Sonntag, 30. August 2009

Zivi-Tagebuch 30.08.09 - Immer diese Hektik...

Ob ihr es glaubt oder nicht, ich hatte dieses Wochenende schon wieder Dienst. Dementsprechend habe ich gerade Bock hier was zu schreiben, aber ich tu es trotzdem. Ich bin aber auch eine fleißige Sau...

Ich muss ehrlich zugeben: Ich durchlaufe gerade so eine Art Metamorphose. Ich verwandle mich immer mehr in einen klassischen Zivi. Dazu gehört allem voran, dass ich mir wirklich angewöhne alles so langsam wie nur irgendwie möglich zu tun, außer natürlich es erwartet mich die Pause oder Feierabend.

Letzte Woche wurde mir zum Beispiel die Aufgabe aufgetragen, eine Überweisung vom Arzt abzuholen, nachdem ich am morgen die Leute abgeholt und ausgeliefert hatte. Zu diesem Arztbesuch möchte ich, bevor ich das alles näher erläutere, gerne die wichtigsten Fakten zusammenfassen:
> Die Arztpraxis befindet sich in einem Dorf, ca. 6 km außerhalb der Stadt (wo sich mein Arbeitsplatz befindet)
>Ich war zu einer Zeit unterwegs, in der praktisch kein Verkehr ist
>Ich konnte mit dem schnellsten Auto fahren, das uns Zivis zur Verfügung steht und das vermutlich das Schnellste aller Autos ist, die sich im Besitz des Altenheims befinden (VW Caravelle; 130 PS)
>Ich habe es trotzdem geschafft eine geschlagene Stunde "beschäftigt" zu sein

Also wie vollbringt man ein derartiges Wunder? Ganz einfach. Man nehme den längsten zur Verfügung stehenden Weg, der einem einfällt. Dann hält man sich natürlich konsequent NICHT an die Geschwindigkeitsbegrenzung, sondern unterschreitet diese bedingungslos um mindestens 15 km/h, unabhängig davon wie viele Wagen die Autoschlange hinter einem bereits zählt und in wie vielen verschiedenen Tonlagen und Melodien die zahlreichen Hupen hinter einem spielen. (Und das ist gerade leider keine sexuelle Anspielung). Als nächstes gehe man jede Strecke die zu Fuss zu erledigen ist langsamer als ein einbeiniger Blinder mit Holzbein. Wenn man dann beim Arzt war und seine Pflicht erfüllt sieht begebe man sich im eingespielten Tempo zum Bäcker neben hier. Hier wird prompt... Pff, so´n Quatsch! Hier wird in aller Ruhe ausgesucht und irgendwann ein passendes belegtes Brötchen ausgewählt. Zusätzlich wird ein Kaffee bestellt... oder vielleicht doch Tee? Hmm..., gute Frage, jap. Tee! Nein, Moment. Kaffee, doch nicht! Eine lauwarme Milch in einer vorgewärmten Tasse. Das ist jetzt endültig! Also Tee, ich meine Kaffee!! Und wenn sich unser schizophrener Geist dann erst einmal entschieden hat steht, steht ihm nichts mehr im Weg. So bewegt man sich zum nächsten Stehtisch, an dem man zunächst den sich darauf befindlichen Flyer komplett durchließt. Anschließend trinkt man seinen Kaffee und isst das Brötchen. Aber natürlich nicht gleichzeitig, wir sind schließlich nicht auf der Flucht! Wenn man das dann alles endlich erledigt hat, begibt man sich auf langsamstem Wege zurück zum Auto und fährt, wie es sich für ein richtiges Altenheim gehört, schön in einem angebrachten Alte-Leute-Tempo zurück zur Dienststelle.

Aber dieser Tag war nicht durchgehend witzig. Es war eine tragische Situation, als ich dieses gnädige, gigantische, schon fast religiöse Mitleid empfand, das ich in meiner mittlerweile einmonatigen Zeit als Zivi, ja in meinem ganzen Leben, noch niemals für ein Lebewesen verspürt hatte. Tagtäglich habe ich mit alten Menschen zu tun, die noch totgeweihter sind, als es ein übergewichtiger, Fake-Redbull trinkender Fallschirmspringer ohne Fallschirm mit dem Namen Chev Chelios jemals sein könnte, aber diese Katze sah mir in die Augen und ich erkannte den tiefen Wunsch danach einfach zu sterben. Ihre Besitzerin bekommt von uns Essen und als ich es ihr mit einem anderen Zivi brachte erblickte ich das Grauen.Gott muss sein Sadist sein. Nur ein Sadist würde ein solches Monstrum auf die Erde loslassen. Dieses... Ding ist nicht einfach nur fett. Es sieht aus wie eine japanische Karrikatur einer Sven Ottke-Mops-Mischung mit dem unverwechselbaren Blick eines Carl Dall. Das eine Auge weit aufgerissen, das andere halb zu träge nach unten hängend und dazu dieser beißende Geruch nach Pisse in der ganzen Wohnung. Ehrlich, da stinkt´s wie auf einer Rastplatztoilette. Und zwar nicht die eines guten österreichischen Autobahnrastplatzes, sondern eine Toilette auf den buchstäblich beschissenen,  deutschen Rastplätzen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Katze oder die alte Frau für den Geruch verantwortlich ist. Zutrauen würde ich es beiden.

Einen Tag später musste ich für meinen alten Freund Herrn B. einkaufen. Auch war wieder angesagt, ein absolutes Maximum an Zeit sinnlos zu vergeuden. Und so fuhr ich mit meinem Wagen zum nächstgelegenen "Plus" und parkte in der Tiefgarage. Da ich ziemlich müde war kaufte ich so schnell wie möglich ein. Ich bedauerte es irgendwie, dass es für ihn nicht an der Zeit war, mal eine neue Zahnbürste zu kaufen. Du darfst genau einmal raten, was ich damit angestellt hätte. Wäre aber wahrscheinlich ohnehin sinnlos gewesen, da sich Herr B. ja nicht wäscht. Die noch vorhandene Zeit, die ich hatte bis man mich wirklich vermissen würde nutze ich für ein 20 minütiges Nickerchen im Auto. Manchmal würde ich mich so im Nachhinein gerne selbst beobachten... Stell dir mal vor, da liegt ein Kerl mit Sonnenbrille in seinem Auto in einer Tiefgarage und bewegt sich nicht, während das Radio läuft. Knock, Knock, Knocking on heaven´s door......
Nachmittags durfte ich mich wieder meinem neuen Hobby widmen Scheißebomben durch die Gegen zu karren. Da hatte ich schon gehörig die Fresse dick, aber damit nicht genug. Während ich da so den Wagen  mit den Müllsäcken vor mir herschiebe, quatscht mich auf einmal ein alter Einbeiniger im Rollstuhl von der Seite an, ich solle ihm einmal sechs Ziegelsteine beim Kaninchengehege vorbeibringen. Da ich ja quasi der Erzengel in Person bin, mach ich das, ohne seine bösen Absichten zu erahnen mich als unwissendes Werkzeug für seine diabolischen Machenschaften zu missbrauchen. Also hole ich die Steine und lade sie beim Rammlerkäfig ab. Wenig später traf ich ihn im Haus nebenan wieder...
Pensionierter Käpt´n Ahab"Wo haste denn nu die Steine hingelegt?"
Staddicc alias ahnungsloses Werkzeug böser Mächte: "Da hinten auf das Dach von Kaninchenhaus."
Ahab: "Arrr..... Ne ne, das ist schlecht, leg die man da auf die Mauer, da vor´m Eingang!"

Und als ich ihm in Gedanken das noch vorhandene Bein dem bereits verloren Gegangenem anglich, rief auf einmal meine Chefin aus dem Fenster und fragte, was ich da mache. Ich erklärte ihr die Situation. 
Chefin: "Oh nein, um Gottes Willen. Der Gärtner dreht durch. Die Steine darf der Mann garnicht haben. Wenn sowas ist, bitte nicht darauf hören. Bringen Sie sie bitte wieder zurück."
Um meine Gedanken in diesem Moment mal in einem Wort zu beschreiben: AAAAAAAAHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!!! 
Dieser verfluchte Einbeiner auf seinem scheiß Drehstuhl hat mich eiskalt verarscht!! Wenn du mir das nächste mal über den Weg rollst, hab ich garantiert ein paar Steine für dich, Freundchen!!

Trost fand ich bei Low, der zwar frei hatte, aber nachmittags mit Lady DSC, einer gemeinsamen Freundin vorbeikam. Lady DSC war vorerst das letzte Mal hier, denn sie zieht zwecks Studium in eine Stadt nahe Köln und wollte sich noch verabschieden, was ich superlieb von ihr finde.
Der Abschied war zwar nicht besonders lange, aber im Nachhinein habe ich mir doch noch den ein oder anderen Gedanken gemacht. Ich denke ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass du uns mit deiner freundlichen, leicht verwirrten Art wirklich fehlen wirst und der ein oder andere Abend ohne dich mit Sicherheit anders sein wird, als wenn du dabei wärst.  
Du bist ein wundervoller Mensch, ich wünsche dir alles Gute für deine Zukunft! Wir sehen uns bald wieder!

