Mittwoch, 12. Mai 2010

Blogeintrag vor´m Vatertag

1. Am Vatertag wird jede einzelne Chance darauf Vater zu werden oder zu sein gefeiert. Hochgerechnet wären das also einige Milliarden Chancen seine diabolischen Schädlinge auf die Welt loszulassen.

2. An Vatertag wird  jedes Jahr auf´s Neue ein Grundmaß an Bier getrunken. Dieses Grundmaß erhöht sich praktisch von Jahr zu Jahr. Paradoxerweise reduziert der Bierkonsum wiederum die Chancen auf eine Vaterschaft, da unter diesem die Qualität des Spermas leidet. Oder kennt ihr etwa jemanden, der schon einmal voll wie eine tschechische Edelhure zur Samenspende marschiert ist?

3. Das bedeutet also, dass das utopische Ziel des Vatertags ist nicht mehr existent zu sein. Väter trinken um keine Väter zu sein und den Vatertag letztlich nicht mehr feiern zu müssen. Auch wenn mir nun einige Freunde und Helfer widersprechen möchten, hat der Vatertag somit prinzipiell die gleiche Existenzberechtigung wie die Polizei. Wenn alle Polizisten arbeitslos und nicht mehr gebraucht würden, wäre ihr höchstes Ziel doch erfüllt. Vielleicht ist genau das der Grund, weswegen wir an Vatertag immer nur schmachtende Blicke der Männer ernten, während ihre Frauen bei dem gemeinsamen Spaziergang nur angewidert die Augen verdrehen.

Werter Leser, wenn du es überhaupt bis hier geschafft hast zu lesen und mir auch noch zustimmst musst du eine noch viel größere Schraube locker haben als ich. Und deine wird dazu noch ziemlich verrostet sein. 
Denn ich für meinen Teil stoße am Vatertag auf meine zukünftigen, gewollten oder ungewollten, bekannten oder unbekannten, halb-schwarzen oder -asiatischen, mich liebende oder mich hassende Kinder an, die genauso großartig sein werden wie ich selbst. 

Auf Euch, Kevin und Jacqueline! 

Montag, 3. Mai 2010

(Ex-) Zivi-Tagebuch 3.05.10 - Letzter Eintrag

Vor ein paar Tagen saß ich mit Low in unserem Zimmer in unserer Dienstunterkunft. Es waren die letzten Stunden, in denen wir die Wohnung als unser "zweites Zuhause" bezeichnen konnten. 
Wir rauchten eine letzte Shisha in dem aufgeräumten Zimmer. Die Betten waren mittlerweile repariert und zusammengeschraubt, wenn auch nicht professionell genug, als dass man sich darauf hätte hinlegen können. Der Boden war zum ersten Mal seit unserem sporadischen Einzug sauber, wahrscheinlich war er überhaupt das erste Mal richtig sauber. Ja, wir haben uns für unseren Auszug noch einmal richtig zusammengerissen was das Aufräumen angeht. Außer bei den Betten eben.

Nun bin ich seit etwa 69 Stunden kein Mann des Staates mehr. Ich habe meinen Dienst an der Gesellschaft getan und werde hoffentlich nie wieder dazu herangezogen. Bye bye, Beamtenstatus! Bye bye, du bittersüßer Schraubstock, der du meine Eier stets vor der absoluten Freiheit bewahrt hast. Damit stehen mir nun wieder alle Grundrechte eines mündigen Bürgers in unserer demokratischen Bundesrepublik zu. Das soll freilich nicht bedeuten, dass nun uneingeschränkte Meinungsfreiheit herrscht. Weder für mich, noch für euch. 
Alle Papiere sind unterschrieben und ich habe beinah die komplette Summe der Gelder, die mich zum Abschluss erwarten sollten erhalten. Mein letztes Essensgeld bekomme ich Mitte Mai ausbezahlt. Natürlich bin ich nicht gegangen, ohne mir noch ein letztes Mal meine kleine, persönliche Genugtuung an Gerechtigkeit zu erlauben. Das Schälchen mit Bonbons im Büro der Verwaltungsangestellten, bei der ich die Entlassungspapiere unterzeichnet habe, war jedenfalls leer als ich gegangen bin. 
Oft wurde ich gefragt, wie es mir so gefällt als Zivi. Meistens habe ich ehrlich und damit entsprechend negativ geantwortet. Doch ich schließe nicht aus, eines Tages einzusehen, mir einzugestehen, mich selbst zu belügen oder einfach gelangweilt zu sagen, dass es vermutlich gut war meinen Zivildienst geleistet zu haben. Wenn schon nicht für mich, dann zumindest für den ein oder anderen alten Menschen (Ja, ich kann auch ganz freundliche Töne anschlagen). 
Zur Zeit kann ich nur sagen, dass ich einfach souveräner mit alten Menschen umgehe. Das muss nicht so gut sein, wie es sich jetzt möglicherweise anhört. Ich bin für derartiges mittlerweile eher etwas übersensibilisiert und entsprechend genervt, wenn es mal wieder zu wohlbekannten Situationen mit alten Menschen kommt. In einem Satz: Ich habe erstmal genug von Senilen, Dementen, Verwirrten, Egozentrischen, vermeintlich geistig wie körperlich fitten und solchen, bei denen all das gleichzeitig der Fall ist. Ich bin ziemlich schnell von ihnen und ihren Marotten genervt, doch als Zivi bildet man zum Glück eine Panzer gegen sowas ...zum Glück meiner älteren Mitmenschen versteht sich.
Mehr ist nicht geblieben. Keine persönliche Reife, keine neu erworbenen sozialen wie kommunikativen Kompetenzen, keine Soft-Skills. Aber zumindest ein bisschen Stolz auf meine schriftliche Ermahnung! Es wird eine Weile dauern, bis sich meine Eier von dem unsanften Griff des Staates erholt haben werden. Seid euch sicher, noch bevor das passiert werden die Leute, die nichtmal ein ehrliches "Danke" oder ein anerkennendes Lächeln für uns übrig hatten, sich nach der Zeit zurücksehen, als der Zivildienst noch 9 Monate oder länger oder überhaupt noch existent war.