Montag, 28. Dezember 2009

Zivi-Tagebuch 28.12.09 - Zeit im Wandel... nicht für Zivis

Die Welt dreht sich. Und dreht sich. Und dreht sich. Immer schneller und schneller. Wer heutzutage keine starken Beine hat um mit der Zeit Schritt zu halten, sollte sich besser irgendwo abseits der Zivilisation ein Leben als Aussteiger führen. Oder, wenn er noch jung ist sich auf keinen Fall ausmustern lassen, sondern Zivi werden.
Denn nach Außen hin hieß es in letzter Zeit nicht selten "Wo ward ihr??", "Ihr dürft nicht mehr in den Dienstplan schreiben!" und "Der Küchenbulli wird nicht zu zweit gefahren!" Veränderungen wohin das zivildienstliche Auge nur sehen kann. Da Zivis jedoch gerne ihre Augen vor der der Arbeit verschließen, sehen sie... ihr könnt es euch denken: Gar nichts. Nach der letzten Dienstbesprechung könnte man meinen, dass einige doch tatsächlich ein Problem damit haben, dass wir Zivis so wenig wie möglich machen. Menschen gibt´s... Ich selbst war nicht anwesend, ich war krank. Ich saß total erschlagen mit einer Bekannten in einem Café in der Stadt und frühstückte. Mir ging es wirklich wirklich schlecht. 
Jedenfalls ist trotz allem von Veränderungen bisher nicht viel zu spüren. Alles geht seinen gewohnten Gang, der meistens ins Bett der Zivi-WG führt und die Pausen sind immer noch viel zu kurz. Aber Staddicc wäre nicht Staddicc, wenn er sich seine zahlreichen, anspruchsvollen Mühen nicht selbst ausgleichen würde. Mit Überstunden, die hin und wieder gemacht werden aber nicht in dem Ausmaß, wie es im Dienstplan wie durch Geisterhand festgehalten wird. Sachen gibt´s.

Egal, was ich hier schreibe, ein Zivi bekommt seine Quittung. Am Dienstende, nach seinem Tod, vielleicht aber auch nie. Oder wenn man besonders viel verdammtes Glück hat an genau dem Tag nach Silvester. Ja genau, dieser Tag heißt "Neujahr" und ist ein Feiertag. Aber nicht nur das, für manche armen Seelen, insbesondere die armen Seelen einiger Zivis, ist es auch ein Arbeitstag. Und für eben diese Zivis ist das der wahrscheinlich am beschissen liegenste Arbeitstag in allen Monaten, die ein Zivildienstleistender jemals ableisten musste. Was soll ich sagen, vielleicht hätte ich zur Dienstbesprechung hingehen sollen, aber dann hätte ich schlecht krank sein können. Vielleicht wäre es aber auch einen Versuch wert gewesen... Tja, my shit´s fucked up. Mal bist du der Hund, mal bist du der Baum. Low hat mit verdammt geiler Weise schon seine Hilfe für diesen Tag zugesagt. So weit diese gehen kann natürlich. Und das, obwohl er frei hat! 

Und ab hier bitte nicht weiterlesen, wenn ihr euch nicht explizit angesprochen fühlt!! Es folgt der wirklich wichtige, aber streng geheime Teil:

So, und da mir jetzt eure Aufmerksamkeit sicher ist (Danke dafür!), bitte ich euch sich bei mir zu melden, wenn ihr ein richtig gutes Mittel gegen Müdigkeit und Nachwirkungen von Alkohol am Neujahrsmorgen kennt. Nicht, dass ich etwas gegen richtig schöne Nachwirkungen hätte, da entstehen immer die besten Ideen, aber in diesem Fall könnte ich einen ULTIMATIVEN MUNTERMACHER doch sehr gut gebrauchen. Schließlich muss ich fahren. Ich bin verantwortungsbewusst!

Samstag, 26. Dezember 2009

Wie ein Burger auszog um die Welt zu verändern Eigentlich: Malle-Facts about NakedDevil

Wie ein Meteorit, der still durch das Universum schwebt sitze ich hier in der Zivi WG. Ich bin alleine, Low und Hannibal müssten gleich kommen.
Leise schallt "The man who sold the world" von Nirvana durch die verlassenen Räume, während ich genussvoll in meinen Double Steakhouse von Burger King beiße. Ich schwör euch, meine Zunge hat abgespritzt, weil der Geschmack dieses kleinen Stückchen alltäglichen Glücks so geil war. Würde ich das Rezept kennen, würde ich diesen Burger in überdimensionaler Größe nachbauen, aber statt den zwei Scheiben Fleich zwei geile Frauen übereinanderlegen. Und diesen Burger dürfte dann Jumbo Schreiner ganz sicher nicht testen.

Das letzte Mal, als ich diesen legendären Burger aß, saß ich mit NakedDevil und drei weiteren Kumpels auf der Hafenmauer von Cala Radjada auf Mallorca. Das war letzten Sommer. Genaugenommen... wenn ich so darüber nachdenke bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob NakedDevil wirklich dabei oder ob er gerade wie so oft in diesen sieben Tagen bei uns im Zimmer unter der Klimaanlage mit zugezogenen Vorhängen vor sich hin vegetierte, während RTL über den Fernseher flimmerte. 
Ihr müsst wissen, dass NakedDevil einmal im Jahr, meistens im Sommer oder eben je nach dem, wann man gerade auf Malle ist, zu einem Vampir mutiert. Dem Biervampir (Achtung: Untertreibung!). Dann schwört er der Sonne bis zur Leichenstarre ab und kommt nur noch nachts raus um seine Opfer auszusaugen. Die Opfer sind entweder Bierflaschen oder stark alkoholhaltige Longdrinks. In einem All-inklusive-Hotel hat das den Vorteil, dass er seine Beute nicht lange verführen muss bis sie sich im willenlos hingibt. 
Wäre da nicht dieses winzige Problem, dass sich sein doch weitgehend menschlicher Körper gegen sein Dasein Kreatur der Nacht erheblich wehrt. Und nicht nur gegen dieses Dasein an sich, sondern somit auch gegen alles, was damit zusammenhängt. In allererster Linie gegen seine Beute. 