An alle außenstehenden Leser: Freut euch schonmal auf ein Hangover Teil 2, "Der Köln-Trip"



Donnerstag, 20. August 2009

Zivi-Tagebuch 18.08.09

Dieser Dienstag war der neunte von zehn Arbeitstagen am Stück und in mir regte sich langsam das Bedürfnis nach Wochenende und ein wenig Freizeit. Dieser Tag war eigentlich nicht besonders außergewöhnlich, ich versuchte ihn einfach so schnell und so locker wie möglich rumzukriegen.

Der eindeutige Höhepunkt war aber Waldis und mein Ausflug in die Tagespflege. Hier befinden sich die Leute, die wir morgens holen und nachmittags wieder nach Hause bringen. Da wir auch in diesem Bereich ein wenig eingearbeitet werden sollten, hatte man uns gesagt in Zukunft zwischendurch mal dort vorbeizugucken. Diese Aufgabe sollte sich als sehr sinnfrei erweisen, da wir schnell realisierten, was hier unten wirklich passierte: Nichts. Ich habe nie eine derart entspannte Arbeitsatmosphäre gesehen, wobei Arbeitsatmosphäre das falsche Wort ist.  Schlichtweg Atmosphäre würde es wohl besser treffen. Dort gab es einfach so dermaßen wenig zu tun, dass ich mich ernsthaft fragte, welcher Mensch offenbar so sehr von psychedelischen Drogen beeinflusst wurde, dass er uns als Verstärkung dort hinunterschickte. Wie auch immer.... Über einen alten Bekannten freute ich mich besonders. Dass sich diese Freude allerdings nur auf eine der zwei Seiten beschränkte wurde mir klar, als die Bekanntschaft anbot mir ihren Kuchen an den Kopf zu werfen. Ihr ahnt es sicherlich schon, ich spreche von Herrn B.
Provokant wie eh und je und besonders ausdauernd darin, wenn es darum geht mich dämlich anzustarren. Ein überdimensional breites Grinsen mit den Worten "Lassen sie sich ihren Kuchen schmecken Herr B.!" war seiner guten Laune nicht gerade dienlich, eher der schlechten. 

Herzhaft lachen konnte ich, als ich Frau S. ihren Kaffee eingoss. Diese Frau griff ohne zu zögern zu dem Apfelsaft und schenkt ein. Oder besser "schenkte hinzu". Nämlich zu ihrem Kaffee. Mir viel es schwer mich zu beherrschen und als ich den Tränen nahe war, fragte ich sie wieso sie sich ihren Kaffee denn mit Apfelsaft verfeinern würde. Sie brabbelte etwas nur halb Verständliches, aber ein "Hab ich immer so gemacht" war definitiv dabei. Den folgenden kurzen Plausch hielt ich mit einem der Azubis, der im Büro saß und sinnlos, aber dafür extrem langsam, auf irgendeiner Kurve auf dem Bildschirm herumklickte:

Staddicc: "Sag mal, trinkt Frau S. ihren Kaffee immer mit Apfelsaft?"
Er: "Ne, sonst eigentlich nicht."
"Dann wird sie das wohl mit Milch verwechselt haben. Sie meinte, sie hätte ihren Kaffee ihr ganzes Leben so getrunken."

In diesen eineinhalb Stunden in der Tagespflege traf ich auf einen Extremfall, der mich besonders beeindruckte. Ich bin nicht vom Fach, aber bei Frau R. ist dement wohl nicht mehr der richtige Ausdruck. Meine laienhafte Diagnose ging eher in die Richtung "Total durch". Ich war mit Frau R. in einem Nebenzimmer, damit sie die anderen nicht nervt. Meine Aufgabe bestand darin mich hinzusetzen und ein Auge auf sie zu haben. Dieser Mensch ist in der Tagespflege mit Sicherheit nicht richtig aufgehoben. Eine geschlossene Anstalt wäre wohl der richtigere Ort, denn Frau R. tut nichts anderes als im Zimmer hin- und herzugehen, hier und da mal an der Gardine rumzuzupfen, die meiste Zeit zu grinsen und dabei irgendwas zu brabbeln und zwischendurch ein "Ja ja... Haha! Ja ja ja...Haa" von sich zu geben. Sehr krass!

Apropos "ja ja". Die gleiche grundsätzlich Alles-annehmende Haltung hat auch Frau A. Allerdings gibt Frau A. ihr "Ja"s nur von sich, wenn sie angesprochen wird. Als Low und ich sie nachmittags allerdings nach Hause brachten haben wir wohl irgendwas in ihrem Kopf kaputtgemacht. Es war wie eine CD, die einen Sprung hat und bei der sich immer die gleiche Stelle wiederholt. "Ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja..." und so weiter. Zugegeben, vielleicht war das neue KIZ-Album, das aus den Lautsprechern dröhnte etwas zu viel für sie, aber wir hatten das Glück, dass sie sich bald wieder beruhigte und ihrer Lieblingsbeschäftigung nachging. Leute, die auf dem Bürgersteig vorbeiliefen zu begrüßen. Sie ruft dann permanent irgendwelchen Menschen "Hallo!?" (manchmal auch "Hallo? Ja...") zu. Normalerweise ergänzt sie ihre Begrüßungseinlagen noch damit an die Scheibe zu klopfen. Die verwirrten Gesichter der Leute sind dann immer unbeschreiblich. An diesem Tag allerdings saß sie in der Mitte der Reihe und hatte keine Möglichkeit die Aufmerksamkeit der Umwelt außerhalb des Autos tatsächlich aus sich zu lenken. Ich frage mich, ob sie früher schon so egozentrisch war... 

Sonntag, 16. August 2009

Zivi-Tagebuch 10.08 bis 16.-08.-09 - Eine Achterbahnfahrt der Gefühle...

...allerdings ohne richtige Höhepunkte. Meine zweite Woche als Zivildienstleistender war äußerst aufschlussreich. Nicht nur dank der Tatsache, dass ich jetzt weiß wie scheiße es ist am Wochenende arbeiten zu müssen, wenn alle anderen feiern.

Die Woche in Kurzform: Ein Hin und Her zwischen "Ist ja ganz chillig, nur etwas langweilig", "Die Pausen sind echt noch am besten..." und "Ich hab kein Bock mehr auf diese stumpfe Scheiße. Ich werde ausgebeutet bis auf´s Blut für einen kack Hungerlohn. Außer mir chillt hier doch jeder!!"

Nun die etwas ausführlichere Version: Die anfangs erwähnten Höhepunkte, die es nicht wirklich gab, waren solche kurzen, witzigen Momente die einem das Leben versüßen. Wie zum Beispiel die Angewohnheit alter Leute ihrem Körpergashaushalt freien Lauf zu lassen. Zum Beispiel einige Herren, die ich nachmittags nach Hause fahre... Ich bringe sie gerade noch zur Haustür, auf einmal höre ich hinter mir ein dumpfes "Pfffff" oder auch andere wesentlich deutlichere und vor allem lautere Furzgeräusche, die sich jetzt leider in keinerlei Buchstabenkombinationen zitieren lassen. Zugegeben, "versüßt"wird einem das Leben hierdurch nicht im klassischen Sinne... Versalzen oder überwürzt wäre wohl passender.

Eine andere Sache, die mir gehörig auf den Sack geht ist Herr B.

 Herr B. ist irgendwas zwischen Arthur Spooner und einem billigen Robert DeNiro-Fake, mit den Charakterzügen eines Major Payne. Was die Autofahrten angeht ist Herr B. ein sehr spezieller Typus. Herr B. genießt es sichtlich, wenn man ihm den Respekt erweist und ihm die Autotür aufmacht (Was allerdings bei praktisch jedem der Gäste unerlässlich ist... außer ihm). Ein weiterer nennenswerter Punkt ist, dass es Herr B. bevorzugt vorne zu sitzen. Und hier kommen Waldi und Ich ins Spiel. Wir waren eines Montag morgens unterwegs um die Tagesgäste von zu Hause abzuholen, zu denen Herr B. auch gehört. Als erstes luden wir Frau S. ein. Eine kleine, dicke aber witzige Frau. Sie saß hinten, nun kam Herr B. an die Reihe. Als wir ihn von der Wohnung abholten und zum Auto geleiteten versuchte sich Waldi an etwas Smalltalk mit ihm. Ein schlechte Idee, wie sich innerhalb der nächsten 90 Sekunden rausstellen sollte.

Eine Frau geht an ihnen vorbei:

"Die war hübsch. Finden sie nicht auch Herr B.?"

"Sach ich dir nich... geht dich gar nix an!"

