Donnerstag, 29. April 2010

The highway to the dangerzone - Die kürzeste Ewigkeit der Welt

Wenn du aus 4000 Metern Höhe völlig ungebremst dem Erdboden entgegenrauchst ist dein Kopf leerer als bei einem Orgasmus

Letzten Samstag war es so weit: Die Luft war frei von Asche und so frei von Wolken wie es eben ging. Die Sonne strahlte und ich bin mit einem breiten Grinsen aufgestanden. Bevor ihr euch fragt: Besagtes Grinsen war auch einige Stunden später noch da, als ich vor der geöffneten Luke im Flugzeug stand. 
Nachdem ich mich am Flugplatz angemeldet hatte, kam nach einer Weile ein recht maskulin wirkender Typ und erklärte mir und einem weiterem Tandemspringer wie wir uns in der Luft zu verhalten hätten. Ich wusste sofort, dass ich nur unter ihm hängen wollte. So kam es dann auch, er stellte sich mir noch einmal vor und gab mir anschließend meinen Overall. Außerdem bekam ich noch eine Lederkappe, die in SM-Kreisen sicherlich einige schmachtende Blicke geerntet hätte.
In einer "Top Gun"-Atmosphäre sehen wir unser Flugzeug landen. Wir setzten uns schließlich hinter die Piloten. Mein Tandempartner erzählte mir das Ding hätte 1000 PS, das sollte uns definitiv in die Luft bringen. Auf geht´s, die Dangerzone wartet! 

Die Kiste ruckelt gewaltig und ich hoffe nur, dass wir bevor wir abstürzen wenigstens die 4000 Meter knacken. Aus geringerer Höhe will ich nämlich auf keinen Fall herunterstürzen, schließlich habe ich dafür bezahlt! 
"Das Fliegen ist schon Wahnsinn, was!?", meint mein Partner und er hat Recht! Wenn man sich erstmal an den Gedanken gewöhnt hat an einem Fallschirm und nicht in einem brennenden Flugzeug auf die Erde zurückzukommen, ist es großartig. Von oben sieht sie wunderschön aus, unsere Welt. Auch, wenn die Welt hier oben unmöglich mit der da unten zu vergleichen ist. Alle Sorgen, Probleme und Kriege sind auf dem Boden geblieben, weit weg und unerreichbar weit entfernt. Hier oben fehlt mir absolut nichts. Ich fühle mich heimisch, diese Welt passt perfekt in mein Leben.
Alle im Flugzeug sind schon mehrere Male gesprungen, außer mir. Dennoch durchbricht nur der Motor der Maschine das Schweigen. Jeder hier scheint in sich gekehrt, vielleicht etwas nervös oder zumindest aufgeregt. Es ist jedoch eine Nervosität, die erfüllt ist von Vorfreude auf pures Glück und dem Gedanken an Freiheit. Noch ein letztes Mal tief durchatmen bevor es losgeht. Und dann heißt es Genießen! denn nach einem Fingerschnippen wird es vorbei sein und die Erde hat uns wieder. Oder im Fall meines Partners heißt es eher werbewirksam noch ein letztes Snickers essen, bevor es losgeht. Wenn´s mal wieder länger dauert...
Er fragt mich: "Wenn du willst können wir ein paar Überschläge machen nach dem Absprung!?" 
"Ja klar!", sage ich. Ich wusste im ersten Moment nicht gleich, was ich antworten sollte. Aber dann dachte ich mir: "Wenn schon, dann richtig!" Als nächstes denke ich mir nur noch: "Geil!" 
Es ist soweit, meine Partner schnallt mich an sich fest (Na, wen von euch erregt das gerade nicht??). Die Luke des öffnet sich und es wird noch viel lauter. Der Motor ist jetzt fast nicht mehr zu hören, nur noch der Luftzug. Der Rausch setzt ein... Nacheinander springen die einzelnen Kollegen ab, bis wir schließlich die Letzten sind. Ich muss die Beine hochnehmen und hänge nun nur noch an meinem Partner. Wir, beziehungsweise er bewegt uns vor die Luke. 
Ich sehe große Flecken auf der Erde und kleine Straßen. Alles sieht aus wie gemalt. Es ist ein wenig unscharf, Konturen kann man nicht genau ausmachen. Man weiß, dass es real ist, dennoch ist es völlig unvorstellbar, dass dies tatsächlich die Erde ist. Und, dass man ziemlich am Arsch wäre, wenn man ungebremst dort unten ankommt. Wie in einem wahnsinnig realistischen Simulator, oder in einer surrealistischen Realität. 
Es kommt ein Gefühl der Aufregung in mir hoch. Ich habe noch nie so aufgeatmet und fühlte mich mit einem Mal so leicht. Wie gerne hätte ich meine Gesichtszüge vor Euphorie entgleisen sehen. Doch bevor ich realisiere, dass wir direkt am Abgrund stehen, stehen wir nicht mehr am Abgrund. Wir fallen, fliegen, schweben.
Für einen kurzen Augenblick wird das Flugzeug "unter mir" klein, dann sehe ich wieder die Erde. Die Zeit steht still... Für eine Ewigkeit, die kaum einen Atemzug währt. Diese Ewigkeit ist ein Universum mit tausenden Welten. Ich bin leer, fassungslos. Ich breite meine Arme aus und höre ein lautes Rauschen. Aber befinde ich mich überhaupt in Bewegung oder hat die Welt plötzlich aufgehört sich zu drehen? Ich kann es nicht sagen. An meinen Händen und in meiner Lunge spüre ich diese Luft, so frisch und kalt als wäre sie noch nie geatmet worden. 
Plötzlich erfolgt ein kurzer Ruck und wir bewegen uns wieder langsam. Der Fallschirm ist offen, die Uhr läuft weiter. Und es herrscht Stille, richtige Stille. Pur und einzigartig. Selbst der, der nicht an Gott glaubt, wird hier oben in dieser wunderbaren Stille die Engel flüstern hören. 
Mein Partner gibt mir die Steuerungsleinen in die Hand und sagt mir, was ich tun muss. Es funktioniert genauso, wie man es aus filmen kennt. Ziehe ich an beiden werden wir langsamer, ziehe ich an einer, fliegen wir eine scharfe Kurve bis hin zur Schraube. Mal gleiten wir langsam, mal torkeln wir so wie in einem Korkenzieher gen Erdboden. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Konturen klarer werden. Das Gemälde wird langsam zum Foto.
Schließlich sind wir etwa 40 Meter über dem Boden, nach einer Höhe von 4000 Metern sehen die allerdings höchstens aus wie zehn Meter. 20 Meter, 10 Meter, 5 Meter... Ich ziehe meine Beine an und wir landen sanfter als erwartet. Mutter Erde hat uns wieder, Vater Himmel fehlt uns jetzt schon. 

