unserem Lieblingsneffen. Der Junge mit seinen scheiß Geschenken. Endlich brauchen wir die mal tatsächlich, im Vergleich zu diesen albernen Tassen!" 
Ha! Und in diesem Moment, möge er auch niemals kommen, das hängt von Walter Freiwald ab, werde ich da sein und laut lachen, während ich mit einer Tasse frisch gekochtem Kaffee auf mich selbst anstoße.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Eine Anti-Capitol-Versicherungen-Weihnachtsfeier

Es war verdammt kalt, als ich gestern vor dem Eingang des Hauptgebäudes der Zeitung, für die ich schreibe, stand und mit einem Blick auf den Schritt meiner Jeans sehen konnte wie meine Genitalien kleiner und kleiner wurden.

Aber ich hatte das Glück, dass es eine Klingel gab. Ich drückte und hörte eine Stimme:
"Ja!?"
"Hi, ich möchte zu der Weihnachtsfeier!"
"Moment, bitte."
Von da an ging alles sehr schnell. Nach nur zehn kalten Minuten kam schon eine Frau heraus, um mir zu öffnen.
Ich ging ihr hinterer, in den Medienraum. Es saßen bereits einige freie, sowie feste Mitarbeiter am Tisch. Ich schätze es waren so gut fünfzehn Leute, mehr sollten es nicht mehr werden.

Ich war mir erst nicht sicher, ob ich hingehen sollte, aber letztlich entschied ich mich dafür. Ich kannte keine Sau. Aber schließlich hört man von Weihnachtsfeiern immer nur die besten Geschichten, und wenn nichts half konnte ich mich immer noch umsonst durchsaufen.
Zugegeben, ich war bisher auf keiner anderen beruflichen Weihnachtsfeier, aber auf dieser war weniger los als in meiner Hose, nach einem Liter Vodka und zwei Tabletten Valium. Die meisten Toten sind aufregender.

Ich hatte es mir wirklich aufregender vorgestellt. Es gab nicht einmal ein heiße mit Sekt angefüllte Sekretärin, die nur darauf wartete vom Chef eine persönliche Führung durch sein Büro zu bekommen um ihm anschließend eine persönliche Führung durch ihre inneren Gefilde zu geben. 
Der Höhepunkt war eine freie Mitarbeiterin, die etwas angeheitert über die Witze eines Typen mit einer wahnwitzigen Föhnfrisur lachte. Ach Kacke, eigentlich war seine Frisur der wahre Höhepunkt dieser Trauerfeier. Stellt euch einen zu weit nach oben gerutschten Pottschnitt vor. Allerdings ohne Haare, sondern stattdessen mit einem Knoten aus Regenwürmern auf dem Kopf. Das Ganze passend zum Hebst in einem rotbraunen Farbton. 
Es folgte etwas sporadisches Geplänkel mit dem Chefredakteur, ein paar spannende Gespräche über Fotogeschäfte hier in der Umgebung, sowie die Preise für verschiedene Kameras.

Trotz Allem: Es hat sich gelohnt! Es sind zwei Flaschen Wein für mich rausgesprungen, von dem Guten. In Flaschen, mit Korken. Roter und Weißer sogar. Prost!

Und jetzt werde ich mich an die Ausarbeitung streng geheimer Pläne machen, wie die nächste Weihnachtsfeier gecrasht werden kann. Auf die coole Art und Weise, wie die richtigen Hochzeitscrasher. Nicht wie die beschissenen, langweiligen "Einzig wahren"-FAKE!!!-"Hochzeitscrasher", die irgendwo aus einer Mülltonne hinter dem ProSieben-Gebäude für schlechte Eigenproduktionen getröpfelt sind.

Montag, 14. Dezember 2009

Ein fetter Kerl namens Bob

Darf ich vorstellen? Bob. 
Bob ist das Musterbeispiel eines Verlierers. Ein totaler Stubenhocker, seine Bewegungen beschränken sich auf das Klicken der Maustaste und das Trainieren seines Wichsmuskels. Er rührt nicht einmal die Tastatur zu seinem PC öfter an als nötig, deswegen ist sie wohl auch so verstaubt. 
Wenn Bob nicht gerade einen Porno herunter lädt oder eine volle Tüte Chips in eine leere verwandelt, schläft er. Manchmal schaut er auch Star Wars. 

Früher hatte Bob ein kleines Meerschweinchen. Damals war er noch ein kleiner Junge ohne Gewichtsprobleme, obwohl er selbst es heute nicht als Problem betrachtet. Bob kümmerte sich rührend um seinen kleinen Freund. Er säuberte den Käfig, saß im Sommer stundenlang draußen mit dem kleinen Ding, und er gab ihm zu Fressen. Theo hatte er es genannt. 
Eines schönen Sommertages saß Bob wieder einmal draußen und spielte mit Theo. Er hatte Theo ein paar Tricks beigebracht, so konnte sein pelziger Gefährte eine kleine runde Tonne aus Holz vor sich herrollen, um anschließend seine Belohnung zu bekommen. 
Irgendwann am Nachmittag lief die Tochter des Nachbarn die Straße herunter. Bob sah ihr hinterher, wenn das auch nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie war etwas älter als er. Es war ein heißer Tag und sie schwitzte ein wenig, trotz ihres kurzen Rocks. Offenen Mundes starrte er ihr sie mit großen Augen an.
Als sie außer Sichtweite war sah Bob trotzdem nicht weg, irgendwann erinnerte er sich dann aber doch an Theo. Wo war Theo? Gute Frage. Bob ging mit vorsichtigen Schritten durch den Garten und hielt die Augen offen. Als Bob der Gedanke kam, dass Theo vielleicht weg war überkam ihn ein seltsames Gefühl. Es war dieses Gefühl, das er von nun an noch so oft haben sollte. Es fühlte sich an wie ein Kloß im Hals, obwohl es sich mehr als Leere im Magen bemerkbar machte.
Bob fing an zu weinen und rannte ins Haus. Er war so geschockt, dass er etwas essen musste. So griff Bob in den Schrank, eine Tüte Chips kam zum Vorschein. In seiner Panik zerrte er an der Tüte, doch er bekam sie nicht auf. Er zerrte weiter und riss sie schließlich in Fetzen. Auf dem Tisch, auf den Stühlen, auf dem Herd, auf der Bank, in der Spüle. Überall waren nun die Chips verteilt. Bob fing noch mehr an zu weinen. Als er sich etwas beruhigt hatte blickte er sich um, dann setzte sich Bo auf die Eckbank. Die Chips, der dort lagen zerbröselten unter seinem Hintern. Zumindest waren sie knusprig, dachte er. Er griff neben sich und steckte sich eine Hand voll Chips in den Mund. So saß er da eine Weile, bis er beschloss draußen noch einmal nach Theo zu suchen. 
Bob kam gerade in den Garten, als er sah wie ein großer Raubvogel im Sturzflug auf einen Busch zusteuerte. Hinter dem Busch riss der Vogel um und schwang sich wieder in die Lüfte. Er hatte sich etwas gegriffen und trug es nun in seinen Klauen davon. Was war das? Bob kniff die Augen zusammen und sah angestrengt hinterher. Es sah beinah genau so aus wie ein Meerschweinchen. Oh mein Gott, war das etwa Theo, der da gerade einen Rundflug in der ersten Reihe mitmachte um anschließend das Abendessen für die Küken zu stellen? Bob fing wieder an zu weinen. Schreiend rannte er erneut in die Küche.

Seitdem sind viele Jahre vergangen. Bob hat Theo vergessen und mittlerweile ist er vermutlich eine Million Mal in die Küche gerannt um nach einer Tüte Chips im Schrank zu greifen. Um ehrlich zu sein, ist er die letzten hunderttausend Mal nicht mehr gerannt, aber dafür hat er schnell gelernt eine Chipstüte zu öffnen ohne den Fußboden mit ihrem Inhalt auszulegen. 
Für Bob ist es mittlerweile Normalität geworden Pornos zu gucken, er tut es bloß noch aus Gewohnheit. Er würde alles darum geben, wenn “ihn” einmal eine Frau anfassen würde. Aber das sind nur Wunschgedanken in Bobs Kopf und so sucht er weiterhin die schnelle Befriedigung in Pornos um diese zermürbende Sehnsucht loszuwerden. Zumal Wichsen und Essen doch angenehm harmlose Beschäftigungen sind. 

Eines Tages, nachdem Bob wieder einmal einen Porno gesehen hatte, aber dann zum masturbieren zu faul war, ging er raus. Es war einer dieser natürlich ungestellten Pornos, in denen die Typen fremde Frauen auf der Straße ansprechen um sie anschließend schon im Minivan auf der Fahrt nach Hause durchzunehmen. Bob hatte keine Ahnung was er da tat, und schon gar keine Ahnung warum er es tat, aber er wollte es tun. Wahrscheinlich zwang ihn die Einsamkeit, gelangweilt von den unechten Titten und den falschen Orgasmen in den Pornos, nach draußen. Er war die meistens Zeit kein solcher Trottel, wie es oft den Anschein erweckte. Er ging nicht davon aus, dass eine Frau mit ihm nach Hause fahren würde, aber vielleicht würde die ein oder andere etwas Nettes zu ihm sagen.
Bob lief stundenlang durch die Stadt. Da war zum Beispiel eine Frau. Und weg war sie wieder. Und da ist die Nächste. Und schon ist sie wieder verschwunden. Jetzt aber die, zwar hässlich aber… ok, mittlerweile auch weg. Was war so schwer daran? Bob, du musst nur hingehen und etwas sagen! 
Immer, wenn eine Frau an Bob vorbeiging, schossen ihm plötzlich tausend Gedanken durch den Kopf. Dummerweise beinhaltete kein einziger dieser Gedanken etwas, das er zu ihr hätte sagen können. Zumindest nichts Sinnvolles. “Hi, ich bin Bob. Guck mal, ich kann hinter den Ohren schwitzen.” Nein, das war wohl nicht das richtige. Bob war traurig und frustriert. Er wollte doch einfach nur mal jemanden kennen lernen. Eine Frau, zum Reden und sei es nur für 5 Minuten auf der Straße gewesen.
Und so machte sich Bob auf den Weg nach Hause. Doch schon nach ein paar Schritten blieb er stehen. Er war sauer! Auf sich selbst. Er wusste er tat sonst nie etwas, deswegen wollte er nicht gehen und sich wieder einfach so vor seinen Computer setzen, nach einem Abstecher in die Küche. Er drehte sich um und schluckte. Dann ging er schnellen Schrittes auf die nächst beste Frau zu. Er stellte sich vor sie, woraufhin sie stehen blieb. Gezwungenermaßen, denn sie kam an ihm nicht so ohne weiteres vorbei. 
Bob sah ihr direkt in die Augen, mit fester Stimme sagte er: “Hi, ich bin Bob! Wie geh…” An dieser Stelle wurde er von ihrem lauten Lachen unterbrochen. Sie stolperte davon, während sie sich ihren Bauch hielt und unterdessen weiter kicherte. Bob stand da. Einige Leute sahen ihn an und gingen dann weiter. 
Immerhin hatte sie ihn angesehen, tief in seine Augen. Sie hatte so ein wundervolles, strahlend schönes Lachen. Bob grinste breit und ging so noch eine Weile durch die Stadt. Die eine oder andere Frau sah ihn sogar an. Er wusste nicht, woran es lag und es war ihm auch egal. Er fühlte sich gut, es war ein schönes Gefühl. Besser als jeder technisch generierte Orgasmus, den er vor seinem Computer in seinem Zimmer über der Küche jemals hatte.