Der Widerstand seitens seines Körper geht sogar so weit, dass NakedDevil heute noch den wahnwitzigen Rekord von 14 Mal kotzen in einer Woche hält! Damit ist ihm der Großteil von insgesamt 21 (waren es wirklich nur 21!?) Ausflügen ins Land des rückwärtigen Essens zu verdanken. 
Doch nicht nur sein Suchtverhalten ist in dieser Hinsicht erstaunlich, und Suchtverhalten ist hier keine zynische Bezeichnung. Einmal lag er tatsächlich auf seinem Bett und zitterte unkontrolliert ohne zu wissen wieso. Es lag wahrscheinlich nur an dem herausragenden Fernsehprogramm, das wieder lief. 
Nein, unser lieber NakedDevil hat es auch geschafft in sieben Tagen auf Mallorca bei schönstem Wetter (wenn man eben nicht gerade ein Vampir ist) nicht ein Mal, ich wiederhole: Nicht ein einziges Mal!!! den Strand gesehen! "Da sind überall diese verfickten Bastardameisen!" Wozu auch an den Strand gehen, wenn der Hotelpool mit angrenzender Bar direkt vor der Tür liegt...
Außerdem bekommt man am Strand nur Sonnenbrand. Und zwar am ganzen Rücken, wenn man seinen Rücken nicht wie ich letztes Jahr freundlicherweise zum Teil mit Sand bedeckt, während NakedDevil schläft, so dass ein schönes Touristenrot-weißes Tarnmuster dabei rauskommt.

Naja, zu was für geistigen Ergüssen unbelängliches Geschreibsel über einen Burger nicht doch führen kann. Das ist das Schöne am Schreiben: In den meisten Fällen weiß ich genau so wenig wie ihr, wie der Eintrag enden wird. Deswegen steht auf diesem Blog wohl auch fast ausschließlich leere Scheiße in digitaler Form. Da habt ihr es, ich schweife schon wieder ab.

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Christmas came early...

Jedes Jahr das gleiche Theater. Immer, und immer, und immer, und immer. Irgendwann werde ich an Weihnachten in den Süden fliegen. Irgendwohin, wo es anders ist als hier. Wer kann auf dem Sterbebett von sich behaupten sein dreißigstes Weihnachten in einem hawaiianischen Bordell verbracht zu haben? Ich wäre der einzige Opa, der seine Enkel mit Geschichten aus vergangenen Zeiten nicht langweilt. Aber vielleicht sollte ich mit solchen Geschichten warten bis meine Enkel alt genug sind. Und hoffen, dass ich mein dreißigstes Lebensjahr erreiche. 
Aber da Weihnachten nunmal die Zeit der Liebe ist (besonders in meinem Bett), reiße ich mich auch dieses Jahr zusammen und lasse alles in stiller Resignation über mich ergehen. Wie bei einer Vergewaltigung.

Moment, Zeit der Liebe!? Hab ich mich da verschrieben? Was tut mein Kopf hier? Ich habe gerade ziemlich alles, nur nicht den Eindruck von Liebe. Es könnte natürlich meiner vorrübergehenden Schizophrenie geschuldet sein, aber auf mich wirkt das alles irgendwie sehr künstlich.
Zumindest war es die letzten Tage so. Ein Weihnachtsbaum, den zu schmücken wieder an mir hängen blieb und ein etwas zickiger Vater, der aus unbekannten Gründen anscheinend nicht recht wusste, wieso er eigentlich so nervös ist. Väterchen, du musst doch nur die Vorspeise machen, den Rest besorgt die Verwantschaft. Aber trotzdem kann ich mich nicht von dem Eindruck trennen, dass doch keiner so genau weiß, wie er das Fest der Liebe auch dieses Jahr wieder stressfrei hinter sich bringen kann.
So bleibt uns nichts anders übrig als es so lange wie möglich zu verdrängen um einen Großteil der Geschenke am Vormittag des 24. Dezembers zu kaufen. Und sich den Nachmittag Gedanken darum zu machen, was man abends anzieht, nur um sich nicht mit dem eigentlichen Sinn beschäftigen zu müssen.
Wisst ihr was? Scheißt einfach drauf! Scheißt auf den Baum. Scheißt auch auf die Geschenke und scheißt auf die in rotes Samt gehüllten Nutten, an die ihr denkt, während ihr Großvater August dabei zuseht, wie er trotz Ente im Mund sein Gebiss zurechtrückt.
Holt stattdessen einfach den guten Konjak raus, greift euch dazu einen Keks vom süßen Teller, seht euch gegenseitig einmal in die Augen und stoßt an. Verdammt, es ist Weihnachten. Also stoßt an und stoßt an und stoßt an. Das schönste Geschenk ist mit der Familie zu lachen, weil das Lachen ein Jahr lang auf der Strecke geblieben ist.
Nichts im Leben hat es verdient, zu ernst genommen zu werden. Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten!

...to me.

Montag, 21. Dezember 2009

Weihnachten ist eine Hure

Fuck it. Ich bin untreu. Ich habe gerade tatsächlich das erste Geschenk dieses Jahr gekauft. JETZT SCHON! Ein Buch für meinen Vater, fehlt nur noch der Rest der Sippe.
Ich hasse diese Geschenkescheißerei. Ich zerbreche mir jedes Jahr den Kopf, was man verschenken könnte um selbst nur Geld zu bekommen. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Das Problem ist einfach, dass die zeitlosen Klassiker wie witzige Tassen, Honig oder kunstvolle Kerzen langsam abgegriffen sind. Tee. Tee in einer schönen Dose wäre mal was. Das habe ich das letzte Mal vor zwei Jahren verschenkt.... Das ist lang genug her, oder!?

Aber dieser unerwartete Anfall weihnachtlicher Euphorie sollte schon bald betraft werden. Ich war fünf Minuten unterwegs, da bahnte sich seltsamer Weise ein Stau an und ich fuhr zurück zum Kaufland, wo ich eigentlich nicht hin wollte.
DAS WAR SCHICKSAL!! Nicht, weil es beim Kaufland ein hoch romantisches Geschenk gab, für das ich zum kaufen vorherbestimmt war, sondern weil es dort absolut garnichts gab! Nur die alberne, kitschige Scheiße wie man sie jedes Jahr als Kleinigkeit verschenkt, wenn man sonst nichts weiß (eigentlich könnte man also diesen letzten Nebensatz streichen). Dämliche Porzelanfiguren, Kunststoffgestecke um sie bis zum nächsten Jahr im Keller verstauben zu lassen, und Keksdosen in Engelsform. 

