Donnerstag, 3. Dezember 2009

* GASTPOST * GASTPOST * GASTPOST *

Von unwichtigen Wichtigtuern und wichtigen Unwichtigtuern

Ist Euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass die wichtigen Leute immer hinten sitzen? Sicherlich, denn das tun sie. Doch tun sie das wirklich? Wenn ja, warum ist das Lenkrad samt Pedalerie und Schaltknüppel vorne? Wieso haben die meisten Mittelklassewagen nur vorne Airbags und elektrische Fensterheber? Und wenn die Leute, die hinten sitzen, so wichtig sind, warum sitzt der Pilot eines Jumbo-Jets nicht im Gepäckraum? Und einen Busfahrer in der letzten Reihe – der coolen, der mit den fünf Sitzen – habe ich auch noch nicht gesehen. Mal ehrlich, hinten sitzen die Leute, die meinen wichtig zu sein. Übrigens: Ich bin Sgt. Mercy*. 

Wahrscheinlich fragt ihr euch, welch stupiden, engstirnigen Blödsinn ich von mir gebe. Seht es mal so: Die Leute, die meinen wichtig zu sein, sitzen gerne hinten. Des leichteren Verständnisses halber nennen wir sie „Chef“. Die wichtigen Leute sitzen aber vorne. Nennen wir diese „Angestellte“. Und das Auto in dem Chef und Angestellte sitzen, nennen wir „Firma“. Chef und Angestellte fahren über eine Landstraße. Mal angenommen, Chef wär gar nicht dabei. Was nun? Nichts. Angestellte fährt munter weiter. Sogar schneller als zuvor, weil Firma leichter ist. Aber irgendwann ist der Tank leer. Angestellte kann aber nicht tanken, weil Chef kein Geld mehr zahlt. Jetzt mal angenommen, Angestellte wär gar nicht dabei. Und jetzt? Wieder nichts. Null. Chef würde in Firma nicht von der Stelle kommen. Und wenn er es doch schaffen würde, Firma irgendwie in Bewegung zu setzen, würde er sofort die Kontrolle verlieren, hinten verharren und aufgrund des fehlenden Airbags tödlich verletzt. Aber „Tod“ ist so ein hartes Wort. Sagen wir deshalb lieber „Insolvenz“. 

Dieses Beispiel kann man noch weiter führen. Wo kommt denn Firma eigentlich her? Firma wurde produziert. Und was wäre, wenn Firma nie – von wahrscheinlich noch viel unwichtigeren Leuten – produziert worden wäre? Chef würde ziemlich alt aussehen. Er könnte noch nicht einmal eine Insolvenz machen. Er könnte gar nichts. 

Aber damit ist es nicht vorbei: Wenn also Unwichtig (der Firma produziert hat) nichts mehr produziert, kann auch er nichts machen. Und Angestellte kann ohne Firma auch nichts machen. Nun stehen sich also Unwichtig, Angestellte und Chef gegenüber und können nichts machen. Eine blöde Situation, wie ich finde. Ich bin daher der Meinung, dass die wichtigen Leute in Wirklichkeit die unwichtigen sind und die unwichtigen Leute die wichtigen. Oder nein, das ist zu hart. Eher: Es gibt weder wichtige Leute noch unwichtige. Alle Leute sind wichtig... beziehungsweise unwichtig. In sofern verliert das Wort vollkommen an Bedeutung. Ihr alle wisst was ich meine: Dinge, die Euch viel bedeuten, sind unbedeutend, solange ihr sie habt. Doch wenn sie weg sind, wisst Ihr, was Euch fehlt. Darum gibt es bedeutende und unbedeutende Dinge. Wenn es zum Beispiel nur bedeutende Dinge gäbe, bräuchten wir das Wort „bedeutend“ gar nicht. Denn nur die Ausnahmen bestätigen die Regel. Gäbe es keine Ausnahmen, gäbe es auch keine Regel. 

Mir fällt gerade auf, wenn man ein Wort – zum Beispiel „wichtig“ – nur oft genug innerlich wiederholt, klingt es ganz komisch. Und mir fällt auf, dass sich wichtig auf nichtig reimt. Wenn Ihr also das nächste Mal durch die Stadt lauft und irgendeinen Müllmann euren Müll wegtragen seht, fragt Euch: Was wäre ohne ihn? 

*mercy, engl. (n): Die Gnade; Mercy, dt.: (ugs.) Mercedes Benz


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