Freitag, 11. Dezember 2009

Ein süßer Traum

Es war nicht lange her, dass ich sie kennen gelernt habe. Wir trafen uns ganz zufällig auf der Straße und verbrachten spontan den Tag miteinander. Wie mein Herz schlug. Es gibt nichts Schöneres als den goldenen Schimmer auf den Haaren einer Frau, wie er entsteht, wenn die Herbstsonne ihre seidene Mähne streichelt. Jetzt frage ich mich wieso ich es nicht gesehen habe. Nun sind es nur noch Bilder in meinem Kopf. An diesem Tag waren es nur ihr Arsch oder ihre Lippen, was interessierten mich ihre Haare? Darüber konnte ich mir schließlich auch noch Gedanken machen, sobald ich sie gehabt habe, nicht wahr? Ich dachte nur daran, wie ich so wohl am schnellsten ins Bett bekomme. Ich ahnte nicht, dass ich vom ersten Moment an ihr gehörte.

Über Mangel an Frauen konnte ich nie klagen. Ich fand mich selbst nicht besonders gut aussehend, aber ich wusste, dass das nicht entscheidend war. Es war etwas anderes. Etwas, was ich anscheinend hatte. Wenn ich wollte konnte ich mir jeden Abend eine Frau mitnehmen. Ein witziger Spruch, eine markante Geste und dazu eine gewisse Portion Zielstrebigkeit. Das war alles. Doch bei ihr war es anders. Wir spielten miteinander. Ich glaube, sie wusste von Anfang an wie es ausgehen würde, doch so leicht wollte sie es mir nicht machen.

Ich bin es nicht gewöhnt den Frauen etwas zu beweisen, eher umgekehrt. Aber ich wollte sie, also legte ich mich ins Zeug. Ich machte sogar Komplimente. Sie schien um einiges intellektueller zu sein als meine sonstigen Frauen. Vielleicht dauerte es deswegen länger, bis ich sie um den Finger hatte. Jedenfalls habe ich es mir so gedacht. Wir kamen uns näher, während wir am Flussufer entlanggingen und sie in die Sonne blinzelte. Meine Hand fand zu ihrer. Sie war warm, trotz des kalten Windes. Ich blieb stehen und sah sie an. “Wir müssen weiter.”, sagte sie. “Ich habe leider nicht den ganzen Tag Zeit.” Ich weiß noch, wie ich mir in diesem Moment dachte, dass ich gewonnen hatte. Jetzt frage ich mich, was ich gewonnen hatte, oder was verloren. Ich zog sie zu mir und küsste sie lange. “Lass uns bei mir etwas essen.”, schlug ich vor und sie willigte ein. “Dann kannst du immer noch nach Hause gehen, wenn du möchtest.”
Als ich vor sie das Essen auf den Tisch stelle, war mir kurz so als könnte ich ihr Herz schlagen hören. Sie sah mich an, ihr Blick war ganz warm und sagte mehr als Worte jemals sagen könnten. Dieser Abend war anders als die ganzen anderen. Worte sind der Schlüssel ins Herz einer Frau. Doch ich saß da und sah sie einfach nur an. Das Kerzenlicht spiegelte sich in ihren Augen. Ich konnte mich an ihr nicht satt sehen. Es war wie eine Sonnen-finsternis. Ich strich ihr wortlos mit der Spitze meines Zeigefingers über die Augenbrauen, unsere Gesichter näherten sich. Ihre Augenlieder sanken, wir verfielen beide in einen Traum. Ich beugte mich zu ihr vor und küsste ihren Hals, sie roch unsterblich gut.
Als wir am nächsten Morgen aufwachten waren wir wie benebelt. Keine Droge ist so stark, wie der Hormoncocktail Liebe. Ihr Kopf ruhte auf meiner Brust. Sie war warm, ich spürte ihren Herzschlag.

Nie hatte eine Frau es geschafft, mich so zu verwirren. Es vergingen ein paar Tage, in denen ich nichts von ihr hörte. Verdammt, wieso hatte ich ihr nur meine Nummer gegeben und mir nicht auch ihre geben lassen? Wieso war ich plötzlich so blind? So etwas passierte mir doch nicht. Nicht, dass ich bei anderen Frauen das Bedürfnis hätte mit ihnen eine weitere Nacht zu verbringen, aber dennoch ließ ich mir immer ihre Nummern geben. Und sei es nur für mein männliches Ego. 
Es vergingen Stunden, wo ich einfach nur da saß und an sie dachte, das Telefon anstarrend. Als sie gegangen war hatte sie mir eine Nachricht hinterlassen. Mit Lippenstift hatte sie auf den Badezimmerspiegel geschrieben: “Es war wundervoll, Marie”. 
Was verdammt noch mal tat ich da? Als hätte ich nichts Besseres zu tun gehabt, zum Beispiel mit meinen Kumpels trinken zu gehen. Wir trafen uns dann immer in einer Kneipe oder Bar, wo wir einen Drink nach dem anderen bestellten bis wir irgendwann so laut waren, dass Alle auf uns aufmerksam wurden. Dann ging es ran an die Frauen und schließlich in ihr Hösschen. Es war immer das Gleiche, fast schon langweilig. Mein Blick wanderte wieder zum Telefon. Mir schien alles besser als nur so da zu sitzen, während ich mir den Kopf zerbrach, was überhaupt passiert war. Es war die der Morgen nach einer verträumten Nacht und trotzdem konnte man sich an den Traum nicht erinnern. Vielleicht machte gerade das ihn so verführerisch. Dennoch konnte ich mich nicht aufraffen. Ich hätte wissen müssen, dass irgendwas so anders war als sonst, als ich nicht einmal eine andere Frau anrufen konnte. Ich hatte diesen Schuhkarton unter dem Bett stehen, in dem sich haufenweise Bierdeckel, Servierten und andere Zettel befanden. Auf jedem stand ein Name mit Telefonnummer, ich schrieb sogar immer noch das Datum mit darauf. Eigentlich unnötig viel Mühe dafür, dass ich eben doch nicht anrief. Aber falls es doch einmal dazu kam, wusste ich immerhin, dass ich mit dieser Frau nicht mehr gesprochen hatte, seitdem ich vor drei Monaten früh morgens ihre Wohnung verlassen hatte. Das war wichtig, weil ich dann im Gespräch nicht direkt im ersten Satz auf Sex zu sprechen kam, sondern eben erst im dritten oder vierten. Und dann war da wieder dieses verfluchte Telefon, es wollte nicht klingeln. 
Es vergingen Wochen. Langsam musste ich akzeptieren, dass die Sache erledigt war. Ich verstand es nicht, aber ich musste es akzeptieren. Ich wünschte mir sie zu vergessen. So schnell wie ich mich verliebt hatte, so schnell wollte ich sie aus meinem Gedächtnis streichen. Ich stellte mir immer noch die Frage, was schief gelaufen war. Sie liebte mich, da war ich sicher. Aber fehlte ihr wohlmöglich das Vertrauen? Habe ich ihr vielleicht nicht gezeigt, was ich empfand? Nein, das konnte unmöglich sein, so gefühlskalt war ich noch nicht. Sie war für mich etwas Besonderes, einzigartig. Vom ersten Moment. 
Trotzdem, sie war wie ein Phantom. Es war ausweglos. Ich wollte nicht weiter in die gleiche, sinnlose Richtung laufen. Es waren ein paar schwere Wochen, aber es war doch nur eine Frau. Es ist dumm wissentlich gegen eine Wand anzurennen. Das war immer so gewesen. Ich verließ mich also auf meine Erfahrungen.

Ich bestellte einen Scotch und zwinkerte dabei der Barfrau zu, sie verdrehte nur genervt die Augen. Ich kann es ihr nicht mal verübeln. Die meisten Typen, die da so sitzen wie ich es tat, waren einsame Trinker, verlassen von ihren Frauen und nun auf der Suche nach sexueller Abwechslung. Abwechslung in Form einer Frau und nicht der anderen Hand. Aber sie würde noch sehen, dass ich nicht wie diese Typen war. Oder zumindest nicht ausschließlich. Ich hatte andere Qualitäten, welche sollte sie schon bald kennen lernen. 
“Oh, so gestresst heute Abend?”, sagte ich mit ironischem Unterton. 
“Nur bei lästigen Typen wie dir.”
“Pass auf, ich zeige dir nun einen Zaubertrick. Mit diesem Trick kann ich meinen Neffen immer total begeistern, wenn er mal traurig ist. Und wenn du dann immer noch genervt bist gehe ich und du kannst angenehmere Typen bedienen. Wenn er dir aber auch nur ein kleines Schmunzeln entlocken sollte, bekomm ich den nächsten Drink umsonst.” 
“Na da bin ich jetzt aber mal gespannt.” Diesmal lag der ironische Unterton auf ihrer Seite.
Natürlich war es weder ein richtiger Zaubertrick, noch habe ich einen kleinen Neffen. Aber es kommt nun mal gut bei Frauen an, wenn man zeigt, dass man sich um Kinder kümmert. Ich hatte für solche Situationen immer ein Gummiband im Ärmel meiner Jacke gespannt, an dem unter Spannung ein Stift befestigt war. Ich hielt das Gummiband mit meiner Hand verdeckt und zeigte ihr den Stift. Sie bestätigte mir, dass es ein ganz normaler, beschissener Stift sei. Gut erkannt, schlaues Kind! Anschließend ließ ich den Stift auf magische Weise unter mysteriösem Fuchteln verschwinden.
“Das war unglaublich! Wie hast du das denn gemacht? Du musst es mir verraten!”, bettelte sie.
“Ok, pass auf…”, ich sah ihr tief in die Augen. “Solche Sachen sind die meiste Zeit wirklich nur schlechte Tricks. Aber manchmal, wenn auch selten, gibt es tatsächlich echte Magie. Diese Magie hat dir gerade dieses freundliche Strahlen in die Augen gezaubert.” Ich habe es ihr direkt ins Gesicht gesagt, sie war hingerissen. Ich sagte die Wahrheit. 
Ich weiß, dass ich ein verdammter Lügner bin, trotzdem sage ich, was ich denke, wenn ich es für richtig halte. Was das angeht bin ich immer ehrlich. Ich weiß, es ist falsch vorzugeben jemand zu sein, der man nicht ist. Aber noch falscher finde ich es, vorzugeben in anderen jemanden zu sehen, den man nicht sieht. Wenn mich der Mundgeruch einer Frau stört oder ich mit ihrer Freundin ins Bett gehe, weil sie mir zu fett ist, sage ich das. Wenn ich sie schon anlüge, bin ich ihr wenigstens in dieser Hinsicht Ehrlichkeit schuldig. Und dieses Leuchten in ihren Augen war zwar müde, aber es hatte etwas Echtes, Schönes an sich.
Sie hielt ihren Teil der Abmachung ein. Den nächsten Drink bekam ich umsonst. Sie erzählte mir, dass sie hier noch eine halbe Stunde zu tun hätte und wir dann doch zu ihr fahren könnten.
“Nur, wenn bei dir zu Hause auch ein gratis Drink drin ist.”
“Für dich mehr als nur einer, Süßer.” Ich schätze, es war die Mischung aus Alkohol und der Aussicht auf Sex, die mich überzeugte. 
Es war nicht mehr als ein mittelmäßiger Fick. Irgendwann lagen wir nackt auf dem Bett und sie wartete, dass ich ihn rein steckte. Sie wurde nicht locker, es fiel ihr zu schwer sich zu entspannen. Ich wollte schnell zum Höhepunkt kommen. Danach nahm ich meine Jacke und ging nach Hause.