Aber ein Abstecher in die Schnapsabteilung ist immer drin. Ihr könnt euch denken, wo ich letztendlich landete. An Weihnachten geht es nicht um Geld, also wieso verschenkt man nicht einfach eine Dose Bier? Billiges Bier. Paderborner oder 5.0. Zusammen mit einer schönen Karte, oder auch keiner Karte, weil man den Rest des Geldes für sich selbst in teureres Bier für den nächsten Freitagabend investiert. Das wäre mit Sicherheit eine gelungene Abwechslung, es kommt nur darauf an, wer beschenkt wird. Der Obdachlose, der unter dem kaputten Sonnernschirm hinterm Bahnhof wohnt würde sich sicherlich freuen. 
Oder Kaffeefilter? Ja eben, es sind nunmal die kleinen Dinge des Lebens. Warum zur Hölle können dann nicht auch kleine Dinge verschenkt werden? Ich gebe ja zu, Kaffeefilter sind nicht gerade ein küchentechnisches Accessoire der Haute Cuisine im Ritz, aber irgendwann, vielleicht aber auch nie, wird der Zeitpunkt kommen:

Tante Gertrut bekommt Besuch. Es ist Sonntag nachmittag, kurz vor halb vier. Die ersten Gäste parken gerade ihre silberne C-Klasse. Und plötzlich kommt Walter Freiwald mit einer Wanne voll Altöl in die Küche gestolpert. Die Kaffefilter bekommen das Meiste ab, den Rest die Tante. So eine Schweinerei aber auch! Wie verdammt soll man jetzt noch Kaffee kochen? Selbstverständlich kommt der Wasserlösliche nicht in die Tüte. In welche auch, es sind schließlich alle in dem ehemaligen schwarzen Gold ertrunken. Ladies and Gentlemen, wir präsentieren: Den Aha-Effekt! "Natürlich! Wir haben doch noch die Kaffeefilter von unserem Lieblingsneffen. Der Junge mit seinen scheiß Geschenken. Endlich brauchen wir die mal tatsächlich, im Vergleich zu diesen albernen Tassen!" 
Ha! Und in diesem Moment, möge er auch niemals kommen, das hängt von Walter Freiwald ab, werde ich da sein und laut lachen, während ich mit einer Tasse frisch gekochtem Kaffee auf mich selbst anstoße.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Eine Anti-Capitol-Versicherungen-Weihnachtsfeier

Es war verdammt kalt, als ich gestern vor dem Eingang des Hauptgebäudes der Zeitung, für die ich schreibe, stand und mit einem Blick auf den Schritt meiner Jeans sehen konnte wie meine Genitalien kleiner und kleiner wurden.

Aber ich hatte das Glück, dass es eine Klingel gab. Ich drückte und hörte eine Stimme:
"Ja!?"
"Hi, ich möchte zu der Weihnachtsfeier!"
"Moment, bitte."
Von da an ging alles sehr schnell. Nach nur zehn kalten Minuten kam schon eine Frau heraus, um mir zu öffnen.
Ich ging ihr hinterer, in den Medienraum. Es saßen bereits einige freie, sowie feste Mitarbeiter am Tisch. Ich schätze es waren so gut fünfzehn Leute, mehr sollten es nicht mehr werden.

Ich war mir erst nicht sicher, ob ich hingehen sollte, aber letztlich entschied ich mich dafür. Ich kannte keine Sau. Aber schließlich hört man von Weihnachtsfeiern immer nur die besten Geschichten, und wenn nichts half konnte ich mich immer noch umsonst durchsaufen.
Zugegeben, ich war bisher auf keiner anderen beruflichen Weihnachtsfeier, aber auf dieser war weniger los als in meiner Hose, nach einem Liter Vodka und zwei Tabletten Valium. Die meisten Toten sind aufregender.

Ich hatte es mir wirklich aufregender vorgestellt. Es gab nicht einmal ein heiße mit Sekt angefüllte Sekretärin, die nur darauf wartete vom Chef eine persönliche Führung durch sein Büro zu bekommen um ihm anschließend eine persönliche Führung durch ihre inneren Gefilde zu geben. 
Der Höhepunkt war eine freie Mitarbeiterin, die etwas angeheitert über die Witze eines Typen mit einer wahnwitzigen Föhnfrisur lachte. Ach Kacke, eigentlich war seine Frisur der wahre Höhepunkt dieser Trauerfeier. Stellt euch einen zu weit nach oben gerutschten Pottschnitt vor. Allerdings ohne Haare, sondern stattdessen mit einem Knoten aus Regenwürmern auf dem Kopf. Das Ganze passend zum Hebst in einem rotbraunen Farbton. 
Es folgte etwas sporadisches Geplänkel mit dem Chefredakteur, ein paar spannende Gespräche über Fotogeschäfte hier in der Umgebung, sowie die Preise für verschiedene Kameras.

Trotz Allem: Es hat sich gelohnt! Es sind zwei Flaschen Wein für mich rausgesprungen, von dem Guten. In Flaschen, mit Korken. Roter und Weißer sogar. Prost!

Und jetzt werde ich mich an die Ausarbeitung streng geheimer Pläne machen, wie die nächste Weihnachtsfeier gecrasht werden kann. Auf die coole Art und Weise, wie die richtigen Hochzeitscrasher. Nicht wie die beschissenen, langweiligen "Einzig wahren"-FAKE!!!-"Hochzeitscrasher", die irgendwo aus einer Mülltonne hinter dem ProSieben-Gebäude für schlechte Eigenproduktionen getröpfelt sind.

Montag, 14. Dezember 2009

Ein fetter Kerl namens Bob

Darf ich vorstellen? Bob. 
Bob ist das Musterbeispiel eines Verlierers. Ein totaler Stubenhocker, seine Bewegungen beschränken sich auf das Klicken der Maustaste und das Trainieren seines Wichsmuskels. Er rührt nicht einmal die Tastatur zu seinem PC öfter an als nötig, deswegen ist sie wohl auch so verstaubt. 
Wenn Bob nicht gerade einen Porno herunter lädt oder eine volle Tüte Chips in eine leere verwandelt, schläft er. Manchmal schaut er auch Star Wars. 