Und nun? Nun haben wir den Salat! Ich habe damit angefangen. Nun gibt es kein Zurück mehr wie bei einem Hai, der Blut gewittert hat. Das nächste Mal werde ich vermutlich alleine springen. Und dieses nächste Mal wird kommen.

I believe I can fl... - PATSCH!!!

Sonntag, 18. April 2010

Der Big Jump geht in Asche auf!

Tut mir Leid, aber ich muss die ein oder anderen von Euch leider enttäuschen: Ich lebe noch und es ist auch nicht so, dass ich nicht die Eier gehabt hätte zu springen.
Der Sprung fand nicht statt, weil ein beschissener Vulkan auf Island mit einem unartikulierbaren Namen nicht nur 60 Prozent aller Flughäfen in Westeuropa lahmgelegt hat, sondern auch, was unlängst schlimmer ist, den Sportflugverkehr. Pech für alle, die gestern Morgen mehr oder weniger aufgeregt aufgestanden sind und Pläne für etwas hatten, das ein paar tausend Meter über dem Erdboden stattfinden sollte.
Und Glück für Alle, die Angst um mich hatten. Ich werde jetzt vorraussichtlich nächsten Samstag springen, falls die Welt bis dahin nicht von Delphinen erobert und die Menschheit versklavt wurde. In dem Fall würde ich mir überlegen meine Tierliebe vorrübergehend über den Haufen beziehungsweise einen Delphinkadaver zu werfen.
Nun frage ich mich allerdings, ob die Piloten einfach solche Weicheier sind und keine Herausforderungen schätzen oder sie wohlmöglich wegen einer Pilotenversammlung am Abend vorher einfach noch nicht wieder nüchtern waren. Oder es waren gerade wegen einer solchen Versammlung noch in der Nacht alle Maschinen von betrunkenen, sich überschätzenden Sportfliegern zu Schrott geflogen... 