Am nächsten Tag wachte ich erst spät auf. Es war seltsam. Normalerweise bellte der Hund des Nachbarn immer, wenn morgens der Briefträger kam, aber heute blieb es still.
Ich stand auf und machte mir einen Kaffee, während ich mit einem halben Ohr die Nachrichten im Radio verfolgte. Angespannte Situation in Afghanistan; Streit um Steuersenkungen… Es war immer das Selbe, wen interessierte so etwas noch?
Als ich nach der Post sah, fiel mir sofort dieser eine Brief auf. “Bitte erst am 10.10. aus- liefern.” Die Handschrift schien ein wenig an die zu erinnern, mit der immer noch “Marie” auf meinem Spiegel geschrieben stand. Ich kam bisher nicht dazu es wegzuwischen.
Meine Hände zitterten, ich zögerte den Brief zu öffnen. Vielleicht wollte ich nicht wissen, was darin stand. Ich ging zurück in die Küche und setzte mich. Die Sonne schien warm durchs Fenster, sie blendete mich ein wenig, so dass ich leicht blinzeln musste. Dann öffnete ich den Brief. Mein Blick wanderte auf die letzte Seite, er war von Marie. 
Es stand darin, wie sie unsere gemeinsame Zeit genossen habe und wie sie es bedauere, dass uns so wenig Zeit blieb. Ich verstand sie immer weniger. Sie schrieb, dass sie sich für uns mehr Zeit gewünscht hätte, aber so wollte sie es nicht enden lassen. Sie sei glücklich über das, was gewesen war und schrieb, dass auch ich nicht traurig sein sollte, sondern dankbar für etwas Wunderschönes. Es bleibe nun das, was es war. Ein süßer Traum. Der Brief enthielt noch eine Todesanzeige. Maries, sie hatte Krebs.
Ich starrte aus dem Fenster, die Sonne schien nun noch stärker als zuvor. Alles wirkte frisch und natürlich. Dann ging ich ins Badezimmer und sah in den Spiegel. Ich war traurig und spürte eine Träne auf meinem Gesicht nach unten laufen. Ich wollte schlafen. 

Dienstag, 8. Dezember 2009

Zivi-Tagebuch 9.12.09 - Eins, Zwei....

... die Grippe kommt vorbei.
Drei, Vier...
Noro ist bei ihr.
Fünf, Sechs...
Trink dein Bier auf ex.
Sieben, Acht....
Noch vor Mitternacht.
Neun, Zehn...
Du kannst jetzt kotzen gehen.

Ja ja, so sieht es aus in deutschen Zivildienststellen. Zumindest in unserer. Magen-/Darmgrippe geht um, Hand in Hand mit dem Norovirus. Ich frage mich, wo der Unterschied liegt: Etwa darin in welcher Form und Menge welche Ausscheidungen durch welche Öffnung in welcher Geschwindigkeit den Körper verlassen!?
Es sind bereits zwei unserer drei Häuser infiziert und anscheinend haben sich die Bakterien nun auch schon den Weg in mein Stammhaus gebahnt. 

Unsere hoch vereehrte Frau L. hat gestern aus heiterem Himmel, ohne mit der Wimper zu zucken, fontänenartig quer durch den Raum gekotzt. GoldenLongHair glückte Gott sei dank, noch der Sprung davon. 
Wenigstens blieb der Großteil der Arbeit nicht an uns hängen, sondern an einer Pflegerin. Diese hatte sichtlich Probleme: "Die könnten mir hier auf´n Tisch kacken und ich würde mir nebenbei noch ein Brot schmieren, aber das hier.... Selbst nach dreißig Jahren in der Pflege habe ich mich da nicht dran gewöhnt!" Ich war nur heilfroh, dass sie nicht selbst fast noch gekotzt hätte. Dann wäre ich nämlich nicht mehr der Einzige gewesen, dem diese außerordentliche Ehre zu Teil wurde.
In ungefähr einem Meter Entfernung stand ein Fenster so weit offen, dass sogar Dolly Buster durchgepasst hätte und trotzdem musste ich würgen. In solchen Momenten wünscht man sich aus dem Fenster zu fallen.
Trotzdem war es auch für uns keine schöne Arbeit alles zu desinfizieren. Die Bakterien waren überall! Wenn ihr mich fragt, hätte man die ganze Bude abfackeln sollen. Es gab dort nichts, was man hätte retten können.

Von nun an darf Frau L.s Zimmer nur noch in futuristischer Quarantänenkluft betreten werden. Zum Essen anreichen hatte eine Pflegerin heute einen riesen Kittel, Mundschutz und mehrere Latexhandschuhe übereinander angezogen. Herzlich willkommen bei der Umbrella-Corporation, das T-Virus ist ausgebrochen.

Montag, 7. Dezember 2009

Zivi-Tagebuch - 7.12.09

Für alle, die noch nicht wissen, was sie ihrer Geliebten zu Weihnachten schenken sollen: Wovon hätte sie mehr als von einem Deo für ihn, das nach Staddicc riecht!?

Das nur so am Rande. Ich persönlich kümmere mich am liebsten so früh wie möglich um meine Geschenke. Da ich aber meistens Besseres zu tun habe, als für andere Leute sinnlosen Krempel und andere Staubfänger zu kaufen, komme ich selten vor dem 23. Dezember dazu meine Sachen zu besorgen. Am 24. finde ich dann raus, dass kein Geschenkpapier mehr da ist.
Dann muss meinem kreativen, postmodernen Geist entsprechend die gute, alte Zeitung herhalten. Bleibt nur darauf zu achten, dass man vielleicht nicht unbedingt die Bildzeitung verwendet, sonst wird Opa hinterher noch als quasi göttlicher Bonus eine letzte Erektion inklusive Herzinfarkt geschenkt. Eine Anekdote, wie sie aus einem Teeniefilm stammen könnte.

Zurück zum ZivilifeAbgesehen von den üblichen, gruseligen Stimmen, die Aufgaben verteilen, gibt es hier im Westen nichts Neues. Aber vielleicht sollte unsere Ziviwohnung als Entzugsklinik angemeldet werden. Nicht, was ihr jetzt denkt. Als wollten wir mit dem Trinken aufhören... Nein, ich rede mehr von unserer WG als einem Ort, an dem wir Zivis die Möglichkeit haben uns unserer Arbeit zu entziehen.
Dann steht demnächst MTV vor der Tür, weil sie eine Reality-Soap drehen wollen: "Zivi Rehab": Wir sitzen im Stuhlkreis und Low (2 Meter lang und ungefähr genau so breit) nimmt alle seinen Mut zusammen und gesteht mit weinerlicher Stimme: "Und dann hat sie kurz vor der Pause noch gesagt, ich soll... *schnief* *schnieeef* Sie hat g...ge...gesagt, ich soll die Krankenfahrstuhl sauber machen!! HUUUUAAAAAAA UUUHHHHHAAAAAHAA", kurz bevor er völlig in Tränen ausbricht. "Zivildienst: Hier werden aus gesunden, glücklichen Menschen, gebrochene Halbtiere."

Der Dienstplan sagt für diesen Monat, ich muss auch am 26. arbeiten. Aber da ist doch Weihnachten...! Ich hatte erst überlegt, das Ganze auf den 25. legen zu lassen, da besuchen wir nämlich meine Oma und einige andere Konsorten der Familie. Außer essen und dem sporadischen Spaziergang zum Friedhof zu Opas Grab, an dem noch viel sporadischeres Schweigen herrschen wird, wird dieser Tag nichts bieten.
Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich mir überlergt hatte, an diesem Tag absichtlich zu arbeiten? Scheiße, wahrscheinlich schon. Aber das wäre auch nichts Neues. Um die Gemüter der katholischen Klosterschülerinnen unter euch, die ich vielleicht noch vernaschen will, etwas zu beruhigen: Ich hab´s nicht gemacht!

Übermorgen ist Dienstbesprechung. Da wird besprochen, oder wohl eher ausgeschwiegen und betreten nach unten geguckt, wer an Neujahr arbeiten muss. Eines ist sicher, ich werde es nicht sein!
Bisher habe ich es erfolgreich geschafft mich nur sehr verschwommen oder garnicht an den Jahreswechsel zu erinnern, geschweige denn den Tag danach als Mensch - per allgemein anerkannter Definition - mitzuer-"leben". Ich sehe nicht ein, wieso sich das ändern sollte. 

Donnerstag, 3. Dezember 2009

* GASTPOST * GASTPOST * GASTPOST *

Von unwichtigen Wichtigtuern und wichtigen Unwichtigtuern

Ist Euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass die wichtigen Leute immer hinten sitzen? Sicherlich, denn das tun sie. Doch tun sie das wirklich? Wenn ja, warum ist das Lenkrad samt Pedalerie und Schaltknüppel vorne? Wieso haben die meisten Mittelklassewagen nur vorne Airbags und elektrische Fensterheber? Und wenn die Leute, die hinten sitzen, so wichtig sind, warum sitzt der Pilot eines Jumbo-Jets nicht im Gepäckraum? Und einen Busfahrer in der letzten Reihe – der coolen, der mit den fünf Sitzen – habe ich auch noch nicht gesehen. Mal ehrlich, hinten sitzen die Leute, die meinen wichtig zu sein. Übrigens: Ich bin Sgt. Mercy*. 

Wahrscheinlich fragt ihr euch, welch stupiden, engstirnigen Blödsinn ich von mir gebe. Seht es mal so: Die Leute, die meinen wichtig zu sein, sitzen gerne hinten. Des leichteren Verständnisses halber nennen wir sie „Chef“. Die wichtigen Leute sitzen aber vorne. Nennen wir diese „Angestellte“. Und das Auto in dem Chef und Angestellte sitzen, nennen wir „Firma“. Chef und Angestellte fahren über eine Landstraße. Mal angenommen, Chef wär gar nicht dabei. Was nun? Nichts. Angestellte fährt munter weiter. Sogar schneller als zuvor, weil Firma leichter ist. Aber irgendwann ist der Tank leer. Angestellte kann aber nicht tanken, weil Chef kein Geld mehr zahlt. Jetzt mal angenommen, Angestellte wär gar nicht dabei. Und jetzt? Wieder nichts. Null. Chef würde in Firma nicht von der Stelle kommen. Und wenn er es doch schaffen würde, Firma irgendwie in Bewegung zu setzen, würde er sofort die Kontrolle verlieren, hinten verharren und aufgrund des fehlenden Airbags tödlich verletzt. Aber „Tod“ ist so ein hartes Wort. Sagen wir deshalb lieber „Insolvenz“. 