Früher hatte Bob ein kleines Meerschweinchen. Damals war er noch ein kleiner Junge ohne Gewichtsprobleme, obwohl er selbst es heute nicht als Problem betrachtet. Bob kümmerte sich rührend um seinen kleinen Freund. Er säuberte den Käfig, saß im Sommer stundenlang draußen mit dem kleinen Ding, und er gab ihm zu Fressen. Theo hatte er es genannt. 
Eines schönen Sommertages saß Bob wieder einmal draußen und spielte mit Theo. Er hatte Theo ein paar Tricks beigebracht, so konnte sein pelziger Gefährte eine kleine runde Tonne aus Holz vor sich herrollen, um anschließend seine Belohnung zu bekommen. 
Irgendwann am Nachmittag lief die Tochter des Nachbarn die Straße herunter. Bob sah ihr hinterher, wenn das auch nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie war etwas älter als er. Es war ein heißer Tag und sie schwitzte ein wenig, trotz ihres kurzen Rocks. Offenen Mundes starrte er ihr sie mit großen Augen an.
Als sie außer Sichtweite war sah Bob trotzdem nicht weg, irgendwann erinnerte er sich dann aber doch an Theo. Wo war Theo? Gute Frage. Bob ging mit vorsichtigen Schritten durch den Garten und hielt die Augen offen. Als Bob der Gedanke kam, dass Theo vielleicht weg war überkam ihn ein seltsames Gefühl. Es war dieses Gefühl, das er von nun an noch so oft haben sollte. Es fühlte sich an wie ein Kloß im Hals, obwohl es sich mehr als Leere im Magen bemerkbar machte.
Bob fing an zu weinen und rannte ins Haus. Er war so geschockt, dass er etwas essen musste. So griff Bob in den Schrank, eine Tüte Chips kam zum Vorschein. In seiner Panik zerrte er an der Tüte, doch er bekam sie nicht auf. Er zerrte weiter und riss sie schließlich in Fetzen. Auf dem Tisch, auf den Stühlen, auf dem Herd, auf der Bank, in der Spüle. Überall waren nun die Chips verteilt. Bob fing noch mehr an zu weinen. Als er sich etwas beruhigt hatte blickte er sich um, dann setzte sich Bo auf die Eckbank. Die Chips, der dort lagen zerbröselten unter seinem Hintern. Zumindest waren sie knusprig, dachte er. Er griff neben sich und steckte sich eine Hand voll Chips in den Mund. So saß er da eine Weile, bis er beschloss draußen noch einmal nach Theo zu suchen. 
Bob kam gerade in den Garten, als er sah wie ein großer Raubvogel im Sturzflug auf einen Busch zusteuerte. Hinter dem Busch riss der Vogel um und schwang sich wieder in die Lüfte. Er hatte sich etwas gegriffen und trug es nun in seinen Klauen davon. Was war das? Bob kniff die Augen zusammen und sah angestrengt hinterher. Es sah beinah genau so aus wie ein Meerschweinchen. Oh mein Gott, war das etwa Theo, der da gerade einen Rundflug in der ersten Reihe mitmachte um anschließend das Abendessen für die Küken zu stellen? Bob fing wieder an zu weinen. Schreiend rannte er erneut in die Küche.

Seitdem sind viele Jahre vergangen. Bob hat Theo vergessen und mittlerweile ist er vermutlich eine Million Mal in die Küche gerannt um nach einer Tüte Chips im Schrank zu greifen. Um ehrlich zu sein, ist er die letzten hunderttausend Mal nicht mehr gerannt, aber dafür hat er schnell gelernt eine Chipstüte zu öffnen ohne den Fußboden mit ihrem Inhalt auszulegen. 
Für Bob ist es mittlerweile Normalität geworden Pornos zu gucken, er tut es bloß noch aus Gewohnheit. Er würde alles darum geben, wenn “ihn” einmal eine Frau anfassen würde. Aber das sind nur Wunschgedanken in Bobs Kopf und so sucht er weiterhin die schnelle Befriedigung in Pornos um diese zermürbende Sehnsucht loszuwerden. Zumal Wichsen und Essen doch angenehm harmlose Beschäftigungen sind. 

Eines Tages, nachdem Bob wieder einmal einen Porno gesehen hatte, aber dann zum masturbieren zu faul war, ging er raus. Es war einer dieser natürlich ungestellten Pornos, in denen die Typen fremde Frauen auf der Straße ansprechen um sie anschließend schon im Minivan auf der Fahrt nach Hause durchzunehmen. Bob hatte keine Ahnung was er da tat, und schon gar keine Ahnung warum er es tat, aber er wollte es tun. Wahrscheinlich zwang ihn die Einsamkeit, gelangweilt von den unechten Titten und den falschen Orgasmen in den Pornos, nach draußen. Er war die meistens Zeit kein solcher Trottel, wie es oft den Anschein erweckte. Er ging nicht davon aus, dass eine Frau mit ihm nach Hause fahren würde, aber vielleicht würde die ein oder andere etwas Nettes zu ihm sagen.
Bob lief stundenlang durch die Stadt. Da war zum Beispiel eine Frau. Und weg war sie wieder. Und da ist die Nächste. Und schon ist sie wieder verschwunden. Jetzt aber die, zwar hässlich aber… ok, mittlerweile auch weg. Was war so schwer daran? Bob, du musst nur hingehen und etwas sagen! 
Immer, wenn eine Frau an Bob vorbeiging, schossen ihm plötzlich tausend Gedanken durch den Kopf. Dummerweise beinhaltete kein einziger dieser Gedanken etwas, das er zu ihr hätte sagen können. Zumindest nichts Sinnvolles. “Hi, ich bin Bob. Guck mal, ich kann hinter den Ohren schwitzen.” Nein, das war wohl nicht das richtige. Bob war traurig und frustriert. Er wollte doch einfach nur mal jemanden kennen lernen. Eine Frau, zum Reden und sei es nur für 5 Minuten auf der Straße gewesen.
Und so machte sich Bob auf den Weg nach Hause. Doch schon nach ein paar Schritten blieb er stehen. Er war sauer! Auf sich selbst. Er wusste er tat sonst nie etwas, deswegen wollte er nicht gehen und sich wieder einfach so vor seinen Computer setzen, nach einem Abstecher in die Küche. Er drehte sich um und schluckte. Dann ging er schnellen Schrittes auf die nächst beste Frau zu. Er stellte sich vor sie, woraufhin sie stehen blieb. Gezwungenermaßen, denn sie kam an ihm nicht so ohne weiteres vorbei. 
Bob sah ihr direkt in die Augen, mit fester Stimme sagte er: “Hi, ich bin Bob! Wie geh…” An dieser Stelle wurde er von ihrem lauten Lachen unterbrochen. Sie stolperte davon, während sie sich ihren Bauch hielt und unterdessen weiter kicherte. Bob stand da. Einige Leute sahen ihn an und gingen dann weiter. 
Immerhin hatte sie ihn angesehen, tief in seine Augen. Sie hatte so ein wundervolles, strahlend schönes Lachen. Bob grinste breit und ging so noch eine Weile durch die Stadt. Die eine oder andere Frau sah ihn sogar an. Er wusste nicht, woran es lag und es war ihm auch egal. Er fühlte sich gut, es war ein schönes Gefühl. Besser als jeder technisch generierte Orgasmus, den er vor seinem Computer in seinem Zimmer über der Küche jemals hatte.