Waldi nun ein wenig reserviert: "Hmm, war denn wenigstens ihr Wochenende schön?"

"Sach ich dir auch nich, geht dich auch nix an!! Is Privatsphäre, wer dummen Fragen stellt kriecht auch dumme Antworten."

Das er letztlich wieder aus dem Wagen ausgestiegen ist und schnurstracks zurück zu seiner Wohnung marschierte, wird wohl zum einen aus Waldis unerhört flegelhafter Aufdringlichkeit resultieren, als auch daher, dass er hinten neben Frau S. Platz nehmen sollte und es ihm so natürlich praktisch unmöglich war, an den Anschnallgurt zu kommen. Als ob ich mich für einen alten, komplexbehafteten Kauz, der sich verhält als hätte er kein Geld mehr für sein Vigra, nach hinten setzen würde... pff!

Übrigens ein weiterer Charakterzug Herrn B.s. Ich bin überzeugt, dass seine Libido tatsächlich irgendwo gefesselt, geknebelt und erbärmlich wimmernd in einem Kellerloch verscharrt ist, aber er verhält sich wie ein Vierzehnjähriger. Er geiert praktisch jede Frau an, die er aus dem Fahrzeug erpähen kann, unabhängig von Alter und körperlicher Beschaffenheit. So auch die Haushaltshilfe Her K.s, eines anderen Tagesgastes. Sie fuhr auf einem Fahrrad an uns vorbei, da sagt Herr B. zu Hern K.: "Is aber auch nen lecker Mädchen, ne!" Genaugenommen war es eine dicke Planschkuh, bei der ich mich gefragt habe wie viel Bar Druck wohl auf die Fahrradreifen gepumpt werden müsse. Aber Her B. wäre nicht Herr B. wenn er es bei realen Frauen belassen würde. Nein, vielleicht irgendjemand, aber doch nicht Herr B.! Herr B. ergötzt sich auch an Plakaten, die in einer Bahnhofsunterführung  hängen und für irgendeine Party werben. Auf diesen Plakaten war nämlich irgendeine Schlampe abgebildet, die ihre in einen viel zu kleinen, schwarzen BH gezwängten Titten in die Kamera hielt. "Das is doch mal nen lecker Mädchen, noch mit nem schönen Büstenhalter dazu. Da kommt Freude auf." Grund genug zum sabbern, oder?

Ja der Herr B. ist schon so eine Marke. Aber ich habe mittlerweile die außergewöhnliche Ehre, dass er es bei mir nicht mehr für angebracht hält vorne zu sitzen. Bei Subjekten, die seine heilige Dreifaltigkeit nicht mehr mit Freue erfüllen und seine Missgunst verdient haben, zieht Herr B. es vor freiwillig hinten zu sitzen! Dieses außerordentliche, diabolische Wunder konnte ich dadurch vollbringen, dass ich gesündigt habe:

"Na, weißte denn auch wo der nächste Second-Hand-Laden ist?"

"Nein Herr B., wieso?"

"Na damit du dir ma neue Puschen kaufen kannst. HA! Da guck sich mal einer diese Treter an, nennst du das Schuhe? Haha!!"

"Mensch Herr B., ich bin ein armer Zivi. Wenn man sich seine Schuhe im Second-Hand-Laden nicht einmal kaufen kann, sondern klauen muss, hat man leider nicht immer die größte Auswahl."

Der weitere Verlauf des Gesprächs war, ob ich denn schonmal bei der Bundeswehr war (Ich wollte ihm die Umstände meiner Arbeit dort dann nicht auch noch erklären), dort würde man uns schon die Eier kleinhauen. Eine harte Sau wie Her B. war  natürlich ganze 4 Jahre, in der Zeit von 1959 bis 1963, bei der Bundeswehr. Nicht nötig zu erwähnen, was für eine wahnsinnige Institution die Bundeswehr zu dieser Zeit war.

Aber der Höhepunkt mit Herr B. war bisher wirklich, als er auf einer Rückfahrt, nun natürlich von der Rückbank aus, ein wahres Gewitter an Schimpfwörtern auf mich niederprasseln ließ. Unglaublich, was für einen weit gefassten Sprachgebrauch dieser Mann hat. Hier nur ein paar Ausschnitte, die sich aber häufig wiederholten.

"Das Arschloch da vorne..."

"Alter Drecksack da..."

"So´n Wichser!"

Man muss ihm allerdings zu Gute halten, dass Herr B. das sporadische "Diese kleinen Pimpfe hier..." wohl mehr an das zivildienstleistende Kollektiv richtete und weniger an mich persönlich. Das freut mich immens.

Nun zu den buchstäblich beschissenen Arbeiten. In meinem letzten Bericht habe ich bereits kurz den Mülldienst erwähnt.... Der ist wirklich Kacke! Man muss mit einem Wagen von Haus zu Haus gehen und die Müllsäcke mit den vollgeschissenen Windeln (Ich habe sie liebevoll "Scheißebomben" getauft) einsammeln und zur Mulde bringen, wo sie entsorgt werden. Eine echte Drecksarbeit, doch damit nicht genug. Die so genannten "Schweineeimer" müssen ja auch entsorgt werden. Diese Eimer enthalten all das, was die alten Leute nicht gegessen haben. Klingt nicht so schlimm, ist es aber! Du kannst dir nicht vorstellen, wie ekelhaft dieser Mist mieft, vor allem aber der Raum, in dem die Tonnen stehen, in die das ganze Zeug reinkommt. Wunderschöner Sommer, Mittag, 27 Grad... Herrlich!

Und dann diese Fahrten mit dem Küchenbulli. Es werden zunächst alle Essensbehälter, die auch zu anderen wohltätigen Häußern gebracht werden eingeladen und anschließend ausgefahren. LANGSAM ausgefahren. Schließlich soll das ganze Zeug nicht durchs Auto fliegen. Und das langsam fahren ist nicht gerade eine meiner größten Stärken, was wohl auch der Grund der rundwar, als in einer Kurve ein Eimer mit Kaltgetränk umgeflogen ist. Aber hey, kein Problem... dank meines Charmes konnte ich die auswärtigen Küchenfrauen darüber ganz schnell hinwegsehenlassen, und zwar in Richtung meines knackigen Hinterns.

Wieder zurück werden natürlich erstmal die ganzen leeren Boxen, die ich mitbenommen habe ausgeräumt und auf irgendwelche Schiebewagen geladen. Und nun kommt der schönste Teil: Ich muss jeden Wagen einzeln in den Aufzug stellen, nach unten zur Küche fahren, runterhechten,  den Wagen aus dem Aufzug holen, den Aufzug wieder hochfahren, den Wagen wegstellen, wieder hochhechten und das ganze geht von vorne los. Nein, es ist nicht so kompliziert wie es beim lesen jetzt vielleicht den Eindruck macht, aber ich wette du bist trotzdem nicht mitgekommen!? Du kannst dir vermutlich vorstellen, dass das ganze höllisch Spass macht.

Der Wochenenddienst hingegen war relativ entspannend, zwar standen auch die üblichen Arbeiten an wie sonst, aber es ich teilte sie mir mit einem anderen Zivi. Ich freue mich jetzt schon, wenn ich das  alles endlich alleine machen kann. JIIHAAA! Und so vertrieb ich mir die Zeit damit die alten Leute zum trinken zu motivieren oder zu füttern... Pardon, ihnen das Essen anzureichen. Ersteres war natürlich bei einer Person überhauptkein Problem, Frau L.! Genau, Frau L. ist die 68er Kampftrinkweltmeisterin aus dem letzten Zivildienstpost.

Zwischendurch fragte ich mich wirklich, wie es mir nur möglich sei, meine Zeit dort anders zu gestalten oder sogar zu verkürzen. Ich könnte zum Beispiel das Stammhaus wechseln, aber dort würde ich den ganzen Tag nur füt... Essen anfütt... Verdammt! Ihr wisst, was ich meine.

So wird es wenigstens nicht langweilig und ich bin erstaunt, an was man sich nicht alles gewöhnen kann. Obwohl ich zugeben muss, dass es mich gehörig nervt, den Dingen, denen ich sonst in meiner Freizeit nachgegangen bin, nicht mehr so viel Zeit widmen kann wie ich mir wünschen würde. Das liegt auch an den Überstunden, die ich ständig machen muss, wenn die Tagesgäste nach Hause gefahren werden. Dank diesen zahllosen Gammelfleischtransporten ist es praktisch unmöglich pünktlich um halb 5 wieder da zu sein. Aber was soll´s, so sammel ich wenigstens Überstunden, die aufaddiert werden und für die ich irgendwann frei bekomme. Wenn ich sie bis zum Schluss aufspare und ich keinen Urlaub nehme, werde ich problemlos einen guten Monat früher aufhören können. So wird es allerdings nicht kommen, da es schließlich noch andere Sachen gibt, die erlebt und anschließend auf diesem Blog veröffentlicht werden wollen.