Ob nun Aschewolke oder Besäufnis: Was soll denn passieren, schließlich haben wir doch Fallschirme. Jetzt bleibt jedenfalls erstmal nur abzuwarten, was bis zum nächsten Termin so alles dazwischenkommt. Vielleicht kommt alles ja ganz anders als erwartet und die Welt wurde bis dahin längst in ein Schwarzes Loch gesogen, weil die Jungs von CERN sich diesmal ein wenig veschätzt haben. 



Mittwoch, 14. April 2010

Soll es nicht nur einen Künstler, sondern auch ein Kunstwerk geben, muss der Künstler sterben. Oder berühmt werden, vorzugsweise aber beides

Ich werde fliegen. Oder fallen, das wird sich zeigen. In genau drei Tagen werde ich zusammen mit einem erfahrenem Fallschirmspringer aus 4000 Metern Höhe hinabspringen und der Unendlichkeit entgegen rauschen. 
Ich mache einen Tandemsprung. Das heißt, ich werde unter dem Kerl baumeln wie seine eigenen Eier. Wenn ich diese Rolle schon stellvertretend übernehmen muss, hoffe ich wenigstens, dass er ein cooler Typ ist. Alles andere käme für mich nicht in Frage. 

Eines steht außer Frage: Niemand möchte sich diesen Ausdruck meiner Großspurigkeit entgehen lassen. Dementsprechend haben sich bereits eine Menge Leute angekündigt, allen voran meine eigene Verwantschaft, meinen Sprung direkt vor Ort, live miterleben zu wollen. Den tausenden Fans, die vermutlich internationaler sowie multikultureller Herkunft sind und die sich jetzt um ihr großes Idol und den Namensgeber ihrer ungewollten Kinder sorgen, kann ich zumindest Folgendes sagen: 
Ich wurde schon öfters gefragt, wieso ich das mache. Darauf gibt es ein ganz klare Antwort: "Weiß nicht."
Ich bin nicht besonders aufgeregt, obwohl die Aufregung hoffentlich spätestens dann kommt, wenn ich in 4000 Metern Höhe an einer geöffneten Flugzeugtüre stehe und mir reihenweise Fliegen ins Geischt klatschen. Vielleicht mach ich es für den Adrenalinkick, den 50 Sekunden im freien Fall zweifellos versprechen. 
Andererseits halte ich es für eine der wichtigsten Sachen überhaupt im Leben sich seinen Ängsten zu stellen und diese zu überwinden. So gesehen wäre es wohl am besten, ich hoffe es allerdings nicht, wenn ich unten mit vollgeschissenen Hosen ankomme. Ich habe natürlich auch noch Windeln, aus meiner Zeit als Zivi... (Ja, es ist verdammt geil das zu schreiben!) Für den Fall der Fälle.
Könnte auch sein, dass ich mir selbst demonstrieren, wo unsere Grenzen im Leben sind: Und zwar genau da, wo wir sie uns setzen! Ich würde lügen zu sagen, dass ich so einen Sprung schon immer machen wollte. Ein Grund mehr es trotzdem zu tun. 
Ja, manchmal muss man etwas Verantwortungsloses und Gefährliches machen. Und das Leben ist so freundlich und gibt uns dazu jeden Tag die Möglichkeit.


Freitag, 9. April 2010

Titellos

Greif nach den Sternen, kleiner Freund
und über den Horizont hinaus
werden sie dich tragen. 
Hinauf zu ungewissen Weiten,
den Fantasien vor deiner Tür. 

Fortan wirst du treiben 
im Strudel deines Bewusstseins 
genau so, wie es dir gefällt. 
Ewige Freiheit und gesprengte Ketten 
werden gemeißelt in Leidenschaft.
Oder du musst im Jenseits erkennen, 
was war und gewesen wär. 

Erobere den Himmel
auf den gigantischen Schwingen des unendlichen Geistes.

Sonntag, 4. April 2010

Die Adamsmode der Deutschen

Ich komme gerade nach Hause und bin eigentlich schon auf dem Weg ins Bett, da setze ich mich noch schnell an den Rechner um meine Mails zu checken
Und was muss ich auf der web.de Startseite lesen? Liz Hurley hält angeblich die Deutschen für ein Volk ausgeprägter Freikörperkultur. Ich weiß ja nicht genau, wo sie mich nackt gesehen hat aber es kann eigentlich nur auf Malle letztes Jahr gewesen sein. 