Dieses Beispiel kann man noch weiter führen. Wo kommt denn Firma eigentlich her? Firma wurde produziert. Und was wäre, wenn Firma nie – von wahrscheinlich noch viel unwichtigeren Leuten – produziert worden wäre? Chef würde ziemlich alt aussehen. Er könnte noch nicht einmal eine Insolvenz machen. Er könnte gar nichts. 

Aber damit ist es nicht vorbei: Wenn also Unwichtig (der Firma produziert hat) nichts mehr produziert, kann auch er nichts machen. Und Angestellte kann ohne Firma auch nichts machen. Nun stehen sich also Unwichtig, Angestellte und Chef gegenüber und können nichts machen. Eine blöde Situation, wie ich finde. Ich bin daher der Meinung, dass die wichtigen Leute in Wirklichkeit die unwichtigen sind und die unwichtigen Leute die wichtigen. Oder nein, das ist zu hart. Eher: Es gibt weder wichtige Leute noch unwichtige. Alle Leute sind wichtig... beziehungsweise unwichtig. In sofern verliert das Wort vollkommen an Bedeutung. Ihr alle wisst was ich meine: Dinge, die Euch viel bedeuten, sind unbedeutend, solange ihr sie habt. Doch wenn sie weg sind, wisst Ihr, was Euch fehlt. Darum gibt es bedeutende und unbedeutende Dinge. Wenn es zum Beispiel nur bedeutende Dinge gäbe, bräuchten wir das Wort „bedeutend“ gar nicht. Denn nur die Ausnahmen bestätigen die Regel. Gäbe es keine Ausnahmen, gäbe es auch keine Regel. 

Mir fällt gerade auf, wenn man ein Wort – zum Beispiel „wichtig“ – nur oft genug innerlich wiederholt, klingt es ganz komisch. Und mir fällt auf, dass sich wichtig auf nichtig reimt. Wenn Ihr also das nächste Mal durch die Stadt lauft und irgendeinen Müllmann euren Müll wegtragen seht, fragt Euch: Was wäre ohne ihn? 

*mercy, engl. (n): Die Gnade; Mercy, dt.: (ugs.) Mercedes Benz


Mittwoch, 2. Dezember 2009

Soundtrack of my Life?!

Gerade habe ich noch in der FAZ gelesen, was Pete, pardon, Peter Doherty schon wieder angestellt hat: Er hat sich entschuldigt!
Genau, nach seiner etwas daneben gegangenen Hommage an das deutsche Volk bei einem Radiokonzert hat er sich entschuldigt und das Ganze mit einem grandiosen Akustikgitarrenkonzert in Köln wieder gut gemacht.

Passenderweise saß ich kurz bevor bevor ich den Artikel gelesen habe satte drei Stunden an dem ultimativen "Best of classic/ modern Rock and musical friends"-Staddicc-Mixtape. Ja ja, bla bla... Schon gut. Natürlich habe ich nur eine CD fürs Auto gemacht, beruhigt euch, die Stimmen im Kopf können jetzt wieder leiser werden. 
Eine affengeile CD mit Liedern, die mein Leben, meine Seele, und meine Genitalien beschreiben. Und teilweise sogar meine Ausscheidungen. Obwohl, weniger meine, sondern mehr die von... ach, ist ja auch egal.
Und doch könnte ich kein einzelnes Lied als Soundtrack zu meinem Leben benennen. Ich denke, ein Mensch ist zu komplex, als dass ein Lied all seine Facetten beschreiben könnte.  Manche Menschen behaupten ihr Leben sollte einen Soundtrack haben. Sie tun mir so Leid.

Selbstverständlich beanspruche ich für mein Leben mindestens ein paar hundert Songs und es wäre trotzdem niemand schlauer.
Aber welches arme Hirn wollte schon versuchen, mich und mein Leben zu erklären. Da ich eines Tages zweifellos zum Seelenklempner verschleppt werde hat dieser Mensch jetzt schon mein Beileid.
Zugleich löse ich mich von jeglicher Verantwortung und somit auch von allen finanziellen Pflichten ihm gegenüber im Hinblick auf den sanatorischen Aufenthalt seinerseits. Wenn er ein guter Psychater sein sollte, wird der nämlich kommen.
Aber vielleicht werfen sie mich auch einfach über einer einsamen Insel ab. Ich würde mir eine Reihe von Eingeborenen suchen, weibliche versteht sich, und ihnen folgende Namen geben: Montag, Dienstag, Mitwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag.
...ich frage mich gerade, wie ich auf die Namen komme und was sie wohl für eine Bedeutung haben!?

Fuck Forever.

Mittwoch, 25. November 2009

Essay der wahren Liebe

Vermeintliche Liebe lässt uns blind werden. Wir führen unser Leben, so egoistisch und selbstlos wie es uns eben möglich scheint. Und dann steht sie plötzlich vor uns.

Sie küsst uns, zieht uns in ihren Bann und schenkt uns Wärme. Sie saugt uns aus, jede Autonomie, jede eigenverantwortliche Kraft in uns geht verloren. Sie riecht so unglaublich gut, mit jedem Atemzug erfüllt sie uns mehr und mehr. 
Du scheinst um deine Blindheit nicht zu wissen und das ist dir auch egal. Du hast alles, was du dir wünscht, oder nicht!?
Die Diktatur des Himmels. Du denkst das Glück sei an deiner Seite, aber du gibst zu Gunsten der Liebe alles auf, was dich aus- und somit als Mensch überhaupt erst liebenswert macht. Verliebte, diese Blinden fristen ihr Dasein als Untote. Sie vegetieren vor sich hin, ein Symbiont, dessen Leben vom Wirt bestimmt wird. Doch wer ist Wirt und wer Symbiont?

Doch wahre liebe ist mehr. Wahre Liebe zwingt dich über eben sie hinauszublicken und zu erkennen, was bleibt: DU!
Das unterscheidet sie von falscher, selbstsüchtiger Liebe. Es ist ein schmaler Grad, aber dahinter verbirgt sich nichts geringeres als reine Freiheit. Deine Freiheit. Es lohnt sich diesen Weg zu gehen, auch wenn es schwer fällt.
Tatsächlich verlangt wahrhaftige Liebe nichts, sie erzwingt keine Opfer. Weder deine noch die anderer. Sie lässt dich gerne geben, freiwillig. Einfach so.
Sie will uns nicht abhängig machen, sie will uns den Weg in unser Innerstes weisen. Und das können nur wir selbst sein. Nichts und niemand anders. Und schon gar nicht wir erfüllt von fremder, falscher Liebe.

Wenn du also bei einer Frau das nächste Mal das Gefühl hast, sie lässt dich zappeln oder will dich verarschen, sei ihr nicht böse.Im Gegenteil, sei dankbar!
Sie bietet dir die Chance einen Weg zu deinem Inneren zu finden. Und der führt nicht über sie, sondern nur über dich selbst.
Belohne sie für ihre Liebe, gehe deinen Weg. Lass sie wissen, dass sie dich erfolgreich auf die Suche nach deinem inneren Selbst geschickt hat.
So gesehen verkörpert eine Frau alles, was wahre Liebe bedeutet. Doch sei vorsichtig. Erfüllt sie dich zu sehr, wird sie nicht länger ehrlich bleiben.
Ehrliche Liebe will selbst niemanden erfüllen, die Erfüllung erfolgt durch dich.

Liebe weißt nur den Weg.

Dienstag, 24. November 2009

Chris Brown + Peter North = Hamburg

Irgendwo zwischen Himmel und Erde gibt es auf Wolke sieben eine egomane Seele mit einem Eimer zwischen den Beinen, die gerade ihren Rausch ausschläft.
Sie kann sich nur schwer entscheiden, in welche Richtung sie gehen soll. Dass sie auf Grund ihres körperlichen Zustands ohnehin jede Richtung verfehlen würde lassen wir mal außen vor.
Also was tut diese Seele? Genau, sie entscheidet sich erstmal Sgt. Mercy in Hamburg zu besuchen.

Und wie Hamburg eben so ist, ist uns dort das ein oder andere nicht passiert. Um ehrlich zu sein haben wir wirklich nicht viel gemacht. Am Samstag waren wir mit einer gemeinsamen Freundin auf der Reeperbahn und sind dort sinnlos rumgelatscht. Wir wollten eigentlich in einen Club gehen, haben es aber dann doch irgendwie verkackt. Wir wurden nicht einmal von einer Nutte angequatscht. Unglaublich, was so alles möglich ist, wenn man eine Frau dabei hat. 
Sgt. Mercy ist schon recht früh nach Hause gefahren, er hatte schnell keine Lust mehr im Regen rumzulaufen. Dann waren da noch unsere Freundin und ich. Wir waren natürlich noch wahnsinnig motiviert und in unserer euphorischen Überschwänglichkeit stellten wir uns an eine 10 Meter lange Schlange vor diesem beschissenen Geldautomaten. 
Endlich waren wir dran! Das geduldige Warten dankte uns der Geldautomat damit, dass er nun  leer war. Ihr könnt euch vorstellen, dass wir daraufhin auch beschlossen nach Hause zu fahren.

Als wir dann in der U-Bahnstation standen und ich mir ein Ticket holte passierte etwas Witziges. Am Automaten neben mir stand eine junge Frau, aber auf einmal kam dieser riesige schwarze Kerl von hinten angesprungen. Er hat sich ihren Arsch gepackt und so getan als besorge er es ihr gerade. Dann sagte er in total lässigem Tonfall: "Alles okay, Baby! Ich wollte nur mal fremde Leute schockieren." Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Hamburg ist eben immer eine Sünde wert. Das dachte er sich wahrscheinlich auch.
Sollte ich ihm vielleicht die Wahrheit erzählen? Dass ich ein unbescholtener Theologiestudent sei und gerade von einem exzesslosen Priesterseminar käme? Es hätte ihn wohl nicht sonderlich beeindruckt...