Freitag, 11. Dezember 2009

Ein süßer Traum

Es war nicht lange her, dass ich sie kennen gelernt habe. Wir trafen uns ganz zufällig auf der Straße und verbrachten spontan den Tag miteinander. Wie mein Herz schlug. Es gibt nichts Schöneres als den goldenen Schimmer auf den Haaren einer Frau, wie er entsteht, wenn die Herbstsonne ihre seidene Mähne streichelt. Jetzt frage ich mich wieso ich es nicht gesehen habe. Nun sind es nur noch Bilder in meinem Kopf. An diesem Tag waren es nur ihr Arsch oder ihre Lippen, was interessierten mich ihre Haare? Darüber konnte ich mir schließlich auch noch Gedanken machen, sobald ich sie gehabt habe, nicht wahr? Ich dachte nur daran, wie ich so wohl am schnellsten ins Bett bekomme. Ich ahnte nicht, dass ich vom ersten Moment an ihr gehörte.

Über Mangel an Frauen konnte ich nie klagen. Ich fand mich selbst nicht besonders gut aussehend, aber ich wusste, dass das nicht entscheidend war. Es war etwas anderes. Etwas, was ich anscheinend hatte. Wenn ich wollte konnte ich mir jeden Abend eine Frau mitnehmen. Ein witziger Spruch, eine markante Geste und dazu eine gewisse Portion Zielstrebigkeit. Das war alles. Doch bei ihr war es anders. Wir spielten miteinander. Ich glaube, sie wusste von Anfang an wie es ausgehen würde, doch so leicht wollte sie es mir nicht machen.

Ich bin es nicht gewöhnt den Frauen etwas zu beweisen, eher umgekehrt. Aber ich wollte sie, also legte ich mich ins Zeug. Ich machte sogar Komplimente. Sie schien um einiges intellektueller zu sein als meine sonstigen Frauen. Vielleicht dauerte es deswegen länger, bis ich sie um den Finger hatte. Jedenfalls habe ich es mir so gedacht. Wir kamen uns näher, während wir am Flussufer entlanggingen und sie in die Sonne blinzelte. Meine Hand fand zu ihrer. Sie war warm, trotz des kalten Windes. Ich blieb stehen und sah sie an. “Wir müssen weiter.”, sagte sie. “Ich habe leider nicht den ganzen Tag Zeit.” Ich weiß noch, wie ich mir in diesem Moment dachte, dass ich gewonnen hatte. Jetzt frage ich mich, was ich gewonnen hatte, oder was verloren. Ich zog sie zu mir und küsste sie lange. “Lass uns bei mir etwas essen.”, schlug ich vor und sie willigte ein. “Dann kannst du immer noch nach Hause gehen, wenn du möchtest.”
Als ich vor sie das Essen auf den Tisch stelle, war mir kurz so als könnte ich ihr Herz schlagen hören. Sie sah mich an, ihr Blick war ganz warm und sagte mehr als Worte jemals sagen könnten. Dieser Abend war anders als die ganzen anderen. Worte sind der Schlüssel ins Herz einer Frau. Doch ich saß da und sah sie einfach nur an. Das Kerzenlicht spiegelte sich in ihren Augen. Ich konnte mich an ihr nicht satt sehen. Es war wie eine Sonnen-finsternis. Ich strich ihr wortlos mit der Spitze meines Zeigefingers über die Augenbrauen, unsere Gesichter näherten sich. Ihre Augenlieder sanken, wir verfielen beide in einen Traum. Ich beugte mich zu ihr vor und küsste ihren Hals, sie roch unsterblich gut.
Als wir am nächsten Morgen aufwachten waren wir wie benebelt. Keine Droge ist so stark, wie der Hormoncocktail Liebe. Ihr Kopf ruhte auf meiner Brust. Sie war warm, ich spürte ihren Herzschlag.

Nie hatte eine Frau es geschafft, mich so zu verwirren. Es vergingen ein paar Tage, in denen ich nichts von ihr hörte. Verdammt, wieso hatte ich ihr nur meine Nummer gegeben und mir nicht auch ihre geben lassen? Wieso war ich plötzlich so blind? So etwas passierte mir doch nicht. Nicht, dass ich bei anderen Frauen das Bedürfnis hätte mit ihnen eine weitere Nacht zu verbringen, aber dennoch ließ ich mir immer ihre Nummern geben. Und sei es nur für mein männliches Ego. 
Es vergingen Stunden, wo ich einfach nur da saß und an sie dachte, das Telefon anstarrend. Als sie gegangen war hatte sie mir eine Nachricht hinterlassen. Mit Lippenstift hatte sie auf den Badezimmerspiegel geschrieben: “Es war wundervoll, Marie”. 
Was verdammt noch mal tat ich da? Als hätte ich nichts Besseres zu tun gehabt, zum Beispiel mit meinen Kumpels trinken zu gehen. Wir trafen uns dann immer in einer Kneipe oder Bar, wo wir einen Drink nach dem anderen bestellten bis wir irgendwann so laut waren, dass Alle auf uns aufmerksam wurden. Dann ging es ran an die Frauen und schließlich in ihr Hösschen. Es war immer das Gleiche, fast schon langweilig. Mein Blick wanderte wieder zum Telefon. Mir schien alles besser als nur so da zu sitzen, während ich mir den Kopf zerbrach, was überhaupt passiert war. Es war die der Morgen nach einer verträumten Nacht und trotzdem konnte man sich an den Traum nicht erinnern. Vielleicht machte gerade das ihn so verführerisch. Dennoch konnte ich mich nicht aufraffen. Ich hätte wissen müssen, dass irgendwas so anders war als sonst, als ich nicht einmal eine andere Frau anrufen konnte. Ich hatte diesen Schuhkarton unter dem Bett stehen, in dem sich haufenweise Bierdeckel, Servierten und andere Zettel befanden. Auf jedem stand ein Name mit Telefonnummer, ich schrieb sogar immer noch das Datum mit darauf. Eigentlich unnötig viel Mühe dafür, dass ich eben doch nicht anrief. Aber falls es doch einmal dazu kam, wusste ich immerhin, dass ich mit dieser Frau nicht mehr gesprochen hatte, seitdem ich vor drei Monaten früh morgens ihre Wohnung verlassen hatte. Das war wichtig, weil ich dann im Gespräch nicht direkt im ersten Satz auf Sex zu sprechen kam, sondern eben erst im dritten oder vierten. Und dann war da wieder dieses verfluchte Telefon, es wollte nicht klingeln. 
Es vergingen Wochen. Langsam musste ich akzeptieren, dass die Sache erledigt war. Ich verstand es nicht, aber ich musste es akzeptieren. Ich wünschte mir sie zu vergessen. So schnell wie ich mich verliebt hatte, so schnell wollte ich sie aus meinem Gedächtnis streichen. Ich stellte mir immer noch die Frage, was schief gelaufen war. Sie liebte mich, da war ich sicher. Aber fehlte ihr wohlmöglich das Vertrauen? Habe ich ihr vielleicht nicht gezeigt, was ich empfand? Nein, das konnte unmöglich sein, so gefühlskalt war ich noch nicht. Sie war für mich etwas Besonderes, einzigartig. Vom ersten Moment. 
Trotzdem, sie war wie ein Phantom. Es war ausweglos. Ich wollte nicht weiter in die gleiche, sinnlose Richtung laufen. Es waren ein paar schwere Wochen, aber es war doch nur eine Frau. Es ist dumm wissentlich gegen eine Wand anzurennen. Das war immer so gewesen. Ich verließ mich also auf meine Erfahrungen.