Falls ich die Anekdote schonmal beschrieben habe, hier die Kurzform: Ich war mit Sven und NakedDevil auf einem Zimmer und bereits am Tag der Anreise wurde es uns zu heiß in unseren Badeshorts, so dass schnell ein entblöster Schwanz auf unserem Balkon stand und zwei weitere im Zimmer. Der Belgier von Balkon nebenan schien darüber allerdings nicht sehr erfreut, da er auf Svens Frage, ob er etwas dagegen hätte, dass wie nackt auf dem Balkon rumliefen mit einem strikten "Oui!" antwortete. Daraufhin ging Sven in seinem Adamskostüm wieder zu uns ins Zimmer. Eine knappe Minute später standen wir alle drei nackt auf dem Balkon, was der Belgier zunächst resigniert zu akzeptieren schien. Am nächsten Morgen, und es war erst der zweite Tag! wurden wir ins Büro des Managers bestellt und entgingen nur knapp einem Rausschmiss aus dem Hotel.

Aber dieses Ereignis zeigt, dass unsere deutschen Bemühungen Früchte tragen und sie es sogar über den großen Teich schaffen in die edlen, unbeschmutzen Wohnzimmer des ein oder anderen Hollywoodstars. Für die Jungs von der Bloodhound Gang wäre das sicher nichts Neues gewesen. Und schon gar nichts Abschreckendes.

Zivi-Tagebuch 4.04.10 - Wenn ein Zivi am Horizont verschwindet...

Das war´s. Meine Zeit als praktizierender Zivi ist gelaufen. Ich werde nie wieder diesen Küchenbulli fahren, nie wieder Müllsäcke schleppen. Nie wieder die Schwestern und Küchenfrauen in den Wahnsinn treiben... Moment, da muss ich mir eine einsame Träne von der Wange wischen... So. Nie wieder zwischen den zwei Stühlen der herzzerreißenden Entscheidung sitzen, ob ich mich schlafen lege oder mich lieber zum Lesen in eine einsame Ecke verziehe. All das wird mir in Zukunft sicher nicht fehlen. Keine einzige Sekunde. 

Jetzt mal im Ernst: Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Zeit als Zivi ohne tiefere Spuren an mir vorbeigegangen ist. Ich habe definitiv schon einschneidendere Erfahrungen gemacht. Ich weiß noch, damals im Zeltlager mit dieser rassigen Betreuerin... Ähh, zurück zum Thema. 
Aber ein Schicksalhaftes Ereignis ist wohl bezeichnende dafür, mein Zivildienst zumindest irgendwie abgestumpft hat, was meinen kreativen Geist angeht. Die armen Irren unter Euch, die diesen Blog mehr oder weniger erfolgreich als Bildzeitungsersatz genutzt haben, werden in einem meiner früheren Einträge gelesen haben, wie ich das erste Mal in die Tagespflege beordert wurde. Mir wurde die ehrenvolle Aufgabe zu Teil Kaffee auszuschenken, als ich auf einmal aus dem Augenwinkel beobachtete wie Frau S. sich unverständlicherweise Apfelsaft in ihren Kaffee schüttete. 
Und als ich nun neulich an meinem letzten Arbeitstag mit Waldi in der Küche stand und sabbernd meiner letzten Minute als arbeitender Zivi entgegenfieberte, hielt ich es für eine gute Idee einen letzten Kaffee auf Kosten der Dienststelle zu trinken. Und mit was trinkt ein überarbeiteter Zivi, der mit den Gedanken schon im abschließenden Alkoholrausch ist, seinen Kaffee? Richtig, natürlich mit Apfelsaft! Frau S. hat es vorgemacht und diese Prophezeihung hat sich an meinem letzten Tag bei der Arbeit für mich letztendlich noch erfüllt. Das muss ein Zeichen sein! Keine Ahnung was für eins, aber es hat definitiv eine schicksalhafte Bedeutung. 