In der Bahn nach Hause, saßen im hinteren Teil des Wagons ein ziemlich betrunkener und ebenso aggressiver Typ mit einer ebenfalls ziemlich betrunkenen Frau. Beide hatten eine lautstarke Auseinandersetzung, die in unkontrollierten Schlägen beiderseits endete. Was für volle, lächerliche Deppen... Aber ich wäre kein Zivi, sondern ein Assi , oder zumindest nur ein Assi und nicht zusätzlich noch Zivi, hätte ich mir die Vorstellung einfach in aller Seelenruhe angeguckt. Ich erkannte ruhmreich meine Pflicht den Retter in der Not darzustellen: Ich bat einen anderen Kerl doch mal dazwischen zu gehen. Ok nicht ganz. Ich bin aufgestanden und mehr oder weniger gleichzeitig wollten auch zwei Weitere (Zivis?) dazwischen. Der Kerl war dermaßen gereizt als leide er an Harnröhrenverstopfung per Nierenstein und versuche in unkontrollierter Wut Herr über seine Schmerzen zu werden. Vergeblich. Das tat aber seinen wahllosen Schlägen in seine nähere Umgebung keinen Abbruch, im Gegenteil. Während seine Freundin oder was auch immer sie war, meinetwegen auch Sparringspartnerin zum anderen Ende des Wagons rannte, nam er meinen zivilcouragierten Kollegen in die Mangel. Dieser hatte keine richtige Chance gegen ihn, da unser Chris Brown-Verschnitt absolut techniklos und willkürlich um sich schlug. Als der andere Kerl und ich auf ihn zugingen und etwas lauter wurden, hat er uns gewunken. Ja, du hast richtig gelesen! Oder er wollte die Luft umrühren. Andererseits klingt es selbst für mich jetzt gerade am logischsten, seine spastischen Regungen wohl doch als weitere Schläge in unsere Richtung zu deuten. Ziemlich bescheuert angesichts der Tatsache, dass wir noch gut eineinhalb Meter von ihm entfernt waren.Ich spielte mit dem Gedanken mich an der Haltestange herumzuschwingen und ihm aus vollem Schwung einen original Chuck-Norris-Round-Kick zu verpassen. Aber es blieb ein Gedanke. So ist das mit derartigen Träumereien. In Gedanken sieht es megacool aus und es hätten sich sofort alle geilen Frauen, von denen es auf einmal etliche im Wagon gegeben hätte, nackt ausgezogen und mir an den Hals geschmissen, während es gehörig zwischen ihren Beinen getropft hätte. Und ich steige aus und hinter mir fliegt der ganze Wagon aus unerfindlichen Gründen in die Luft. Anschließend gehe ich einfach weg, ohne mich umzudrehen...
Aber in der realen Welt wäre ich wahrscheinlich ausgerutscht oder hätte daneben gekickt, woraufhin mich der Typ sabbernderweise zusammengetreten hätte. Außerdem wäre meine Jacke versaut gewesen.

Trotz allem war es auf eine subtile Art und Weise erschreckend, mir wurde bewusst wie verdammt unbeschwert und adrenalinarm unser Leben hier in der Provinz ist. Aber wir sind nichts weiter als ein paar Landeier, die eines Tages nach Fäule stinken werden. Genau, wie die Eier aus der Stadt. Was gibt es da schon groß zu erwarten? Außerdem ist ein voller Prügelknabe in der U-Bahn auch nicht gerade der Sekt, der aus dem Nabel der Welt geschlürft wird.

Dienstag, 17. November 2009

Zivi-Tagebuch 17.11.09 - Aufklärungstruppen vor Zivicity

Mein Tag bei der Dienststelle heute war wieder mal sehr... Ach scheiß drauf, wen interessiert der Mist? Schließlich maßen sich nur allseits umworbene Egoisten mit einem Hang zur Naivität an, dass ihr Leben tatsächlich jemand anders außer sie selbst interessieren würde. Was dann wohl bedeutet, dass ich mir mit diesem Block mehr als gerecht werde.

Wie auch immer, etwas viel Interessanteres ist mir gerade über den Weg gelaufen, als ich vom Pumpen bei Low kam. Dieses "Etwas" von der Konkurrenz ist hier mit großen Rucksäcken und olivgrünen Uniformen durch die Landschaft gestiefelt.
Als pazifistischer Zivi war ich natürlich geschockt: Sie waren bewaffnet, und zwar mit Taschenlampen! Was grundsätzlich nicht verkehrt ist, wenn man sie wenigstens einschalten würde. So hätte ich fast den ein oder anderen platt gemacht. Diese Jungs sieht man aber auch schlecht in ihren dunklen Klamotten, aber sie sind ja nicht umsonst Staatsbürger in Uniform.

Wie mir einer dieser Kollegen im Geiste erklärte befanden sie sich auf einem Orientierungsmarsch oder so etwas Ähnlichem.
Das interessierte mich natürlich, schließlich ist NakedDevil auch gerade beim Bund und frisst dort seine Portion Scheiße. Wenn auch nur eine sehr kleine, löffelweise. Wie man hört wird einigen anderen die Scheiße gewissermaßen auf einem großen, verrosteten Metalteller serviert. Wenn sie denn nicht gezwungen sind sich ihren Teil abzuholen.
Aber sie gehörten nicht zu Devils Einheit, sondern waren von den Aufklärern und so blieb mir das Vergnügen heute verwehrt geblieben meinen lieben Freund Teerklumpen husten zu sehen. Unter dem Vorbehalt, dass er noch atmete.

Doch ich muss zugeben, es war ein seltsames Gefühl. Die ganze Situation hatte etwas vom Ausnahmezustand. Am Straßenrand kommen mir in regelmäßigen Abständen uniformierte Soldaten entgegen, ansonsten ist alles Dunkel und weit und breit keine Menschenseele zusehen. Das ganze war unheimlich, aber gleichzeitig auch faszinierend.
Auf der anderen Seite war es nur irgendein beschissener Marsch, der die  Jungs wahrscheinlich nur genervt hat und mein verweichlichtes, unschuldiges Ziviherz  in Aufruhr versetzte.
Ich hatte fast den Eindruck in Speergebiet eingedrunken zu sein. Gleich würden die Feldjäger mit ihren Disziplinatoren kommen... (Erklärung von NakedDevil:"Das  sind Hartgummiknüppel mit Bleifüllung." Gut zu wissen, danke!)
Es ist eben einfach weder normal und schon gar nicht alltäglich die Typen im eigenen Land zu sehen. Ich meine, wofür gibt es verdammte Zivis? Wenn die schon hier rumlaufen können die gefälligst auch die alten Leute nach Hause fahren, mit so einem Panzer könnte man doch locker die Luftlinie nehmen.

Aber wer weiß, wie es hier in 28 Tagen aussieht. Ob irgendwelche vermoderten Zombies mit einer halben Katze statt einem Arm verrostete Pick Up-Trucks in Häuserfronten setzen und wir deswegen über jeden, der mit einer Waffe umgehen kann froh sein werden. Die Schweinegrippe steht schon mit Lasso und O-Beinen bereit...

Ende für heute. Ich hab noch ein Date. Mit einem Volltrottel mittleren Alters, gefangen im Körper eines Supermodels: BERND STROMBERG!

PB: Nennt mich Quotenhascher, aber ich bin mir durchaus bewusst, dass die Anzahl der Besucher dieses Blogs allein durch den letzten Satz rapide in die Höhe schießen wird. Ich bin eben auch nur ein Gott.

Freitag, 13. November 2009

Zivi-Tagebuch 13.11.09 - Der Tag des tanzenden Türken

Der Tag fing an und ging vorbei. Wie jeder andere auch. Was dazwischen passierte erzähle ich euch jetzt...

Es war eigentlich ein verschissen normaler Tag als Zivi mit einigen relativen Höhepunkten, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
Es fing gleich gut an. Meine heilige Mission. Da die Dienststelle dank uns Zivis in gehörigem Maße Geld spart habe ich es mir vor geraumer Zeit zur Aufgabe gemacht diese soziale Ungerechtigkeit bei jeder möglichen Gelegenheit auszugleichen. Irgendjemand muss ja für Gleichgewicht zu Gunsten der Zivis sorgen. Scheiße, unsere Grundrechte sind eingeschränkt! Ich bin kein Roboter, ich brauche meine Freiheit wie Antiraucher die Luft zum atmen. Also bemühe ich mich in schon fast wohltätiger Weise darum der Dienststelle so viele Kosten wie möglich zu machen:

Und darum kann man auch mal einfach so 95 falsche Kopien auf farbige Din A3 Blätter machen, die keine Sau braucht. 

Es war zwar nicht mit Absicht, aber vermutlich habe ich mein Ziel bereits so verinnerlicht, dass ich wenn ich etwas mache, es falsch mache. Natürlich nur solange es nicht auf Kosten der Bewohner geht. Schließlich gehöre ich nicht zum Personal, nicht wirklich. 
Denn erstens sollten die Blätter bunt sein und zweitens auch ausgedruckt werden, nur eben nicht in der Größe. Was soll´s! Ich hatte Zeit und hab so in aller Ruhe nochmal das Gleiche 95 Mal in A4 ausgedruckt.
Ihr könnt mir glauben, an dem Morgen habe ich mehr Zeit im Verwaltungsgebäude vor dem Kopierer verbracht als eine der gelangweilten Angestellten, die vermutlich in jeder Pause ihren Arsch auf dem Kopierer ausbreiten und dabei wie Schulmädchen kichern. "Hihi, das ist ganz warm.."

Es sah an diesem Tag so aus: Wie die Tage vorher. Nämlich, dass unser Zivikollege GoldenLongHair krank war und in der Zivibude pennte. Das war Kacke, da er eine echt bekackte Aufgabe hatte: Essen ausfahren!
Egal, ich tat mich mit Low zusammen und wir cruisten los. Obwohl man das in diesem versifften Haufen Schrott auf vier Rädern nicht wirklich gemäß dem Gesetz der Straße als Cruisen bezeichnen kann. Und eigentlich fuhren wir auch nicht entspannt durch die Gegend. Eher wollten wir einen neuen Rekord im Zeitfahren aufstellen.
Ehrlich, so körperlich (beim Treppen hochlaufen) und geistig (beim Autofahren am Limit) gefordert waren wir während unserer Zeit als Zivi nie. Da bekam wenigstens auch der arme, kleine zweite Gang endlich die verdiente Aufmerksamkeit.
Wir sind das SEK! Das "Sonder-Essens-Kommando". In vollendeter logistischer Technik flogen die Menüs nur so durch unsere kleine Stadt. Es hier nur: "GoGoGo!!", wir schwärmten aus und waren in überzivildienstlicher Geschwindigkeit wieder im Wagen, mit dem nächsten Gericht auf dem Schoß.
Bei keinem Kunde wurde mehr als eine Minute verschwendet, selbst wenn es ein langer beschwerlicher Weg zu seiner Haustür war und eine Folter durch menschenunwürdigen Gestank. Letzteres war eine gute, zusätzliche Motivation seinen Arsch noch schneller zu bewegen.
Sogar die klassischen Härtefälle, die in Sachen Zivis vollquatschen das Zepter in galaktische Höhen halten, konnten erfolgreich besiegt werden.
Dann waren wir bei Frau B. Ihr erinnert euch hoffentlich an sie. Ihre Katze lässt sogar Freddy Kruger in Sachen "Leute-dazu-bringen-um-ihr-Leben-fürchten-und-hysterisch-schreiend-davonzurennen" alt aussehen. Wie auch immer, diese Frau wohnt in einer Wohnsiedlung, ehemals für englische Soldaten erbaut. Ihr könnt euch den Ghettocharakter vorstellen. Ganz vorurteilsfrei: Da wohnen eine Menge Türken. 
Wir, natürlich auf das Ziffernblatt der Autouhr vertieft, konnten keine Rücksicht auf ohnehin nicht geltende Verkehrsregeln in dieser Siedlung nehmen und heizten durch die kleine Straße. Die Unterseite des Gaspedals in dauerndem Kontakt mit dem Fussraum des Wagens.
DOCH WAS IST DAS??? Da ist auf einmal so ein Türke am Straßenrand. Es sieht fast so aus als ob er tanzt. Oder macht er etwa irgendwelche Jogaübungen mit seinen Lidletüten in der Hand??
Nein, Moment! Der winkt uns ja zu, wie freundlich! Zwar schwingt er dabei seine Tüten gehörig weit über der Fahrbahn, so dass ich ihm ausweichen musste, aber was soll er auch machen? Schließlich hat er keine Hand frei!