Ich bestellte einen Scotch und zwinkerte dabei der Barfrau zu, sie verdrehte nur genervt die Augen. Ich kann es ihr nicht mal verübeln. Die meisten Typen, die da so sitzen wie ich es tat, waren einsame Trinker, verlassen von ihren Frauen und nun auf der Suche nach sexueller Abwechslung. Abwechslung in Form einer Frau und nicht der anderen Hand. Aber sie würde noch sehen, dass ich nicht wie diese Typen war. Oder zumindest nicht ausschließlich. Ich hatte andere Qualitäten, welche sollte sie schon bald kennen lernen. 
“Oh, so gestresst heute Abend?”, sagte ich mit ironischem Unterton. 
“Nur bei lästigen Typen wie dir.”
“Pass auf, ich zeige dir nun einen Zaubertrick. Mit diesem Trick kann ich meinen Neffen immer total begeistern, wenn er mal traurig ist. Und wenn du dann immer noch genervt bist gehe ich und du kannst angenehmere Typen bedienen. Wenn er dir aber auch nur ein kleines Schmunzeln entlocken sollte, bekomm ich den nächsten Drink umsonst.” 
“Na da bin ich jetzt aber mal gespannt.” Diesmal lag der ironische Unterton auf ihrer Seite.
Natürlich war es weder ein richtiger Zaubertrick, noch habe ich einen kleinen Neffen. Aber es kommt nun mal gut bei Frauen an, wenn man zeigt, dass man sich um Kinder kümmert. Ich hatte für solche Situationen immer ein Gummiband im Ärmel meiner Jacke gespannt, an dem unter Spannung ein Stift befestigt war. Ich hielt das Gummiband mit meiner Hand verdeckt und zeigte ihr den Stift. Sie bestätigte mir, dass es ein ganz normaler, beschissener Stift sei. Gut erkannt, schlaues Kind! Anschließend ließ ich den Stift auf magische Weise unter mysteriösem Fuchteln verschwinden.
“Das war unglaublich! Wie hast du das denn gemacht? Du musst es mir verraten!”, bettelte sie.
“Ok, pass auf…”, ich sah ihr tief in die Augen. “Solche Sachen sind die meiste Zeit wirklich nur schlechte Tricks. Aber manchmal, wenn auch selten, gibt es tatsächlich echte Magie. Diese Magie hat dir gerade dieses freundliche Strahlen in die Augen gezaubert.” Ich habe es ihr direkt ins Gesicht gesagt, sie war hingerissen. Ich sagte die Wahrheit. 
Ich weiß, dass ich ein verdammter Lügner bin, trotzdem sage ich, was ich denke, wenn ich es für richtig halte. Was das angeht bin ich immer ehrlich. Ich weiß, es ist falsch vorzugeben jemand zu sein, der man nicht ist. Aber noch falscher finde ich es, vorzugeben in anderen jemanden zu sehen, den man nicht sieht. Wenn mich der Mundgeruch einer Frau stört oder ich mit ihrer Freundin ins Bett gehe, weil sie mir zu fett ist, sage ich das. Wenn ich sie schon anlüge, bin ich ihr wenigstens in dieser Hinsicht Ehrlichkeit schuldig. Und dieses Leuchten in ihren Augen war zwar müde, aber es hatte etwas Echtes, Schönes an sich.
Sie hielt ihren Teil der Abmachung ein. Den nächsten Drink bekam ich umsonst. Sie erzählte mir, dass sie hier noch eine halbe Stunde zu tun hätte und wir dann doch zu ihr fahren könnten.
“Nur, wenn bei dir zu Hause auch ein gratis Drink drin ist.”
“Für dich mehr als nur einer, Süßer.” Ich schätze, es war die Mischung aus Alkohol und der Aussicht auf Sex, die mich überzeugte. 
Es war nicht mehr als ein mittelmäßiger Fick. Irgendwann lagen wir nackt auf dem Bett und sie wartete, dass ich ihn rein steckte. Sie wurde nicht locker, es fiel ihr zu schwer sich zu entspannen. Ich wollte schnell zum Höhepunkt kommen. Danach nahm ich meine Jacke und ging nach Hause.

Am nächsten Tag wachte ich erst spät auf. Es war seltsam. Normalerweise bellte der Hund des Nachbarn immer, wenn morgens der Briefträger kam, aber heute blieb es still.
Ich stand auf und machte mir einen Kaffee, während ich mit einem halben Ohr die Nachrichten im Radio verfolgte. Angespannte Situation in Afghanistan; Streit um Steuersenkungen… Es war immer das Selbe, wen interessierte so etwas noch?
Als ich nach der Post sah, fiel mir sofort dieser eine Brief auf. “Bitte erst am 10.10. aus- liefern.” Die Handschrift schien ein wenig an die zu erinnern, mit der immer noch “Marie” auf meinem Spiegel geschrieben stand. Ich kam bisher nicht dazu es wegzuwischen.
Meine Hände zitterten, ich zögerte den Brief zu öffnen. Vielleicht wollte ich nicht wissen, was darin stand. Ich ging zurück in die Küche und setzte mich. Die Sonne schien warm durchs Fenster, sie blendete mich ein wenig, so dass ich leicht blinzeln musste. Dann öffnete ich den Brief. Mein Blick wanderte auf die letzte Seite, er war von Marie. 
Es stand darin, wie sie unsere gemeinsame Zeit genossen habe und wie sie es bedauere, dass uns so wenig Zeit blieb. Ich verstand sie immer weniger. Sie schrieb, dass sie sich für uns mehr Zeit gewünscht hätte, aber so wollte sie es nicht enden lassen. Sie sei glücklich über das, was gewesen war und schrieb, dass auch ich nicht traurig sein sollte, sondern dankbar für etwas Wunderschönes. Es bleibe nun das, was es war. Ein süßer Traum. Der Brief enthielt noch eine Todesanzeige. Maries, sie hatte Krebs.
Ich starrte aus dem Fenster, die Sonne schien nun noch stärker als zuvor. Alles wirkte frisch und natürlich. Dann ging ich ins Badezimmer und sah in den Spiegel. Ich war traurig und spürte eine Träne auf meinem Gesicht nach unten laufen. Ich wollte schlafen. 