Samstag, 15. August 2009

Hangover: Lutschi Lutschi, Lecki Lecki 5€ ? - Der Hamburg Trip

“Was lange währt, wird endlich gut.” So oder ähnlich könnte man unseren Wochendendtrip nach Hamburg wohl nicht beschreiben. Zumindest nicht, wenn man sich nach der klassischen Bedeutung des Wortes “gut” richtet. Denn selbst ein Homo Erectus würde diese Zeit und das, was wir erlebt haben, wohl eher als chaotisch, dämlich, unökonomisch, geisteskrank und pathologisch sinnlos verkennen. Und er hätte zweifellos Recht, aber dennoch hat es sich gelohnt. Wenn auch nicht in finanzieller Hinsicht, aber dazu später mehr.

Seit einigen Wochen stand fest, dass wir dieses Wochenende zu Ehren von Lows Geburtstag, möglicherweise auch eher einfach so, nach Hamburg fahren und unseren Kumpel Sgt. Mercy besuchen würden. Seitdem er dort hingezogen war, wurde seine Wohnung durch uns noch nicht einmal richtig verwüstet. Ein Umstand, dem unverzüglich Abhilfe geleistet werden musste.
Nach längerem Überlegen wie, wann genau und mit wem wir dort unsere heilige Mission antreten würden, klärte sich alles in einer sehr spontanen Aktion. Unser Team bestand nun aus den drei ursprünglichen Jungs, plus meiner absoluten Wichtigkeit. Zunächst waren wir am Freitag Abend bei unserem Freund Morpheus zum Grillen, hier sollten sich die entscheidenden Fragen klären. Nachdem klar war, dass statt zunächst 7 Leuten nur Low, Hannibal, NakedDevil fahren würden, war schnell geklärt, dass es nicht nötig war am Samstag morgen Zug zu fahren. Also nutzen wir die Gunst der Stunde und Lows Fähig- und Möglichkeit noch an diesem Abend ein Auto mit einer Hand voll saufender Typen in DIE Stadt des Nordens zu manövrieren. Also packten alle noch schnell zu Hause ihre Sachen und ich meinen zuvor eigentlich für die Zugfahrt gekauften Himbeer-Schnaps-Mix (Gott sei dank ist es nicht dazu gekommen: Es wäre einfach zu wenig gewesen) zusammen.

Dann hieß es: Ab ins Auto und los!
Mein persönlicher Tipp für lange Auto-, Zug-, Bus- oder meinetwegen auch Achterbahnfahrten lautet Alkohol! Entsprechende dieser Art des Zeitreisens verging die Zeit wie im Flug, obwohl wir gar nicht überdurchschnittlich schnell bei Sgt. Mercys Wohnung ankamen. Während der Fahrt bin ich zum weiteren Zeitvertreib und (vermutlich hauptsächlich meiner eigenen) Belustigung einem meiner liebsten und sinnlosesten Hobbys nachgegangen: Irgendwelchen Mädchen aus meinem Telefonbuch eindeutige SMS schreiben und mich über die wunderlichsten und verwirrtesten Antworten totzulachen. Den Verlauf dieser SMS möchte ich euch an dieser Stelle nicht vorenthalten:

Ich: “Mal ehrlich, warum haben wir noch nicht miteinander geschlafen?”
Sie: “Fuck u! Seit ihr voll oder was ist da los? :-P! Tippe auf Rundsms.”
Ich: ”Quatsch! Glaubst du ernsthaft ich würde so was jemals ein anderes Mädchen fragen außer dich? Mittlerweile hast du mich überzeugt, dass kein Mädchen einen so sexy Hintern hat wie du :-):-*”
Sie: “Du lügst;) Was macht ihr?”
Ich: “(Name), stehst du nicht auf Sex?”
Sie: “Fuck u! Nicht mit dir :-P” An dieser Stelle muss ich heute noch Tränen lachen.
Ich: “Soso, du stehst also auf langweiligen, unkreativen Sex… Das hätte ich nicht von dir gedacht.”
Sie: “Boa, was denn los? :D! Bist du gestört :D?”
Ich: “Also unter diesen Bedingungen werde ich nicht mit dir schlafen!”

 Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber es wird ungefähr halb zwei gewesen sein und eine Flasche besagten Schnaps-Mixes und ein Bier, das ich mir von NakedDevil geschnorrt habe, später.
Dort angekommen, Sgt. Mercy hatte bereits geschlafen, wurde praktisch als erstes eine Shisha angemacht und die letzten Wodkavorräte aus dem Kühlschrank geholt, deren Vernichtung wir schnellstmöglich angingen. Leider implizierte dieses “schnellstmöglich” auch, dass sie leider nicht allzu lange hielten und sich Hanniball und ich auf den Weg machten Nachschub zu holen. Ich muss wohl nicht sagen, dass ich gehörig Einen sitzen hatte. Mittlerweile war es schätzungsweise drei Uhr und es stellte sich die Frage, welche Tankstelle noch geöffnet hätte. Eine Frage, auf die sich letztlich keine klare Antwort ergab, was dazu führte, dass Hannibal und ich mehr oder weniger auf gut Glück losmarschierten. Die Taschen voller Geld, das darauf wartete auf intelligente Art und Weise investiert zu werden und das Blut viel zu arm an toxischen Stoffen. “Auf gut Glück” bedeutet in diesem Zusammenhang, dass wir von genau einer Tankstelle wussten, wo sie war, aber noch genauer wussten wir, dass sie geschlossen haben würde. Hatte sie auch. Durstig wie ein Verunglückter in Death Valley zogen wir weiter und bahnten uns unseren Weg durch den Großstadtdschungel.