An dieser Stelle möchte ich eindringlich darauf plädieren, alle Vorurteile gegen unsere andersstämmigen Mitmenschen fallen zu lassen. 
Ich habe noch keinen Deutschen getroffen, der zwei Zivis bei ihrer Arbeit in diesem Maße eine Freude macht. Ich bin sicher es war gut gemeint. 
Also immer schön freundlich winken, wenn ihr das nächste Mal einen entzückt tanzenden Türken mit Lidletüten am Straßenrand seht!

Montag, 9. November 2009

Zivi-Tagebuch 9.11.09 - Ein Zivi wächst mit seinen Aufgaben Oder: Gibt´s im Himmel Internet?

Ich bin ja so ein beschissener Penner! Ersatzweise ein Arschloch, wenn auch die liebenswerte Art Arschloch.
Seitdem bei uns ein komplettes Gebäue außer Reichweite gezogen ist bin ich vom chronischen Mülldiensthasserzismus zum wahren Müllliebhabertum konvertiert. Was für eine Leistung! Diese steht im krassen Gegensatz zu den Leistungen, die ich bei Mülldienst sonst so abliefere. Heute hatte ich schon beinah ein schlechtes Gewissen, weil ich so wahnsinnig wenig gemacht habe, zweistündige Mittagspause exklusive.
Meine armen Zivikollegen taten mir schon fast Leid. Sie mussten sich mit den lästigen scheiß Arbeiten herumschlagen, während ich entweder schlief, Werbeprospekte las oder Shisha rauchte.
Ok, das klingt jetzt vielleicht nach sehr wenig Arbeit, war es ja auch. Nicht, dass ich nichts gemacht habe, es beschränkte sich nur auf ein absolutes Minimun. Ich habe es einfach als Entschädigung für das schlechte Essen gesehen...

Als ich so da saß, um 10 nach 12 und mit Essen beschäftigt musste ich an diese eine Schwester denken. Sozusagen meine Chefin.
Ich genoß meine Ruhe und diesen inneren Frieden, fern jeden Stresses. Sie sprang vermutlich gerade von einem Zimmer zum nächsten, hektischer als in Kolibri auf Ecstasy. Diese Frau ist der Horror, irgendwann geh ich mal in die nächste Apotheke und hol mir zu meinen Zivi-Sonderkonditionen eine Ladung Valium und misch sie ihr in den Kaffee. Bei ihr muss selbst die beschissenste, unwichtigste Kleinigkeit sofort erledigt werden . Ihre "Bittbefehle" kommen in einem Tonfall, dass man denken könnte sie hätte seit drei Tagen nicht gekackt und wollte diese Sache noch schnell erledigt haben, bevor sie sich an ihr braunes Geschäft macht.
Ich hasse solche nervösen Menschen. Denken die ernsthaft, dass irgendetwas besser laufen wird, wenn man alles unter Unruhe macht? Ich meine, da sind ein paar verdammte Kleinigkeiten, die sofort erledigt sind und diese Furie rennt hin und her, nicht dass deswegen alles schneller vonstatten geht. Genau genommen geht alles langsamer, aber hey! Kein Grund das Arbeitsverhalten zu ändern, oder?
Ich glaube ja eher, dass sowas das Produkt innerer Unzufriedenheit und Unruhe ist. Menschen, die nicht in der Lage sind etwas in Ruhe mit Gewissenhaftigkeit zu erledigen, laufen unbewusst vor irgendetwas davon. 
Es ist die Angst vor Unzulänglichkeit, die das Handeln solcher Menschen bestimmt. Vielleicht wurde diese Frau ja früher gemobbt? Es würde mich nicht wundern, sie hat es verdient! Diese Angst kann verschiedene Bereiche des Lebens betreffen und meine "Chefin" projeziert durch ihr Verhalten ihre Angst auf alle anderen Bereiche und Menschen in ihrer näheren Umgebung. Oder versucht es zumindest unterbewusst.
Eigentlich tut sie mir Leid. Sie ist Mitte vierzig. Aber ich bin mir ziemlich sicher, sie hat trotz ihres vermeintlich reifen Alters noch erhebliche Defizite in ihrer Persönlichkeit. Solche, die eine gesunde Persönlichkeit bereits viel früher überwunden hat.

Und, was sagt das alles nun über mich aus!? Man bedenke meine Arbeitsweise...

Möge Gott auf pseudofundiertes Halbwissen scheißen, während er das liest!

Samstag, 7. November 2009

Die Metapher von den Fröschen

Zur Info: Ich habe mir diese Geschichte nicht ausgedacht, sie ist wirklich passiert!! Oder auch nicht... keine Ahnung. Jedenfalls stammt sie von jemand anderem, ich weiß allerdings nicht von wem. Ich schreibe sie hier nur mit meinen eigenen Worten auf. Ich denke sie enthält einen sehr wertvollen Gedanken. Vielleicht öffnet diese Geschichte dem ein oder anderen die Augen.

Dies ist die Geschichte, von einem ganz besonderen Frosch. Dieser Frosch lebte mit vielen vielen anderen Fröschen zusammen. Und doch war er ein Außenseiter, er sprach nie und die anderen Frösche lachten über ihn. 
Und da gab es diesen Berg. Dieser Berg war der höchste Berg im ganzen Land. Nur sehr wenige Frösche hatten es je geschafft ihn ganz zu besteigen. Er war berüchtigt für sein hartes Terrain und die gefährlichen Hänge. 
In einem Wettkampf, der nur sehr selten stattfand, maßen sich stets die stärksten und mutigsten Frösche. Sie wollten herausfinden, welcher unter ihnen der allerstärkste und der allermutigste war. In dem Wettkampf ging es darum den Gipfel dieses Berges zu erklimmen. Welcher Frosch würde es als erstes auf die Spitze schaffen? Würde es überhaupt einer schaffen? Es traten ohnehin nur die Größten. Das Risiko bei diesem Wettkampf den Tod zu finden war unglaublich hoch, nur wenige trauten sich es zu versuchen.

Am Tag des Wettkampfes fanden sich die paar mutigen Frösche am Fusse des Berges zusammen, bereit alle Risiken auf sich zu nehmen um die Spitze zu erklimmen. Um sie herum hatte sich eine riesige Menge an Fröschen versammelt waren, die gespannt waren wer es schaffen würde. Schon bereits vor Beginn des Wettkampfes spekulierten sie, welcher Frosch der Favorit sei und welcher kläglich versagen würde...Nun war da dieser eine spezielle Frosch. Auch er wollte an dem Wettkampf teilnehmen, obwohl er wesentlich schwächer und kleiner war als die anderen Frösche. Er wirkte eher zerbrechlich. Die Frösche wussten, dass er dieser schwierigen Herausforderung schnell unterliegen würde. Sie machten sich bereits vor Beginn des Wettkampfes über ihn lustig, sie verspotteten ihn. Sie alle waren sich einig: dieser Frosch würde es niemals bis auf den Gipfel schaffen. "Das wirst du doch nie schaffen", "Geh lieber nach Hause, Kleiner!", riefen sie und lachten dabei laut. Doch der Frosch schenkte ihnen keinerlei Beachtung.

Er ging also mit den anderen teilnehmenden Fröschen ans Ziel. Dann ertönte das Startsignal. Die Frösche liefen los und wurden von ihren Fans angefeuert. Alle bis auf den kleinen Frosch, nach wie vor lachten sie über ihn und schlossen Wetten ab, wann er abstürzen würde. ""Gib lieber auf!" rief die Menge. "Du schaffst es doch nicht!". Aber der Frosch lief und lief. Er sprang über einen Felsen nach dem anderen, den Blick auf den Gipfel fixiert. Es schien als sei er garnicht anwesend, als sei er bereits so gut wie am Ziel. In großen Sätzen rannte der Frosch und überwand jeden Abgrund. Die anderen Frösche versuchten ebenfalls den Gipfel zu erreichen, doch einer nach dem anderen versagte. Viele brachen vor Erschöpfung zusammen oder stürzten die steilen Felsen hinunter in die Tiefe. Nur noch sehr wenige waren im Rennen.

Doch die spottenden Stimmen der anderen Frösche wurden nicht leiser. "Du hast Glück, dass du überhaupt so weit gekommen bist...", "Du wirst immer klein und schwach bleiben, riskiere nicht noch dein Leben!". Doch der kleine Frosch rannte immer weiter während seine Kollegen, einer nach dem anderen, in die Tiefe stürzten. Der Wettkampf näherte sich seinem Ende, der Gipfel war schon in Aussicht. Es waren nur noch zwei Frösche im Rennen: der kleine Frosch und ein anderer, stärkerer.
Der kleine Frosch jedoch war nicht aufzuhalten. Er rannte als ging es um sein Leben, während aus der Tiefe noch immer schallendes Gelächter zu hören war. Nun war es so weit, die beiden Frösche waren kurz vor dem Gipfel. Auf den letzten Metern war ein letzter großer Felsen, den sie überwinden mussten. Der kleine Frosch nahm noch einmal all seine Kräfte zusammen und schaffte es über den Felsen, der andere Frosch war zu erschöpft. Er gab auf, denn er wusste er würde es nicht schaffen und stattdessen wie so viele andere  in den Tod stürzen.

So erreichte der kleine Frosch als einziger unter allen Fröschen den Gipfel des hohen Bergs. Die Frösche, die vom Fusse des Berges aus zusahen wussten nicht, was sie sagen sollten. Sie sahen sich ratlos an. Irritiert davon, was dieser kleine Frosch erreicht hatte. Wie hatte er das geschafft? Die anderen waren alle so viel größer und stärker als er und doch war er der Gewinner des Wettkampfes.
Vielen Frösche waren tot, die übrigen konnten sich vor Erschöpfung kaum noch regen. Doch nun war da dieser kleine, resistente Frosch allein auf dem Gipfel. Es herschte ratlose Stille, noch nie hatte es etwas Derartiges gegeben. Es schien unmöglich, dass dieser kleine Frosch da siegreich war, wo alle anderen versagten.

Doch es gab da etwas, was diesen Frosch von den anderen unterschied. Eine Tugend, die nur ihm zu Teil war: Der kleine Frosch, der an diesem Tag das Unmögliche möglich machte... war taub.