Um auf den abschließenden Alkoholrausch zurückzukommen: Low, er war bereits einen Tag vorher fertig, Hannibal und NakedDevil warteten bereits in unserer WG auf mich, damit wir auf Lows und meine neu gewonnene Freiheit anstoßen konnten. Einmal, zweimal, dreimal, viermal und noch viele, viele weitere Male die sich über die nächsten dreizehn Stunden hinziehen sollten. 
Als ich hereinkam und meine Siegeszigarre auspackte, stellten die drei gerade die Reparatur des kaputten Bettes in unserem Zimmer fertig. Das Lattenrost war vollkommen zerstört, dadurch dass es mehrere Male immer weiter durchbrach, wenn mal wieder irgendwelche besoffenen Primitivlinge darauf kämpften, ohne zwischendurch wieder zusammengeflickt zu werden. 
Aus dem Radio schallte Wagners Walkürenritt quer durch die ganze Wohnung, während die drei mit nacktem Oberkörper und einigen geöffneten, sowie geleerten Bierflaschen über ihr Werk triumphierten. Ich weiß noch, wie Low in glorreichem Ton zu mir sagte: "So Staddicc, das wäre auch erledigt!" 
"Coole Sache, aber passt auf, dass es nicht gleich wieder Kaputt geht." Ich kenne ja meine Leute... 
"Quatsch, das hält besser als vorher." Wie sich bald herausstellen sollte, kenne ich sie wirklich gut. Es dauerte nämlich nicht lange, da sprang NakedDevil in einem leichten Anfall seines freudigen Wahnsinns schreiend auf dem Bett herum. Es war eine Sache von knappen zwei Sekunden, da war das Lattenrost wieder durch. Seitdem haben wir uns nicht mehr damit befasst. Erstmal wurde genug gearbeitet, nun war es Zeit für wichtigere Dinge. 
Es ging also ein Bier nach dem anderen weg und die Bude wurde langsam voller. Ich weiß nicht mehr, wann und wer auf die Idee kam die Windeln anzuziehen. Low hatte sie an seinem letzten Tag noch geklaut hat um seinen finalen Coup noch real zu machen. Aber schließlich saßen wir alle, wir waren immerhin sieben Kerle, in Windeln auf unserer Spielwiese. Es kam wie es kommen musste: Einer, den ich hier nicht nennen möchte, ließ sich die Erfahrung nicht entgehen. Welche Erfahrung? Sagen wir mal, er stand mit Windel in der Dusche und sagte Folgendes...
"Seid mal still, ich muss mich hier konzentrieren. Ah jetzt! Es kommt... Oh, es wird übelst warm. Und sie wird ziemlich schwer. Ich hab das Gefühl, sie hängt immer weiter runter. Seht ihr irgendwo einen gelben Fleck?"
Dazu bitte keine weiteren Fragen... 
Es war dann noch ein sehr chaotischer Abend mit abartigen Details, an denen nicht selten NakedDevil beteiligt war. Ein Höhepunkt der Perversion zivildienstlicher Antikultur. Und das, obwohl NakedDevil beim Bund ist. Oder wahrscheinlich gerade deswegen. Stellt euch einen Typ in Polohemd und Windel vor, der sich mit dem Akkuschrauber in der Windel rumbohrt. Zum Glück seiner zukünftigen Kinder ohne ihn einzuschalten. 
Abends zog es uns schließlich in eine kleine Kneipe in der Stadt. Es war eine dieser Kneipen, die... Scheiße, ich will jetzt nicht mit den Bezeichnungen einer Klassengesellschaft kommen. Sagen wir einfach eine Kneipe, die verstärkt von gewissen Kreisen von Leuten genutzt wird. Der Art von Leuten, die morgens um 8 Uhr davor stehen und warten, dass der Wirt endlich aufschließt.
Und das haben wir dem Laden, dem Besitzer und den Gästen eindeutig angemerkt. Es war ziemlich offensichtlich, dass wir die resignierte Stille, die normalerweise in derartigen Siffbuden herrscht, störten und daher eher unerwünscht waren. 
Da war es nicht gerade von Vorteil, dass ich auf dem viel zu kleinen Scheißhaus eine halb volle Bierflasche auf den Boden schmiss und die Scherben mit dem Fuss nur notdürftig in einer Ecke zusammenschob. Erstaunlicherweise wurden wir nicht direkt rausgeschmissen, ich musste es nur wegmachen. Albern wurde der Besitzer erst 5 Minuten später, als wir alle friedlich unser Bier tranken: "Also meine Gäste meinten, einer von Euch hätte auf dem Klo den Hahn von der Spühlung abgerissen. Entweder derjenige sagt, dass er es war und wir klären das jetzt oder ich rufe die Polizei." 