Und so latschten wir, und latschen… und latschten. Bis uns nach einem gefühlten Halbmarathon irgendeine verwirrte Alte über den Weg lief. Verwirrt? Eine Alte? Perfekte Vorraussetzungen um in Hamburg mitten in der Nacht zwei besoffenen Idioten den Weg zur nächsten Tankstelle zu erklären! Nach einer kurzen Lagebesprechung unsererseits konnte sie uns allerdings auch nicht erklären, wo wir unsere dringend benötigten Lebensmittel herbekommen sollten. Zumindest nicht genau, sie schlug uns vor einfach ein Stück mit uns zu kommen, schien sich aber auch nicht wirklich auszukennen. Während Hanniball von ihr schnell etwas genervt schien, kam ich schnell in ein aufregendes Gespräch. Ich glaube sie war Türkin und erzählte uns, dass sie ihren Ex-Verlobten suche. Erstmal also nichts wirklich außergewöhnliches, bis sie uns allerdings davon in Kenntnis setze, dass sie mittlerweile schon wieder verlobt sei und beide Verlobungen von ihren Eltern arrangiert gewesen seien. Nachdem sie also ihre Eltern überzeugen konnte, sich statt Verlobter1 ein neues Modell “Türkischer, zukünftiger Ehemann” zu leisten, wurde schnell Verlobter2 angeschafft und sein Vorgänger umgehend entsorgt. Auf die Verlobungs-Abwrackprämie wurde wohl verzichtet, schließlich war sie in dieser Nacht auf die Suche nach ihm. Nein ok, genug der Scherze. Es war ernst! Sie sagte, dass ihre Familie sie umbringen würde, wenn sie wüsste, dass sie auf der Suche nach ihrem Ex-Verlobten sei. Eine prekäre Situation. Ich fragte sie, ob ich um mein Leben fürchten müsse, wenn ich ihr erzählte, dass sie einen recht anNEHMBAREN Arsch hat. Nachdem sie sagte, dass ihr das ihr Bruder auch ständig sagen würde, bekam ich es langsam mit der Angst zu tun. Was passierte nur innerhalb dieser Familie? Also ließen wir sie an der nächsten Ampel stehen und gingen alleine weiter. Ich ließ mir noch ein Bussi auf die Wange geben… Ich hätte es nicht tun sollen. Nein, nicht wegen Schweinegrippe! Ich habe Albträume und bin mittlerweile total paranoid. Ich gucke abends vorm ins Schlafen gehen sogar unter mein Bett aus Angst vor ihren Angehörigen. Möglicherweise war sie nun nicht mehr “rein”? 
Nach endlosem, weiteren Gelatsche kamen wir endlich an einer Tankstelle an. Der Tankwart, der sich an seinem Nachtschalter versteckte war ein fetter Mann mit schwierigen, schwarzen Haaren. Hanniball und ich entschieden uns dafür zwei Sixpacks und eine Flasche Wodka zu kaufen. Hanniball war intelligent genug gleich den etwas besseren Wodka zu kaufen. AN EINER TANKSTELLE!!! Wir zahlten für alles zusammen also ungefähr 30 Euro.
Plötzlich standen hinter uns zwei Männer mit zwei Frauen und wir kamen dadurch ins Gespräch, dass der eine von ihnen versuchte ein Bier aus einem unserer Sixpacks zu rupfen, was ich natürlich nicht zuließ. Bei so was kenne ich kein Pardon! Jedenfalls erzählte uns der Typ, dass wir am nächsten Abend auf den Kiez gehen sollten und beim Dollhaus rechts eine Treppe hochgehen sollten. “Da erzählt ihr dann dem Türsteher, dass ihr von mir kommt und dann könnte ihr die ganze Nacht saufen und ficken für lau!” Auf den Kiez wollten wir sowieso, nur zu dem Dollhaus-Ausflug ist es nicht gekommen. Glücklicherweise. Wer weiß, was passiert wäre. Ich zitiere NakedDevil: “Stellt euch mal vor… Staddicc und Hannibal gehen da hoch und stolpern auf einmal in so eine Drogenküche.”
Für den Rückweg hatten wir kurz überlegt mit der U-Bahn zu fahren, trafen am Bahnhof aber nur noch die Putzkolonne.
Unsere Rückkehr wird gegen knapp fünf Uhr gewesen sein. Nur leider sind wir erstmal schnurstracks ins falsche Haus gelatscht, nämlich das nebenan. Komischerweise passte hier der Schlüssel, der zum Haus mit Mercys Wohnung gehörte ganz wunderbar. So trampelten wir also im falschen Haus die falsche Treppe hoch und versuchten die falsche Wohnungstür zur falschen Wohnung zu öffnen. Es wunderte uns natürlich schon ein wenig, dass hier seltsamerweise kein Namensschild an der Tür hing aber wir ignorierten diese Tatsache. Zu diesem Schloss hatte ich dann allerdings keinen passenden Schlüssel mehr, wir dachten uns nichts groß dabei und klingelten mal wild drauf los. Nach endlosem, nächtlichen Gebimmel öffnete irgendwann ein verschlafener Kerl, der uns anguckte, als hätten ihn gerade zwei besoffene Trottel um fünf Uhr morgens aus dem Bett geklingelt. Die Situation war schnell geklärt: “Wir wollen zu Sgt. Mercy und Miss Bookwood!” Der Kerl hatte keine Ahnung wovon wir sprachen. Vielleicht verstand er uns ja auch gar nicht, schließlich sah er ein wenig nach einem serbischen Waffenschieber aus. Gut, dass wir uns dann doch schnell aus dem Staub gemacht hatten und sich unten vor der Tür mit einem Blick nach rechts alles aufklärte. Denn dort stand das richtige Gebäude!
 Low, NakedDevil und Sgt. Mercy warteten schon sehnsüchtig auf uns und so machten wir uns sehr bald daran, unsere Einkäufe aufzubrauchen. Wird ja nur schlecht! Ab da weiß ich nur noch sehr wenig. Beziehungsweise, lasst mich es anders formulieren: Ich weiß nichts mehr außer, dass wir die alles recht schnell weg hatten und dann gegen halb sieben Uhr morgens auf die sensationelle Idee kamen zuerst bei McDonalds zu frühstücken und anschließend den Stadtpark mit See aufzusuchen. Sgt. Mercy war überzeugt ganz genau zu wissen, wie wir dorthin finden würden. Genauso bin ich in diesem Moment überzeugt noch alles von diesem Wochenende zu wissen, weil ich ja keinen Alkohol getrunken habe. Ist doch logisch! Dank des allgegenwärtigen McDonalds-Gottes fanden wir hierher recht schnell. Es gab gleich einen bei Sgt. Mercy in der Nähe. Allerdings scheint uns der McDonalds-Gott zu hassen, denn der Drecksladen hatte zu! Was dazu führte, dass wir uns etwas frisches Gesundes beim Bäcker nebenan kaufen mussten, was wiederum dazu führte, dass ich Durst bekam und mir einen Kakao im Tetrapack kaufte, bei dem wiederum der Strohhalm fehlte. Aber ich war zu gut drauf um mich über derlei Kleinigkeiten aufzuregen. Und so gingen wir weiter zur nächsten Bahnhaltestelle bei der wir schnell die richtige Linie raussuchten. Aber nicht nur die richtige Linie, wir sind ja nicht dumm. Natürlich guckten wir auch in welcher Richtung wir einsteigen mussten. Wir warteten kurz (Sgt. Mercy, Low und ich auf einer Bank und Hannibal abseits auf einer anderen Bank neben einer Oma) und geschätzte zweieinhalb Sekunden, nachdem wir eingestiegen waren, uns gesetzt hatten und uns zufrieden über das baldige Erreichen unseren Zieles ansahen vernahm man einen kurzen, aber prägnanten, leicht überhörbaren Satz auf Sgt. Mercys Mund: “Jep, wir fahren genau in die falsche Richtung”. Also stiegen wir bei der nächsten Haltestelle aus und latschen eine ganze Weile in dieser hin und her bis unser Odysseus ein paar Leute fragte, wo wir einsteigen müssten. Gesagt und endlich auch RICHTIG getan saßen wir nun im richtigen Zug. Aber Mercy wäre kein Odysseus, wenn er sich nicht noch mal auf lächerlichste Weise vertan hätte. Wir gingen einte satte halbe Stunde in der Nähe irgendeiner größeren Straße entlang. Neben uns, unter uns, über uns überall Bäume. Frustriert, genervt und mehr als betrunken von unserer Wodka-O-Mische (,die im von nun an nur noch “Blädd“ genannt wird) setzten sich Hannibal auf eine Bank und tranken etwas, während sich Low und Sgt. Mercy an die Straße stellten und einen Fahrradfahrer anhielten:

“Hallo, halten sie mal kurz an!”
In perfektem hamburger Dialekt: ”Was!? Ist das ein Überfall?? Bitte nicht mein Fahrrad klauen…”
“Nein nein, aber wissen Sie, wo hier der Stadtpark ist?”
“Ney keine Ahnung, aber wie wär’s denn hier mit dem auf der anderen Straßenseite!?”

Nur verständlich, dass sich Sgt. Mercy nach diesen Eskapaden erstmal den ein oder anderen Kommentar anhören durfte. Also marschierten wir weiter in Richtung Park, um dann noch einmal weiter um den ganzen See herumzulatschen um schließlich eine Stelle zu finden, an der wir baden konnten. Mercy hatte dazu nichts weiter zu sagen, als “Hä, das letzte Mal war das total nah hier!”. Dies betonte er auch immer und immer wieder, nachdem wir uns immer und immer wieder aufs Neue laut an seinem schier übermenschlichen, alleskennenden Orientierungssinn erfreuten.
Unser Plätzchen war zwar umgeben von einem riesigen, vollgemüllten Feld, aber eigentlich ganz gemütlich. Wir bauten die Shisha auf und fingen an unser Blädd zu trinken. Da wir langsam etwas nüchterner wurden merkten wir, wie hart diese Mischen doch war. Oder zumindest merkten die anderen, wie hart diese Mische doch war. Sehr zu meiner Freude, da ich so mehr trinken konnte.
Wir gingen schwimmen und schmissen uns mit dem grünlichen Schlamm ab, der sich auf dem Grund des Sees abgelagert hatte. Irgendwie hatte er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Klärschlamm, den ich bei einem Klärwerkausflug in der Grundschule bewundern durfte.

Zwischendurch halfen Low und ich noch einem älteren, körperlich eingeschränkten Mann ins Wasser, dessen tief baumelnde Oberweite mich nachhaltig beeindruckte. Davon hätte sich so manches Bordsteinschwälbchen in Hamburg eine Scheibe abschneiden könnten. Obwohl der Arsch seiner Frau auch nicht zu verachten war, den wir hinterher noch in seiner vollen Nacktheit erspähen durften. Schön ist was anderes, aber was soll man machen. Ein Zivildienstleistender hat eben niemals Freizeit.

Low machte noch einige interessante Experimente mit der auf seinem iTouch integrierten Hundepfeife und den im Park anwesenden Hunden, natürlich ohne Einverständnis von Herr- oder Frauchen. Wie auch, so manches jüngere Frauchen war damit beschäftigt an uns vorbeizujoggen, ohne BH. Jedenfalls hatte es Low irgendwann geschafft alle Hunde in unserer Umgebung dauerhaft zu verstören und so machten wir uns auf den Rückweg und haben ihn, oh göttliches Wunder, tatsächlich sofort gefunden. Aber wir hatten ja auch Sgt. Mercy dabei, was soll da schon schief gehen.