Dienstag, 3. November 2009

Zivi-Tagebuch 3.11.09 - Nervig wie Blähungen beim Sex

Maxime 1: Zivildienst ist scheiße.

Maxime 2: Meine Zivildienststelle unterbietet jedes Minimum an vernünftiger Organisation und kompetentem Umgang mit Menschen (Sein´s die Kunden oder sein´s die Mitarbeiter)

Maxime 3: Ich bin Zivi und mit 20 keinesfalls an Selbstzerstörung interessiert.

...eigentlich ist Zivildienst eine gute Alternative für Leute, die sich selbst verletzten.

Samstag, 31. Oktober 2009

Jeder ist sich selbst der nächste - Der gesunde Egoismus

In jedem von uns steckt ein Egoist und wir sollten ihn öfter rauslassen. Das klingt zunächst einmal abgedroschen und unsozial, aber nach kurzem Überlegen liegt der Gedanke gar nicht mehr so fern. 

In jeder Form der persönlichen Entwicklung ist eine Einsicht unumgänglich: Die Tatsache, dass wir alle die Welt mit unseren Augen sehen. “Was für´n Quatsch, das ist doch klar”, denkt sich vielleicht der ein oder andere. Nicht jeder versteht sofort, worum es eigentlich geht. Was in der Psychologie, genauer gesagt beim Neurolinguistischen Programmieren (NLP) als “Frame” bezeichnet wird ist, der Übersetzung entsprechend, der Rahmen in dem wir handeln, durch den wir die Welt sehen und innerhalb dessen wir Entscheidungen treffen.
Man könnte es auch mit einer Brille vergleichen. Durch diese sehen wir die Welt auf eine ganz bestimmte Weise. Die Perspektive, die diese Brille darstellt ist abhängig von unserer inneren Einstellung.
Und hier kommt der Gesunde Egoismus ins Spiel. Viele Menschen sind sich ihrer “Brille” nicht bewusst, sie nehmen nicht zur Kenntnis wie sich ihre Sicht der Welt, ihre Realität, entwickelt. Die Menschen tun alles mögliche, was sie eigentlich nicht wollen und riskieren nichts. Das Wichtigste für sie ist sich so zu verhalten, dass es die Gesellschaft akzeptiert. Bloß nicht auffallen, sonst könnten die Leute noch anfangen zu reden. Als Tipp am Rande: Sie tun es sowieso, man kann es nicht ändern. Irgendwie gibt es immer einen Haufen Leute, die ganz genau zu wissen scheinen, dass man dieses oder jenes nicht kann oder schafft. Man kann sich nur dahingehend entwickeln, dass man von so was unabhängig und nicht beeinflussbar ist.
Und so ziehen die Menschen alles und jeden sich selbst vor. Die eigenen, persönlichen Bedürfnisse oder Ansichten werden zurückgestellt um ins Bild zu passen. Aber es ist immer noch Dein Leben! Nur Deins. Wieso lässt auch Du zu, dass andere Menschen Einfluss auf Dein Leben haben? Du bist selbstverantwortlich für Dich und die Art und Weise wie du die Welt siehst. Entscheidungen fällst Du nicht für andere, sondern für Dich! Mach verdammt noch mal, was Du willst! Was hält Dich ab?
Was könnte jemals so bedeutend sein, das mit Dir nichts zu tun hat und dennoch Einfluss auf dein Leben könnte? Natürlich versucht man zunächst anderen zu gefallen, das ist ganz normal. Aber dadurch ist man immer abhängig von den Meinungen anderer und wahres Glück kann nicht von Außen kommen. Wahres Glück kann man nur aus seinem tiefsten Innern schöpfen. Also fang an! Sei einfach mal so egoistisch, wie Du es für richtig hältst und mach genau das, was Du machen möchtest.
Keine Angst, es wir nichts Schlimmes passieren. Im Gegenteil. Lebst Du erstmal in einer von dir geschaffenen Welt und bist Du erst einmal Selbstbestimmer deines Lebens, wirst du das Gefühl haben, dass sich die Dinge von ganz alleine auf Dich zu bewegen.
Was die Gesellschaft verlangt ist nicht immer das Richtige für den Einzelnen. Und nur ein glücklicher, autonomer Mensch kann der Gesellschaft wirklich dienen und anderen Menschen gut tun und helfen. Aber dazu ist ein gewisses Maß an persönlichem Rahmen, an gelebter Selbstdarstellung notwendig. Eben an gesundem Egoismus.
So wie es in der Verführung einer Frau nötig ist Zugang zu dem Mann in sich zu haben, ist es im Alltag nötig Zugang zu dem zu haben, was man will und vor allem dazu, dies auch durchzusetzen (letztlich bedeutet auch Mannsein nichts anderes). 

Von alleine kommt nichts zu uns, wir müssen es uns holen. Alles. Immer. Das ist allerdings unmöglich, solange wir nicht bereit sind das auch tatsächlich zu tun. Denn dazu gehört Risikobereitschaft. Heutzutage kann man sich ohnehin auf nichts mehr verlassen und es ist ein großer Fehler sich in falscher Sicherheit zu wiegen. Aber genau dies machen wir, wenn wir für alles andere ständig zurückstecken. 
Auf diese Weise bekommt man nicht was man will, sondern es führt auf Dauer nur zu Frustration. Du solltest keinen Menschen an sich, und somit auch nicht die Gesellschaft um dich herum auf ein Podest stellen und ihm oder ihr so Macht über dich geben. Sei kein Bittsteller, der auf andere angewiesen ist. Hole Dir stattdessen, was Dir im Leben zusteht!

Freitag, 23. Oktober 2009

Zivi-Tagebuch 23.10.09 - LATEST NEWS

Neueste Berichte der Deutschen Bundeswehr haben tiefe Einblicke in die Arbeitswelt von Zivildienstleistenden gewährt. Erschreckende Erkenntnisse traten hierbei zu Tage. Den Berichten zufolge lassen über 60 Prozent der Zivildienstleistenden einen großteil ihrer Arbeitszeit vollkommen ungenutzt verstreichen. So versteckten sie sich buchstäblich vor der Arbeit und nutzen auf schamlose Weise die knappe Zeit der zuständigen Pfleger aus, die nicht in der Lage sind die faulen Zivildienstleistenden permament zu suchen.
Ein westfälischer Zivildienstleistender, der anonym bleiben möchte äußerte sich zu den Vorwürfen folgendermaßen: "Richtig!"

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich im letzten Monat nicht zwischendurch dachte, dass Zivildienst gar nicht mal so übel ist. Das heißt allerdings nicht, dass mich die konstante Ignoranz gegenüber unserer Arbeit und die gegen minus Unendlich gehende Anerkennung gewaltig ankotzen würde. Was man macht, macht man falsch, und dabei werden wir noch wie die letzten Vollidioten behandelt. Entweder hat unsere Dienstelle an Zivis schon die größten Deppen unter der Sonne seit Ikarus gesehen, der zu blöd war seinem Vater einfach mal zuzuhören, oder wir haben es anfangs mit dem Dummanstellen ein wenig übertrieben. Ich tendiere zu Ersterem, was bedeutet, dass wir uns insgeheim unseres Intellekts entsprechend verhalten.
Eben diesem Intellekt verdanken wir nämlich unsere Fähigkeit zu, ich möchte sagen, antilogistischem Denken. Wie schafft man es in möglichst viel Zeit möglichst wenig zu tun und trotz des minimalen Aufwands maximalen Ertrag zu erhalten? Spielen wir ein wenig Doktor Frankenstein und erschaffen ein Monster namens zivilus oeconomicus:
Der zivilus oeconomicus hat eine erstaunliche Methode entwickelt die mangelnde Moral, die ihm entgegengebracht wird, auf eine friedliche, moderne Art der Selbstjustiz zu seinem Gunsten auszugleichen. Er verdankt seine fundierte Erfahrung einer genauen, beobachtenden Analyse vergangener Arbeitsprozesse. Hierdurch modelierte er einen völlig neuen Arbeitstag, frei von fast jeglicher nervigen Form der Arbeit. Der zivilus oeconomicus weiß genau, wann welche Aufsichtsperson Dienst hat und wie sich lästige Aufgaben geschickt umgehen lassen. Der springende Punkt ist ganz einfach: Bist du nicht da, bist du beschäftigt. Bist du hingegen da, bist du unbeschäftigt und bekommst Aufgaben. Ist der zivilus oeconimicus also "beschäftigt" mit schlafen, bedeutet das nur, dass er offiziell seiner Arbeit nachgeht und zwar in so intensivem Maße, dass er dazu nicht einmal anwesend sein kann. 

Ich bin sogar so unverschämt, nicht nur jede freie Minute in der Ziviwohnung mit schlafen zu  verbringen (Jede freie Minute heißt immer zwischen den Mahlzeiten, wenn ich nicht gerade Essen ausfahren muss). Nein, ich treibe es auch auf die Spitze und gehe, wenn irgendwie möglich nachmittags als Erster. Das war zum Beispiel diese Woche jeden Tag möglich, da wir genug Leute zum fahren waren. Ich war immer um kurz nach vier zu Hause, spätestens... Aber ein echter Zivi lässt sich natürlich nicht um seine Überstunden bringen. Wenn ich am nächsten Tag also zur Arbeit komme, bereit möglichst bald weiterzuschlafen, trage ich als erstes auf dem Dienstplan irgendeine Uhrzeit ein, zu der Ich am Tag vorher vermeintlicher Weise Feierabend gemacht habe.
Von wegen Zivildienst, ich habe mich noch nie so ungesellschaftlich verhalten. Jawohl, der Zivildienst hat mich verdorben! Jetzt schon. Was jetzt keine Beschwerde sein soll.

Nächste Woche steht erstmal ein Lehrgang an. So eine kleine Auszeit ist auch längst überfällig, da kommt mir etwas Urlaub gerade recht.

Montag, 19. Oktober 2009

Ein One-Night-Stand mit einer Schönheit namens Köln: Ich ruf dich an, versprochen!

Ich frage mich nur, ob ich mich bei unserem Telefonat an das Gesicht meiner Partnerin erinnern werde. Sie hatte so einen romantischen Touch von Schizophrenie. Mal war sie ganz lieb, dann beförderte sie uns mit Tritten aus einem Club und schließlich nahm sie noch die Gestalt eines dreckigen Kellerlochs an. Aber ihren Namen werde ich nicht vergessen. Wie eine Synphonie aus Liebe, Snobismus und Amnesie: Köln!