"Ähh, was?? Naja, dann rufen Sie bitte erstmal die Polizei." Daraufhin hat er ein wenig verwirrt auf seinem Handy rumgedrückt, die Polizei musste zu uns aber in dieser Nacht nicht mehr kommen. "Tja, ich kann es euch leider nicht nachweisen. Aber wenn einer meiner Gäste sagt, ihr ward das, dann kann ich mich darauf verlassen!" Mensch Kumpel, hast du schonmal daran gedacht, dass die Haufen menschlicher Existenz, die du "Gäste" nennst, seit wahrscheinlich 5 Wochen alles doppelt sehen und nicht mehr wissen, wie ihre Wohnung aussieht?? 
Ab diesem Zeitpunkt fängt meine Erinnerung an sich zu verdunkeln. Low und ich waren noch in zwei weiteren Bars und haben dauernd mit zwei Engländern gequatscht, die seltsamerweise immer genau da waren, wo wir auch waren. Schließlich zwischen 4 und 5 Uhr morgens trafen wir auch wieder in der WG ein. Low und ich hatten ziemlich Hunger und freuten uns wie Schulkinder auf Lows Tiefkühlpizza. So lange bis wir in den Kühlschrank schauten und nur Bier vorfanden. NekdDevil und Hanniball, die schon vor uns nach Hause gegangen sind haben sich unverschämter Weise über die Pizza her gemacht. Das war ein gewaltiger Fehler, denn damit haben sie Low an seinem persönlichstem Punkt erwischt. Diesem Typ kann man in die Eier treten oder seine Mutter beleidigen, aber wenn man ihm sein Essen wegnimmt wird er zur trojanischen Ein-Mann-Armee. Er ist wohl amtlich eskaliert, ich habe das seltsamerweise nicht mitbekommen. Ich habe am nächsten Morgen nur die vielen kleinen Glasscherben auf dem Boden gesehen. 
Kurz bevor wir schlafen wollten, standen noch einige seltsame Vögel vor der Tür, die angeblich Freunde von Freunden von uns waren, die wir spontan noch auf eine Afterhour eingeladen hatten. Aber da ich langsam die Fresse von seltsamen Gestalten, die mir auf den Sack gingen, dick hatte, haben ich ihnen eigentlich unmissverständlich klar gemacht, dass sie sich gefälligst verpissen sollten. Ich musste allerdings rausfinden, dass meine Erklärungen weder idiotensicher, und schon gar nicht sicher vor besoffenen Idioten war. Der Typ wollte also einfach reingehen, während ich noch in der Tür stand und so habe ich ihn dezent aber bestimmt zurückgeschoben. Ich war zwar ziemlich besoffen, aber so im Nachhinein würde ich einfach schätzen, dass der Typ wohl etwas stärker war als ich. Er vepasste mir einen ziemlich kräftigen Schubs, den ich abzufangen in meinem Zustand nicht mehr fähig war und landete (wie ich am nächsten morgen spürte und meinem Körper ansah) sehr unsanft auf dem Boden.
Bevor sie Situation richtig eskalieren konnte, kam glücklicherweise Low raus. Mit freiem Oberkörper und seinen geschätzten zwei Meter , Länge UND Breite, und immer noch aggro wegen seiner Pizza, sprang er in einer Bewegung aus der Tür und verpasste dem besoffenen Trottel einen respekteinflößenden Schubser. Der Kerl flog quer über den Parkplatz, woraufhin er und seine Freunde wohl verstanden, dass Typen wie sie bei uns nicht allzu willkommen sind. Ich danke dir, Bro
Am nächsten Morgen wachte ich in dem kaputten Bett auf, schwer verkatert nach einem Saufmarathon über 13 Stunden. Ohne Boxershorts. Keine Sorge, ich hatte immerhin meine Jeans an. 
Ich bin gespannt, wie laut wir diesmal waren und ob es nach den Feiertagen wieder etwas vom Chef zu hören gibt. Er und seine Ermahnungen sind wohl das einzige, was ich wirklich von Herzen vermissen werde.

Ach ja. Ich schätze, das wird noch nicht mein endgültiger Tagebucheintrag sein, also könnt Ihr euch das Feuerwerk und die Jubelschreie vorerst noch sparen.