Dienstag, 8. Dezember 2009

Zivi-Tagebuch 9.12.09 - Eins, Zwei....

... die Grippe kommt vorbei.
Drei, Vier...
Noro ist bei ihr.
Fünf, Sechs...
Trink dein Bier auf ex.
Sieben, Acht....
Noch vor Mitternacht.
Neun, Zehn...
Du kannst jetzt kotzen gehen.

Ja ja, so sieht es aus in deutschen Zivildienststellen. Zumindest in unserer. Magen-/Darmgrippe geht um, Hand in Hand mit dem Norovirus. Ich frage mich, wo der Unterschied liegt: Etwa darin in welcher Form und Menge welche Ausscheidungen durch welche Öffnung in welcher Geschwindigkeit den Körper verlassen!?
Es sind bereits zwei unserer drei Häuser infiziert und anscheinend haben sich die Bakterien nun auch schon den Weg in mein Stammhaus gebahnt. 

Unsere hoch vereehrte Frau L. hat gestern aus heiterem Himmel, ohne mit der Wimper zu zucken, fontänenartig quer durch den Raum gekotzt. GoldenLongHair glückte Gott sei dank, noch der Sprung davon. 
Wenigstens blieb der Großteil der Arbeit nicht an uns hängen, sondern an einer Pflegerin. Diese hatte sichtlich Probleme: "Die könnten mir hier auf´n Tisch kacken und ich würde mir nebenbei noch ein Brot schmieren, aber das hier.... Selbst nach dreißig Jahren in der Pflege habe ich mich da nicht dran gewöhnt!" Ich war nur heilfroh, dass sie nicht selbst fast noch gekotzt hätte. Dann wäre ich nämlich nicht mehr der Einzige gewesen, dem diese außerordentliche Ehre zu Teil wurde.
In ungefähr einem Meter Entfernung stand ein Fenster so weit offen, dass sogar Dolly Buster durchgepasst hätte und trotzdem musste ich würgen. In solchen Momenten wünscht man sich aus dem Fenster zu fallen.
Trotzdem war es auch für uns keine schöne Arbeit alles zu desinfizieren. Die Bakterien waren überall! Wenn ihr mich fragt, hätte man die ganze Bude abfackeln sollen. Es gab dort nichts, was man hätte retten können.

Von nun an darf Frau L.s Zimmer nur noch in futuristischer Quarantänenkluft betreten werden. Zum Essen anreichen hatte eine Pflegerin heute einen riesen Kittel, Mundschutz und mehrere Latexhandschuhe übereinander angezogen. Herzlich willkommen bei der Umbrella-Corporation, das T-Virus ist ausgebrochen.

Montag, 7. Dezember 2009

Zivi-Tagebuch - 7.12.09

Für alle, die noch nicht wissen, was sie ihrer Geliebten zu Weihnachten schenken sollen: Wovon hätte sie mehr als von einem Deo für ihn, das nach Staddicc riecht!?

Das nur so am Rande. Ich persönlich kümmere mich am liebsten so früh wie möglich um meine Geschenke. Da ich aber meistens Besseres zu tun habe, als für andere Leute sinnlosen Krempel und andere Staubfänger zu kaufen, komme ich selten vor dem 23. Dezember dazu meine Sachen zu besorgen. Am 24. finde ich dann raus, dass kein Geschenkpapier mehr da ist.
Dann muss meinem kreativen, postmodernen Geist entsprechend die gute, alte Zeitung herhalten. Bleibt nur darauf zu achten, dass man vielleicht nicht unbedingt die Bildzeitung verwendet, sonst wird Opa hinterher noch als quasi göttlicher Bonus eine letzte Erektion inklusive Herzinfarkt geschenkt. Eine Anekdote, wie sie aus einem Teeniefilm stammen könnte.

Zurück zum ZivilifeAbgesehen von den üblichen, gruseligen Stimmen, die Aufgaben verteilen, gibt es hier im Westen nichts Neues. Aber vielleicht sollte unsere Ziviwohnung als Entzugsklinik angemeldet werden. Nicht, was ihr jetzt denkt. Als wollten wir mit dem Trinken aufhören... Nein, ich rede mehr von unserer WG als einem Ort, an dem wir Zivis die Möglichkeit haben uns unserer Arbeit zu entziehen.
Dann steht demnächst MTV vor der Tür, weil sie eine Reality-Soap drehen wollen: "Zivi Rehab": Wir sitzen im Stuhlkreis und Low (2 Meter lang und ungefähr genau so breit) nimmt alle seinen Mut zusammen und gesteht mit weinerlicher Stimme: "Und dann hat sie kurz vor der Pause noch gesagt, ich soll... *schnief* *schnieeef* Sie hat g...ge...gesagt, ich soll die Krankenfahrstuhl sauber machen!! HUUUUAAAAAAA UUUHHHHHAAAAAHAA", kurz bevor er völlig in Tränen ausbricht. "Zivildienst: Hier werden aus gesunden, glücklichen Menschen, gebrochene Halbtiere."

Der Dienstplan sagt für diesen Monat, ich muss auch am 26. arbeiten. Aber da ist doch Weihnachten...! Ich hatte erst überlegt, das Ganze auf den 25. legen zu lassen, da besuchen wir nämlich meine Oma und einige andere Konsorten der Familie. Außer essen und dem sporadischen Spaziergang zum Friedhof zu Opas Grab, an dem noch viel sporadischeres Schweigen herrschen wird, wird dieser Tag nichts bieten.
Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich mir überlergt hatte, an diesem Tag absichtlich zu arbeiten? Scheiße, wahrscheinlich schon. Aber das wäre auch nichts Neues. Um die Gemüter der katholischen Klosterschülerinnen unter euch, die ich vielleicht noch vernaschen will, etwas zu beruhigen: Ich hab´s nicht gemacht!

Übermorgen ist Dienstbesprechung. Da wird besprochen, oder wohl eher ausgeschwiegen und betreten nach unten geguckt, wer an Neujahr arbeiten muss. Eines ist sicher, ich werde es nicht sein!
Bisher habe ich es erfolgreich geschafft mich nur sehr verschwommen oder garnicht an den Jahreswechsel zu erinnern, geschweige denn den Tag danach als Mensch - per allgemein anerkannter Definition - mitzuer-"leben". Ich sehe nicht ein, wieso sich das ändern sollte. 