Low und ich machten uns eines Samstagmorgens früh auf den Weg um den ersten von vier Zügen zu nehmen, die uns nach Bad Honnef zu Lady DSC befördern sollten. Bereits die Parkplatzwahl in relativer Bahnhofsnähe lies Vorahnungen zu, für einen kurzen Aufenthalt in der Stadt des Karnevals mit noch kürzer geratenen Erinnerungen. Ich wusste garnicht, dass unsere kleine Heimatstadt derart ghettoähnliche Züge annehmen kann.
Die Zugfahrt war wie Zugfahrten nunmal sind: "Zermürbend", wie Low auf der Rückfahrt meinte. Zermürbend waren vielleicht weniger die Zugfahrten an sich, sondern eher unsere körperlich und geistig mehr als bedürftige Verfassung.
Zurück zur Hinfahrt: Keine außergewöhnlichen Höhepunkte. Absolut nervöser Tiefpunkt war allerdings eine Gruppe chronisch untervögelter, dafür umso emanziperterer Frauen im fortgeschrittenen Alter. Es war wohl ein auf männliche Gesellschaft verzichtender Ausflug nach Köln, in dem kläglichen Versuch etwas Verrücktes zu tun und ihre Jugend wiederzuentdecken. Angetrieben von alkoholischer Spontaneität waren sie auf der Suche nach dem jungen Mädchen in sich, das die Welt als Spielplatz sieht. Es war wie es sich anhört: Albern. Aber nicht so albern wie es Mädchen sind, sondern eben so albern, wie es erwachsene Frauen unter sich sind. Ich glaube, dazu fehlt Frauen ab einem gewissen Alter einfach das männliche Gen für kindisches Verhalten, das uns im Vergleich zu Frauen immer und überall begleitet und wir deswegen den Umgang damit besser gewohnt sind. Das "kleiner, unerzogener Junge"-Gen ist bei Männern direkt zwischen dem Arschlochgen und dem Weicheigen zu finden.
Nachdem wir in der Fussgängerzone vor lauter Menschen keine menschlichen Gesichter mehr wahrnehmen konnten, trafen wir endlich den Grund für unseren Besuch: Lady DSC!
Als erstes fuhren wir mal wieder Zug, und zwar weiter zu ihr nach Hause nach Bad Honnef. Sie hat eine schöne Wohnung mit hohen Decken und im Wohnzimmer auch eine gemütliche Couch, auf der es sich sehr gut schlafen lässt, wenn man besoffen und noch dazu völlig übermüdet ist. Vermutlich würde ich das jetzt genauso über das Treppengeländer im Hausflur schreiben, wenn ich da drüber hängend geschlafen hätte.
Abends kamen noch zwei Freunde und eine Freundin von ihr zum Vortrinken vorbei. Alle drei sind ganz cool und ihre Freundin konnte beim Autofahren wegen den unbedeutendsten Kleinigkeiten bemerkswert fluchen. Man hätte ihre Ausrufe ohne Weiteres mit Beschimpfungen aus einer vormittäglichen Talkshow verwechseln können. Respekt, Baby! Lady´s einer Freund ist auch nett. Nett und schwul. Aber nichtsdestotrotz nett. Nett, mehr nicht!
Der Abend konnte also losgehen, wir fuhren nach Köln und wollten in´s "Ivory". Wie Lady DSC meinte ein ziemlich versnobter und wie ich meine, yuppiegetränkter Laden. Es kam so, wie ich bei solchen Lädchen meistens komme, nämlich nicht rein. Wir standen noch nicht einmal am Eingang da schickte uns der Türsteher schon wieder weg. Pff, Idiot. Vielleicht wollten wir in euren nach Prosecco stinkenden Schuppen ja garnicht rein?? Naja, wir sind dann doch umgedreht und zurück gelaufen.
Next Stop: "Triple A". Unsere Zeit beschränkte sich allerdings stark auf Eintritt zahlen, reingehen, was zu trinken kaufen, was zu trinken klauen, am Tischen sitzen, auf Hulk warten und von Hulk aus dem Club gekickt werden.
Wir überlegten, als wir drin waren irgendwann, ob es sich lohnen würde zu viert eine Flasche Absolut Vodka für 120 Euro zu kaufen. Schnell waren wir uns einig es würde sich nicht lohnen. Eine zu klauen dagegen sehr. Dank Lows langer Arme und unseres gorbatschov´schen Mutes war nicht mehr nötig als eine beherzter Griff hinter die Bar als gerade die Bardame so nett war sich umzudrehen. Wir suchten uns schleunigst einen Tisch unter dem wir unsere Beute versteckten. Wir fühlten uns wie ein alkoholabhängiger Robin Hood auf einer einsamen Insel, auf der es nur Reiche gibt. Wir klauen den Alkohol von ihnen und geben ihn den einzigen Armen weit und breit, uns. Dazu ist es nur leider nicht gekommen. Wir saßen nicht lange am Tisch, da kam ein sehr aufgebrachter Kerl angerannt und fing an seine eigene Einrichtung zu zerlegen. Der Trottel trat den Tisch vor unserem Sofa in echter Terminator-Manier weg: "Was ist das, häh?? Was soll der Scheiß?" Das bekam er alles in einem guten Tempo raus, wenn man die zahlreichen pulsierenden Adern an seinem Hals und auf seiner Stirn bedenkt. Wir wurden eine Treppe hoch zum Ausgang des Clubs gebracht, als zusätzliche Motivation seinen Anweisungen zu folgen dienten Low Arschtritte des Türstehers, die ihn aber nicht sonderlich beeindruckten. Erst beim letzten Training hatte Low seine Arschmuskeln bis zum Muskelkater gestählt. Vermutlich taten die Tritte dem Kerl mehr weh als Low. Nach dieser kurzen Verschnaufpause genossen die Stimmbänder des Türstehers wieder volle Beanspruchung. Ich war ziemlich empört, dass man überhaupt nicht daran dachte mir zuzuhören. Ich wollte meine Sicht der Lage in Form von "Wir wussten nichts von der Flasche unter dem Tisch, wir haben die eben das erste Mal gesehen." zum Besten geben. Genau das ist das das Problem mit den besoffenen, Scheiße sabbelnden Idioten. Dank ihnen hören diese freundlichen Menschen an Deutschlands Clubeingängen denen überhaupt nicht mehr zu, die sie nicht nur verarschen wollen, sondern es auch authentisch könnten. Es belief sich schließlich auf nichts besonderes als auf einen Rausschmiss und lebenslanges Hausverbot. Was soll´s, für Low ist das nicht das erste Mal. Es wird allerdings das erste Mal sein, dass er nicht eine Woche später wieder erfolgreich in den gleichen Club geht. Aber warten wir es ab, vielleicht landen wir ja nächstes Wochenende doch wieder in Köln.
Nach ein paar Bier in einer Sportbar ging unsere Fahrt mit der Achterbahn "Nachtleben Köln" in die nächste Runde. Es war Kochlöffel oder ersatzweise Arme und Beine schwingen in der "Elektroküche" angesagt. Hier war es das erste Mal am Abend richtig geil. Abgesehen von den zehn Euro Eintritt, die mich mittlerweile nicht mehr erschrecken konnten, da es überall vorher nicht anders war. Das Problem war nur, dass ich diese kaum noch zusammen bekam. Und was ist die größte Scheiße daran, wenn man kaum noch Geld für den Eintritt hat? Genau, dass man sich drinnen nichts mehr leisten kann. Aber ich hatte Glück, ich kratzte meine letzten Münzen zusammen und investierte sie für Low und mich in Bier. Da noch einige andere alte Bekannte da waren, überstanden wir diesen Teil des Abends ganz gut, auch wenn mir beim Ausgang Lady DSC trotzdem noch Geld leihen musste. Ich hatte mich bei meinen letzten Münzen wohl doch verzettelt. 
Nach der Elektroküche verloren Low und ich unsere nette Gastgeberin. Wir fuhren einfach blind mit den anderen Bekannten zu einer sehr seltsamen und sehr alternativen Undergroundparty. Lady DSC schien es besser zu wissen als wir, denn diese Party fand in einem total abgefuckten, vergammelten Gebäude statt. Ich schätze, die Organisatoren der Party waren mehr Besetzer des Gebäudes als eingetragener Veranstalter. Wenn sie überhaupt anwesend waren und sich nicht gerade in einem Edelpuff in Osteuropa mit teurem Vodka, Kaviar und heimischen Nutten vergnügten.
Die Tanzfläche war nicht mehr als ein freigeschaufeltes Kellerloch. Es hätte wohl keinen gewundert, wenn bereits diverse Terroristen oder flüchtige Diktatoren hier herausgezogen wurden. Es wurde Zeit sich von der Party zu verdrücken. Wir wollten zurück zum Hauptbahnhof laufen, wo wir uns wieder mit Lady DSC treffen wollten. Aber ein kölsches Mädel hat uns auf die Frage nach dem Weg entgeistert angeguckt und an eine Gruppe Moslems auf dem Weg zur nächsten Straßenbahnhaltestelle geheftet. Naja, die Straßenbahn kam nicht und wir mussten Taxi fahren. Das wäre ziemlich scheiße gewesen, hätte ich nicht vorher zwischendurch auf einer anderen Taxifahrt noch Geld abgehoben. Am Bahnhof war ich noch so verzweifelt für ein Mal Pissen einen Euro zu zahlen, aber dann ging es endlich ab nach Hause. Aber weil Taxi fahren so viel Spass macht und Lady DSC so gnadenlos übermüdet war wie ein kleines Kind einen Tag vor Weihnachten, nahmen wir für den Weg vom Bahnhof in Bad Honnef zu ihrer Wohnung noch einmal ein Taxi. So 600 Meter können verdammt teuer sein!
Nach ungefähr 6 Stunden Schlaf war es dann auch schon Mittag und für Low und mich wurde es Zeit uns auf den Heimweg zu machen. Wie schon gesagt, wir waren so verflucht fertig, wir quälten uns nur so durch die Gegend. Dank der Müdigkeit ging der ganze Ärger über verspätete oder gleich ersatzlos gestrichene Züge aber ziemlich teilnahmslos an uns vorbei. Der ein Pfund schwere Hefezopf, den sich Low beim Bäcker kaufte tat jedenfalls nicht besonders viel um uns für diese anstrengende Reise zu stärken. Vermutlich zehrt Low noch heute an diesem Klumpen aufgebackenem Teig. Irgendwann, nachdem wir gefühlte sieben Stunden unterwegs waren, kamen wir endlich zu Hause an.
Nein Moment, scheiße es waren wirklich sieben Stunden... Wie auch immer, wir waren einfach unbeschreiblich müde und gingen sofort ins Bett.

Lady DSC, danke für das witzige Wochenende und deine Gastfreundschaft. Leider haben wir von den insgesamt rund vierundzwanzig Stunden bei dir nur ungefähr die Hälte wirklich miteinander verbracht. Ich hoffe du konntest noch für deinen Spanischtest lernen und denkst dir gerade: "Spanischtests sind ja so easy!"

Low, wir sollten uns bald an die Planung für unsere ultimative Deutschland-Hangover-Tour machen!

Und lieber Türsteher aus dem Triple A: Bis nächstes Wochenende! Ich freu mich auf ein Wiedersehen, bis dahin solltest du an deinen Oberschenkelmuskeln arbeiten!

Und dann ist da noch die Schönheit, in deren Schoss wir letztendlich aufgewacht sind. Wir haben uns zwar gestern morgen ziemlich schnell vom Acker gemacht, aber ich verspreche dir, Köln: Wir kommen dich wieder besuchen und dann treiben wir es nur noch härter!