NakedDevil schlief immer noch und begrüßte uns mit einem gemurmelten “Es war eh keiner von euch schwimmen.” Mittlerweile waren wir doch alle ziemlich im Arsch und legten uns erstmal pennen. Low, Hannibal und ich schmissen uns auf Mercys Wohnzimmercouch. Jetzt wissen wir, dass sie für drei schwitzende Kerle doch ein wenig zu klein ist. Und so sind wir in Löffelchenstellung eingeschlafen, es war jetzt ungefähr 11 Uhr.
Ungefähr drei Stunden später, um 2 Uhr, sind wir wieder aufgestanden. Und wer wollte immer noch schlafen? Genau! NakedDevil ratzte und ratzte, bis uns irgendwie langweilig wurde und ich mich der spannenden Beschäftigung hingab ihm beim Schlafen zuzugucken. Faszinierend. Irgendwann bekam er es mit der Angst zu tun und stand auf. 
Am Nachmittag sind die Anderen einkaufen gefahren, während ich mit Mercys Mitbewohnerin, Miss Bookwood, einer gemeinsamen Freundin, zurückblieb und wir die Zeit nutzen und erstmal heftig vögelten! Nein Quatsch, wir hatten nur dahingehend Kontakt, dass ich sie nach einer Kopfschmerztablette fragte und sie mir eine gab. Geholfen hat die allerdings nichts. 
Irgendwann kam der Rest der Truppe auch wieder, mit Bier und Tiefkühlpizzen. DEM Notfallpaket für gestrandete Men… ähh, Männer! Und so chillten wir den restlichen Tag über, bis es abends daran ging wieder richtig in Stimmung zu kommen. Die Reeperbahn wartete! Ich verspreche hoch und heilig, das ich es wirklich versucht habe, aber die letzte Nacht und der Tag hat es mir einfach gegeben. Ich bekam den Alkohol praktisch nur dank meiner nahezu hundertprozentigen Körperkontrolle runter, was aber nicht wirklich ein Genuss war. Wirklich stramm wurde ich so auch nicht. Nicht einmal, nachdem Low und ich im nächsten Supermarkt eine Flasche Doppelkorn gekauft hatten, die wir mit Cola tranken. Das Zeug wollte einfach keinen Besitz von meinem Körper geschweige denn von meinem Geist ergreifen. Ich sah für mich nur eine einzige Möglichkeit, den Abend für mich zu retten und meine Übelkeit zu besiegen. Ich musst mich in eine Jungfrau erleichtern. Und das tat ich. Mercys unschuldiges Klo, wurde bisher noch nie dafür missbraucht im Selfmade-Modus seinen Magen auszupumpen. Jetzt war es an der Zeit. Ich ging mit den Worten “Jetzt reicht´s, ich geh kotzen!” auf die Toilette und tat das, was ich angekündigt hatte. Mit meiner leider nicht patentierten Zwei-Finger-bis-nach-hinten-an-den-Gaumen-reinstecken-und-etwas-kitzeln-Technik erreichte ich schnell den Höhepunkt., was mir sonst nie passiert. Ehrlich! Jedenfalls verfehlte diese Aktion ihre Wirkung nicht. Mir ging es umgehend besser und ich konnte mich wieder meinen persönlichen Zielen für dieses Wochenende widmen: Trinken und feiern! Und so fingen Low und ich nun richtig an uns über den Doppelkorn und das Bier herzumachen.
Ein paar Bier, Shishas und Mischen später schmiss ich noch eine Bierflasche um. Ein eindeutiger Indikator dafür, dass auf dem richtigen Weg war!
Dann war es Zeit sich auf den Weg zu machen , doch vorher hatten ich mit meinem Bro Low noch etwas zu erledigen. Nämlich noch mehr Korn zu trinken, aber diesen letzten aus Pinnecken. Ich habe schon eine ganze Menge an ungesundem, ekelhaftem Fusel getrunken… Von Kräuterlikör als Do-it-yourself Erzeugnis eines Freundes meiner Eltern, über 80 prozentigen Strohrum bei einer BIER-Verkostung bis hin zu einer Trinkalkohol-Milch Mische, die ich einmal probiert hatte, als sich NakedDevil einmal noch unbedingt bei mir besaufen wollte (Zur Info: Hat nicht geklappt. Ihm war einfach nur schlecht… Vielleicht war ja die Milch sauer!?). Aber diese kleine Pfütze Doppelkorn toppt wirklich alles. Etwas, dass sich derart schwer und ekelhaft den Rachen runterzieht habe ich bis dato nicht probieren dürfen. Ich bin aber auch ein Glückspilz!
Bei der Reeperbahn angekommen, ging es erstmal zu Burger King, da einige Hunger hatten und ich pissen musste. Ich war allerdings nicht der einzige. Wie ich am nächsten morgen erfahren sollte ging es Sgt. Mercy ähnlich, nur dass er der Klofrau ungefähr 3 Euro Trinkgeld in “Kleingeld”, oder besser kleinerem Geld auf ihren Teller warf mit dem Kommentar zu irgendeinem Typen: “Das gibt man doch eh nicht aus.” Uns so streiften wir über den Kiez und wurden erstaunlich wenig von den leichten Mädchen angesprochen. In der Herbertstraße hieß es dann natürlich für Miss Bookwood “Ich warte draußen” und wir gingen rein. Ich habe irgendwann angefangen mich mit NakedDevil bei den Nutten über die Preise zu informieren. Der Startpreis beträgt grundsätzlich 50€ für eine halbe Stunde. Das stand in einem krassen Verhältnis zu dem, was ich mir so vorstellte. Ich schlug ihr, dass NakedDevil und ich mit ihr gemeinsam nach hinten gehen. Eine Stunde, 20 für jeden. Sie machte einen Gesichtsausdruck, als hätte ich ihr gerade ein unmoralisches Angebot gemacht. Seltsamerweise nahm sie dies aber nicht an, sondern sagte wir sollten uns verpissen. Ob die schon mal was von Feilschen gehört hat? Das würde ihr Geschäft enorm ankurbeln, überhaupt nicht ökonomisch diese Schaufensterfrauen. Vielleicht sollte ich Unternehmensberater für Prostitutionsbetriebe werden… Dann gibt’s hinter her noch so eine Sendung auf Kabel 1, “Staddicc hilft!” oder auf RTL… “Der Nuttenberater”. 
Als wir herauskamen unterhielt sich Miss Bookwood gerade mit irgendeinem Kerl, den sie getroffen hatte. Und so standen wir dort noch Weile, was mich ziemlich nervte als ich es realisiert hatte. Schließlich war ich nicht hier um vor der Herbertstraße ein Pläuschchen zu halten. Low, NakedDevil und ich waren uns schnell einig, dass sich diese Unterhaltung durchaus noch ein bisschen hinziehen könnte und so machten wir uns auf den Weg nach irgendeiner geeigneten Tittenbar. Eine solche ließ nicht lange auf sich warten. Wir wurden von einem alten Glatzkopf auf der Reeperbahn angequatscht. Ein echter hamburger Jung, der hat da wahrscheinlich schon als Zehnjähriger die nichts ahnenden Landeier reingelockt. Obwohl ein Angebot wirklich nicht übel war. Er bot uns an, ein Bier für 7€ zu kaufen und einen Schnaps umsonst zu bekommen. Dazu geile Mädels, die auch tanzen können. Wer würde da schon nein sagen? Wir nicht! Also sind wir rein und haben unser Bier und unseren Schnaps bekommen. Es dauerte nicht lange, bis sich irgendwelche Frauen an uns ranschmissen und bettelten, dass wir ihnen doch einen Piccolo mit O-Saft ausgeben sollten. Da ich zu Anfang das Glück hatte, und das meine ich wirklich so! dass zu mir irgendeine total schäbige, alte Alte ankam hatte ich wirklich nicht das Bedürfnis auch nur einen Cent für sie auszugeben. Sie realisierte dies dann auch recht schnell und gab an eine Kollegin ab, die jünger und wesentlich geiler war. Verdammt! Nun wurde auch ich schwach und gab ihr letztlich ihr beschissenes Getränk aus. Was ein Fehler war. Ein großer Fehler. Unser Bier für 7€ hatten wir sofort bezahlt, aber anscheinend gibt´s in dem Laden für größere Summen immer eine gesonderte Rechnung, die kam dann auch. Anfangs dachte ich, ich hätte mich verlesen und nicht 70,- sondern -,70 gesehen. Dem war nicht so. Ich hörte laut und deutlich, wie ich fragte “Wollte ihr mich verarschen?”, erntete jedoch nur ein gehässiges, zufriedenes, ja wahrlich sadistisches Lachen des Kerls hinter der Bar. Ich konnte es nicht fassen, wir haben uns eiskalt verarschen lassen! Nachdem ich es geschafft hatte mich aus den Fängen des Mädels zu befreien, das sich mir an den Hals geschmissen hatte und ihre dämlichen Stelzen von meinem Schoß hieven konnte, war es Zeit sich mit den Jungs zu beraten. Low sträubte sich zunächst sehr dagegen den Betrag zu bezahlen, was ich durchaus nachvollziehen kann. Ich allerdings hatte doch das starke Gefühl, dass wir aus der Sache anders und gesund nur rauskommen würden, wenn wir das Zeug hätten Chuck Norris zu doubeln. Und so machte NakedDevil sich zusammen mit einem der ansässigen Typen auf den Weg zum nächsten Geldautomaten, der seltsamerweise ganz in der Nähe war. Irgendwann kamen sie wieder und NakedDevil beglich seine Rechnung und auch einen erheblichen Teil meiner uns Lows. Allerdings entschieden wir uns das Animationsprogramm dieses Etablissements noch eine Weile zu genießen und konnten sogar noch vier Gratisschnäpse für jeden raushauen. Mal ehrlich, hätten wir die gekauft wären wir auch locker auf 70€ gekommen. Wir versuchten auch noch einen dieser Glitzer-Bhs, den die Tänzerinnen trugen und uns entgegenwarfen abzuziehen, aber sie hatte ein richtiges Adlerauge darauf. Ich versuchte noch ein paar Typen die neben uns saßen vor diesen Tricks zu warnen, was darin endete, dass einer der Bediensteten zu NakedDevil kam und meinte, sein Freund solle aufhören ihr “Angebot” fremden Menschen zu erläutern, andererseits wären wir keine Freunde mehr. Was das bedeuten sollte konnte ich mir denken. Die Typen wussten eh schon bescheid. Meine Pläne, mich mit einem Plakat vor diesen Stripclub zu stellen legte ich damit auch auf Eis. Immerhin wurden wir noch mit einem kräftigen Applaus verabschiedet. Die Typen waren wirklich froh uns los zu sein! Vermutlich sind sie es gewohnt, dass alle, die auf diese Weise ihr Geld loswerden schleunigst das Weite suchen, da sind so ein paar Typen, die dann noch wertvolle Sitzplätze belegen ja buchstäblich fehl am Platz.