Donnerstag, 3. Dezember 2009

* GASTPOST * GASTPOST * GASTPOST *

Von unwichtigen Wichtigtuern und wichtigen Unwichtigtuern

Ist Euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass die wichtigen Leute immer hinten sitzen? Sicherlich, denn das tun sie. Doch tun sie das wirklich? Wenn ja, warum ist das Lenkrad samt Pedalerie und Schaltknüppel vorne? Wieso haben die meisten Mittelklassewagen nur vorne Airbags und elektrische Fensterheber? Und wenn die Leute, die hinten sitzen, so wichtig sind, warum sitzt der Pilot eines Jumbo-Jets nicht im Gepäckraum? Und einen Busfahrer in der letzten Reihe – der coolen, der mit den fünf Sitzen – habe ich auch noch nicht gesehen. Mal ehrlich, hinten sitzen die Leute, die meinen wichtig zu sein. Übrigens: Ich bin Sgt. Mercy*. 

Wahrscheinlich fragt ihr euch, welch stupiden, engstirnigen Blödsinn ich von mir gebe. Seht es mal so: Die Leute, die meinen wichtig zu sein, sitzen gerne hinten. Des leichteren Verständnisses halber nennen wir sie „Chef“. Die wichtigen Leute sitzen aber vorne. Nennen wir diese „Angestellte“. Und das Auto in dem Chef und Angestellte sitzen, nennen wir „Firma“. Chef und Angestellte fahren über eine Landstraße. Mal angenommen, Chef wär gar nicht dabei. Was nun? Nichts. Angestellte fährt munter weiter. Sogar schneller als zuvor, weil Firma leichter ist. Aber irgendwann ist der Tank leer. Angestellte kann aber nicht tanken, weil Chef kein Geld mehr zahlt. Jetzt mal angenommen, Angestellte wär gar nicht dabei. Und jetzt? Wieder nichts. Null. Chef würde in Firma nicht von der Stelle kommen. Und wenn er es doch schaffen würde, Firma irgendwie in Bewegung zu setzen, würde er sofort die Kontrolle verlieren, hinten verharren und aufgrund des fehlenden Airbags tödlich verletzt. Aber „Tod“ ist so ein hartes Wort. Sagen wir deshalb lieber „Insolvenz“. 

Dieses Beispiel kann man noch weiter führen. Wo kommt denn Firma eigentlich her? Firma wurde produziert. Und was wäre, wenn Firma nie – von wahrscheinlich noch viel unwichtigeren Leuten – produziert worden wäre? Chef würde ziemlich alt aussehen. Er könnte noch nicht einmal eine Insolvenz machen. Er könnte gar nichts. 

Aber damit ist es nicht vorbei: Wenn also Unwichtig (der Firma produziert hat) nichts mehr produziert, kann auch er nichts machen. Und Angestellte kann ohne Firma auch nichts machen. Nun stehen sich also Unwichtig, Angestellte und Chef gegenüber und können nichts machen. Eine blöde Situation, wie ich finde. Ich bin daher der Meinung, dass die wichtigen Leute in Wirklichkeit die unwichtigen sind und die unwichtigen Leute die wichtigen. Oder nein, das ist zu hart. Eher: Es gibt weder wichtige Leute noch unwichtige. Alle Leute sind wichtig... beziehungsweise unwichtig. In sofern verliert das Wort vollkommen an Bedeutung. Ihr alle wisst was ich meine: Dinge, die Euch viel bedeuten, sind unbedeutend, solange ihr sie habt. Doch wenn sie weg sind, wisst Ihr, was Euch fehlt. Darum gibt es bedeutende und unbedeutende Dinge. Wenn es zum Beispiel nur bedeutende Dinge gäbe, bräuchten wir das Wort „bedeutend“ gar nicht. Denn nur die Ausnahmen bestätigen die Regel. Gäbe es keine Ausnahmen, gäbe es auch keine Regel. 

Mir fällt gerade auf, wenn man ein Wort – zum Beispiel „wichtig“ – nur oft genug innerlich wiederholt, klingt es ganz komisch. Und mir fällt auf, dass sich wichtig auf nichtig reimt. Wenn Ihr also das nächste Mal durch die Stadt lauft und irgendeinen Müllmann euren Müll wegtragen seht, fragt Euch: Was wäre ohne ihn? 

*mercy, engl. (n): Die Gnade; Mercy, dt.: (ugs.) Mercedes Benz


Mittwoch, 2. Dezember 2009

Soundtrack of my Life?!

Gerade habe ich noch in der FAZ gelesen, was Pete, pardon, Peter Doherty schon wieder angestellt hat: Er hat sich entschuldigt!
Genau, nach seiner etwas daneben gegangenen Hommage an das deutsche Volk bei einem Radiokonzert hat er sich entschuldigt und das Ganze mit einem grandiosen Akustikgitarrenkonzert in Köln wieder gut gemacht.

Passenderweise saß ich kurz bevor bevor ich den Artikel gelesen habe satte drei Stunden an dem ultimativen "Best of classic/ modern Rock and musical friends"-Staddicc-Mixtape. Ja ja, bla bla... Schon gut. Natürlich habe ich nur eine CD fürs Auto gemacht, beruhigt euch, die Stimmen im Kopf können jetzt wieder leiser werden. 
Eine affengeile CD mit Liedern, die mein Leben, meine Seele, und meine Genitalien beschreiben. Und teilweise sogar meine Ausscheidungen. Obwohl, weniger meine, sondern mehr die von... ach, ist ja auch egal.
Und doch könnte ich kein einzelnes Lied als Soundtrack zu meinem Leben benennen. Ich denke, ein Mensch ist zu komplex, als dass ein Lied all seine Facetten beschreiben könnte.  Manche Menschen behaupten ihr Leben sollte einen Soundtrack haben. Sie tun mir so Leid.

Selbstverständlich beanspruche ich für mein Leben mindestens ein paar hundert Songs und es wäre trotzdem niemand schlauer.
Aber welches arme Hirn wollte schon versuchen, mich und mein Leben zu erklären. Da ich eines Tages zweifellos zum Seelenklempner verschleppt werde hat dieser Mensch jetzt schon mein Beileid.
Zugleich löse ich mich von jeglicher Verantwortung und somit auch von allen finanziellen Pflichten ihm gegenüber im Hinblick auf den sanatorischen Aufenthalt seinerseits. Wenn er ein guter Psychater sein sollte, wird der nämlich kommen.
Aber vielleicht werfen sie mich auch einfach über einer einsamen Insel ab. Ich würde mir eine Reihe von Eingeborenen suchen, weibliche versteht sich, und ihnen folgende Namen geben: Montag, Dienstag, Mitwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag.
...ich frage mich gerade, wie ich auf die Namen komme und was sie wohl für eine Bedeutung haben!?

Fuck Forever.