Und ab diesem Zeitpunkt weißt meine Erinnerung erheblich Lücken auf. Anders gesagt: Wir sind rausgegangen und dann ging die Telefoniererei mit Miss Bookwood los, die immer noch mit Hannibal und Sgt. Mercy unterwegs war. Wir wollten uns wohl bei Burger King treffen, was wir aber irgendwie verplant haben. Ich habe traumähnliche, bruchhafte Bilder im Kopf wie wir in den ein oder anderen Sexshop reingeschnuppert und uns über die Idioten lustig gemacht haben, die aus diesen Kabinen rauskamen. Dass wir in der Ritze waren und etwas getrunken haben, weiß ich komischerweise noch sehr genau. Dieses eine Bier dort hat Low seinen Grenzen nämlich ein gutes Stück näher gebracht: Wir gingen zur Hintertür raus und er hat erstmal kräftig die Blumen gedüngt mit eigener Kotze aus kontrolliert biologischem Anbau. 
Irgendwann war dann NakedDevil verschwunden. Nachdem Low und ich ihn eine Weile gesucht haben und noch etwas aßen fuhren wir aber schließlich nach Hause und verließen uns auf NakedDevils Glück. Als wir bei Sgt. Mercys und Miss Bookwoods Wohnung ankamen gab es erstmal ordentlich Lack von ihr, wieso wir Idioten denn sie mit den anderen da einfach stehen lassen würden. Da ich aber nicht in der Stimmung war zu streiten, sondern eher, wie es bei mir in solchen Fällen üblich ist, mich über sie lustig machte wurde es noch relativ laut in der Wohnung. Es endete damit, dass ich in Lows Auto schlief. Was soll´s, war ja nicht das erste Mal und ich weiß, wir man es sich in einer Karre gemütlich macht.
Irgendwann am nächsten Morgen bin ich dann wieder rein. NakedDevil war mittlerweile Gott sei dank dar. Er erzählte er habe sich durchgefragt, welche U-Bahn er wann, wo und wohin nehmen müsste um endlich anzukommen. Und so erlebte er noch eine sehr ereignisreiche Nacht. Er erzählte von der einen Station, an der sich zwei Typen ziemlich derbe gegenseitig das Gesicht erweicht haben bis Blut floss. Und während sich die Beiden prügelten als bestände seit Jahrhunderten eine gewaltige Fehde zwischen ihren Familien, wurden sie vom U-Bahnfahrer, der gemütlich in seiner Kabine saß, beobachtet. Endlich beugte er sich über sein Mikrofon: “Die U-2 nach Barmbek ist jetzt zum einsteigen bereit. Bitten beachten sie, dass diese Linie dort ihr endgültigen Standort erreicht.”

In Barmbek, dem Stadtteil, in dem Sgt. Mercy wohnte, angekommen irrte er umher auf der Suche nach der richtigen Straße. Irgendwann wurde NakedDevil von einer Polizeistreife aufgelesen, die ihn mitnahm. Nach einer kurzen Weile bekamen die Gesetzeshüter allerdings einen Funkspruch herein, dass irgendwo ein Mann seine Frau verprügelt… “Ja, tut uns Leid, wir würden dich ja wirklich gerne noch bis ganz nach Hause bringen, aber wir haben da noch was vor.” Und so wurde NakedDevil an einer Ecke abgesetzt, von der er den Weg glücklicherweise kannte. Mal im Ernst, ich habe ich schon aus den verrücktesten Situationen heraus den Weg immer wieder mehr oder weniger zu Fuss nach Hause gefunden, aber das verdient wirklich einen Orden! Ein Liga, in der ich noch nicht spiele. Respekt NakedDevil, ich habe ein neues Vorbild!

Am Sonntag hingen wir nur irgendwie rum, rauchten noch eine Shisha und Low versuchte seine geistige Anwesenheit inklusive seines Bewusstsein noch einmal für die Fahrt bis ans Limit zu pushen, was allerdings nicht sehr hoch lag. Und so machten wir uns irgendwann auf den Heimweg, mit einer Reihe neuer Erfahrungen und satten 8 Stunden Schlaf, seitdem wir Freitagmorgen aufgestanden waren.

Allem Unglück und allen Dingen zum Trotz, die uns an diesem Wochenende widerfahren waren, waren wir doch irgendwie glücklich. Es lag eine glorreiche Stimmung in der Luft. Wir wussten, wir haben uns dieser Stadt gestellt und wir haben verloren, ganz eindeutig. Aber man kann nicht sagen, dass es eine schwere Niederlage war. Eher eine solche, die auf faire Weise gerne zur Revanche einlädt.
Bis zum nächsten Mal, Hamburg!

Montag, 3. August 2009

Zivi-Tagebuch 3.08.09

Ok, da wären wir. Der erste Tag meines Zivildienstes steht an. Ich sehe der ganzen Sache relativ entspannt entgegen und verspreche mir eine Menge Spass... und wenn es diesen einmal nicht geben sollte, habe ich mir vorgenommen mich darum zu kümmern, dass er schleunigst wiederkommt. Ich habe mir meine Stelle insofern geschickt ausgesucht, als dass ich mit zwei sehr guten Freunden von mir zusammen in einer Einrichtung für Altenpflege arbeite. Es kann also nur lustig werden... ICH HATTE JA KEINE AHNUNG. Wie sollte ich auch das Ausmaß nur im entferntesten erahnen können, wie sehr uns dieser Tag mitnehmen würde.

Die ganze Schinderei begann damit, dass wir uns nach einigen Formalitäten in unserer  wundervollen Zivi-WG mit Mehrbettzimmern, die uns für unsere Zeit hier zur Verfügung stehen würde, trafen und Pläne schmiedeten wie wir sie in Zukunft am sinnvollsten nutzen könnten. Dass dort keiner wirklich wohnen würde war von Anfang an klar, genauso klar war allerdings, dass eine solche Gelegenheit zur Selbstverwirklichung nicht ungenutzt vertreichen konnte. Waldi, Low und ich waren uns schnell einig, dass es nur eine Möglichkeit gab diesen Zweitwohnsitz bestmöglich zu missbrauchen! Zahlreiche Möglichkeiten taten sich vor unseren geistigen Horizonten auf. Darunter die Erkenntnis, dass wir nun immer einen sicheren Schlafplatz hätten, wenn wir einmal aus irgendwelchen, hoffentlich nicht nachvollziehbahren Gründen betrunken durch die Stadt irren sollten, auf der Suche nach einem warmen Eckchen (Ich hätte um ein Haar noch ein "gemütlichen" hinzugefügt, aber das hätte zwangsläufig eine drastische Enttäuschung gegenüber unserer Hause bedeutet). Nun gab es endlich eine Antwort, wenn sich das nächste Mal die Frage stellte "Wo trinken wir vor?" oder "Wo können wir chillen, wenn unser Kumpel Hannibal einmal zurück in seine östlich gelegen Heimat verschwunden ist?". 

Außerdem stand für heute ein Arztbesuch an...

Die Kurzversion: Ich glaube ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass wir heute Abend gründlich duschen. JA! Wir fühlen uns schmutzig. Und wir sind traumatisiert. Heute ist ein Teil von uns gestorben. Auch, wenn es hätte schlimmer kommen können.

Die lange Version: Wir sind also mit meinem Wagen zu diesem Arzt gefahren. Es fing wirklich harmlos an... Gewicht, Größe, Urinprobe. Ok, die Arzthelferin war keine Prinzessen, sondern klassischerweise eine kleine, dicke Pummelfee. Aber die paar Fragen, plus ein wenig drücken um genügend Urin abzusondern ist nichts schlimmes. Auch wenn ich anfangs leichte Startschwierigkeiten hatte, wenn ich ehrlich bin. Ich hatte noch nicht viel getrunken und ich hatte einen Moment überlegt mein warmes, körpereigenes Schweppes mit ein wenig Wasser zu punshen. Ganz nebenbei: Wenn jemand sowas schonmal ausprobiert hat, bitte ich um Erleuchtung, was dabei rausgekommen ist. Als nächstes wurden wir ins Wartezimmer verfrachtet. Hand hoch, wer hasst keine Wartezimmer? Also! AAABER, dieses Wartezimmer war anders. Es hatte ein Aquarium. Und als Low und ich schließlich damit fertig waren das zu tun, was nicht mal der zehnjährige Junge, der sich ebenfalls im Wartezimmer aufhielt, als aufregend erachtete, nämlich mit dem Finger gegen die Scheiben zu klopfen oder mit der Hand eine Krake nachzuahmen, in dem Versuch die Fische zu erschrecken, wurde ich in... DAS ZIMMER! gerufen. Mein erster Eindruck war gut. Ein paar Fragen zu Kinderkrankheiten und eine Spritze waren alles. Natürlich wurde ich abgehorcht und ein wenig befummelt, aber damit kann ich leben. Man gewöhnt sich daran, wenn einen in der Disko auf der engen Tanzfläche die fetten Weiber ausnutzen und dir an den Arsch fassen.. Ich dachte schon: "Cool, dann können wir ja gehen und haben noch massig Zeit bis man uns zurückerwartet". Doch dann kam der alles entscheidende Satz: "So, dann bitte noch die Boxershorts runterziehen." Mir schwante Finsteres. Der Arzt kam wieder von seinem Schreibtisch an die Liege getreten... Seine Hände waren wirklich unglaublich rau. Er könnte sie sich wenigstens einmal eincremen. Er betastete auf sehr unsanfte Weise meine Eier und vermutlich hätte es nicht einmal Jenna Jameson geschafft, meinem Schwanz in diesem Augenblick Leben einzuhauchen. Nicht, dass es das erste Mal wäre, dass mein Gehänge in medizinische Hände gerät (Obwohl ich mich an eben Dieses noch genau erinnere: es war als ich in den Kindergarten kam... Schon damals war es unangenehm), aber immerhin waren es bisher immer WEIBLICHE, medizinische Hände gewesen. Wenn auch meistens nicht besonders attraktive. Aber der Doc war noch nicht fertig. Er bat mich, mich umzudrehen, damit er einen Ausflug in Richtung meines Rektums starten könnte. Nun schwante IHM Finsteres. Also gut, locker bleiben, Augen zu und Arsch nicht zusammenkneifen. Und auf einmal mochte ich ihn wieder. Nein du Sau, nicht wegen dem, was er getan hat, sondern vielmehr wegen dem, was er NICHT getan hat. Gott sei danke verzichtete er auf... wie Low es später nennen sollte, "die Hafenrundfahrt". Die Geste, die er zur Verdeutlichung dieses Vorgangs darstellte, möchte ich an dieser Stelle nicht beschreiben,und erinnere gleichzeitig an die Menschenwürde.

Der erste Teil unseres harten Arbeitstages war also vorbei. Zurück an unserer Dienststelle gab es natürlich nur eine Möglichkeit, sich erst einmal von diesen wahnsinnigen Strapazen erholen könnten: Essen! Ich erzählte von einem Bekannten, der es sich eine waschechte Milf (Für die Weltfremden unter euch: "Mother I´d like to fuck") klargemacht hat, die etwas über 40 ist und eine 17jährige Tochter hat. Sie beinahe doppelt so alt wie mein Bekannter. Low bedankte sich frühzeitig dafür, dass ich sowas beim essen erzähle. Kaum einen Atemzug später entgegnete er, dass ich dies ja locker toppen könnte, sogar um das Vierfache. Schließlich befänden wir uns in einer Einrichtung für alte Leute. Das wäre dann wohl eine Gilf. Ich bedankte mich wiederum bei ihm für diesen Hinweiß. Wer möchte beim Essen schließlich nicht seinen Horizont erweitern?

Nach unserer halbstündigen Mittagspause im Anschluss, wurden wir dann auf die verschiedenen Gebäude verteilt. Waldi und ich landeten sinnvollerweise im gleichen Haus. Nun sollte unser erster Tag also richtig anfangen. Und das Erste was sich mir prompt ausdrängte war der sehr eigentümliche Geruch nach Scheiße, als wir im ersten Stock den Aufzug verließen. Und ich meine hier nicht den lästigen, aber keinesfalls Würgereflex auslösenden Gestank, wenn man in Friedrichshain in Hundescheiße gelatscht ist. Ich meine nichtmal den Gestank menschlicher Scheiße, wenn man möglicherweise hineingetreten ist (Sowas hat tatsächlich mal ein Kumpel von mir beim Zelten geschafft. Er wollte nur pissen gehen und ist dabei volles Mett in eine Wurst getreten, die ein anderer Kumpel ein paar Stunden zuvor dort abgesondert hatte. Zur Info: Er hatte weiße Sneakers an). Was ich meine ist dieser Gestank, der eben manchen alten Leuten zu  Eigen ist. Ihr wisst schon. Die vollgekackten Windeln, die seit zu langer Zeit in großen Säcken in einem nahe gelegenen Raum lagern. Welch eine Ehre, die Low und Waldi nun zu Teil werden sollte. Denn ihre erste Aufgabe bestand darin genau diese Säcke, die teilweise wirklich schwer sind (vermutlich auf Grund viel ballaststoffreicher Kost) aus jedem einzelnen Haus abzuholen und zur Mulde zu bringen. Dank einiger Erfahrung, die ich einen Tag später mit ihnen bei dieser Aufgabe machen durfte, kann ich sagen: Es ist nicht wirklich schön einen Wagen, quasi voll mit Kacke, in nicht belüfteten Aufzügen hoch- und runterzufahren. Ich bin mir nicht sicher, ob es mich besser traf. Ich hatte an diesem Nachmittag auf der bereits erwähnten Etage "Dienst". Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Nicht, weil ich faul wäre, sondern definitiv, weil es nichts zu tun gab außer hier und da mal jemanden zu füttern oder daran zu erinnern, dass Kaffee vor einem steht, der getrunken werden möchte. Um ehrlich zu sein haben mich diese Menschen ohne ihr direktes Zutun irgendwie beeindruckt. Ich muss dazu sagen, dass es sich auf dieser Station um Leute handelt, die für längere Zeit in Pflege sind. Das bedeutet, sie sind fast alle schon ziemlich daneben, wie ihr sicherlich schon an meiner Aufgabenverteilung bemerkt habt. Ich konnte mich nicht so richtig entscheiden, ob ich Mitleid und Betroffenheit empfinden sollte, oder auf der Stelle eine schriftliche Verfügung zu erlassen, dass ich ich umgehend getötet werden möchte, falls ich jemals so werden sollte. Oder mich zumindest rechtzeitig darauf hinzuweisen, dass ich mich in eine derartige Richtung bewege um bereits vorher nötige Maßnahmen zu ergreifen. Ich kann mir einfach nur schwer vorstellen, dass diese Menschen irgendwie mehr tun also einfach nur vor sich hinzuvegetieren. Naja, zumindest bis mich eine ältere Frau, die die ganze Zeit über völlig neben sich stehend wirkte, eines besseren belehrte. Sie ergriff mit katzenähnlichen Reflexen ihren Becher, exte den ganzen Orangensaft bis zum letzten Tropfen in Windeseile und ließ schließlich den leeren Becher mit einem deutlich hörbar gestöhntem "AAAHHHHHH!!!!!" auf  den Tisch knallen. Mit Sicherheit eine frühere Kampftrinkerin! Und ob ihr es glaubt oder nicht, ich bin mir sicher einen gewissen Stolz in ihren Augen erkannt zu haben. Immerhin hatte sie sich gerade über all die anderen Personen am Tisch erhoben, die immer wieder fragen, wo denn ihr Becher sei und ihren Kuchen eingeweicht in Kaffee mit einem Löffel in den Mund geflogen bekommen müssen ("Hier kommt das Flugzeug, brrrrrr....."). 

Der Rest des Tages war nicht sonderlich spannend. Es wurden einige ambulante Gäste nach Hause gefahren, so mussten Waldi und ich direkt am ersten Tag eine satte Viertelstunde länger bleiben. Unerhört!