Samstag, 15. August 2009

Hangover: Lutschi Lutschi, Lecki Lecki 5€ ? - Der Hamburg Trip

“Was lange währt, wird endlich gut.” So oder ähnlich könnte man unseren Wochendendtrip nach Hamburg wohl nicht beschreiben. Zumindest nicht, wenn man sich nach der klassischen Bedeutung des Wortes “gut” richtet. Denn selbst ein Homo Erectus würde diese Zeit und das, was wir erlebt haben, wohl eher als chaotisch, dämlich, unökonomisch, geisteskrank und pathologisch sinnlos verkennen. Und er hätte zweifellos Recht, aber dennoch hat es sich gelohnt. Wenn auch nicht in finanzieller Hinsicht, aber dazu später mehr.

Seit einigen Wochen stand fest, dass wir dieses Wochenende zu Ehren von Lows Geburtstag, möglicherweise auch eher einfach so, nach Hamburg fahren und unseren Kumpel Sgt. Mercy besuchen würden. Seitdem er dort hingezogen war, wurde seine Wohnung durch uns noch nicht einmal richtig verwüstet. Ein Umstand, dem unverzüglich Abhilfe geleistet werden musste.
Nach längerem Überlegen wie, wann genau und mit wem wir dort unsere heilige Mission antreten würden, klärte sich alles in einer sehr spontanen Aktion. Unser Team bestand nun aus den drei ursprünglichen Jungs, plus meiner absoluten Wichtigkeit. Zunächst waren wir am Freitag Abend bei unserem Freund Morpheus zum Grillen, hier sollten sich die entscheidenden Fragen klären. Nachdem klar war, dass statt zunächst 7 Leuten nur Low, Hannibal, NakedDevil fahren würden, war schnell geklärt, dass es nicht nötig war am Samstag morgen Zug zu fahren. Also nutzen wir die Gunst der Stunde und Lows Fähig- und Möglichkeit noch an diesem Abend ein Auto mit einer Hand voll saufender Typen in DIE Stadt des Nordens zu manövrieren. Also packten alle noch schnell zu Hause ihre Sachen und ich meinen zuvor eigentlich für die Zugfahrt gekauften Himbeer-Schnaps-Mix (Gott sei dank ist es nicht dazu gekommen: Es wäre einfach zu wenig gewesen) zusammen.

Dann hieß es: Ab ins Auto und los!
Mein persönlicher Tipp für lange Auto-, Zug-, Bus- oder meinetwegen auch Achterbahnfahrten lautet Alkohol! Entsprechende dieser Art des Zeitreisens verging die Zeit wie im Flug, obwohl wir gar nicht überdurchschnittlich schnell bei Sgt. Mercys Wohnung ankamen. Während der Fahrt bin ich zum weiteren Zeitvertreib und (vermutlich hauptsächlich meiner eigenen) Belustigung einem meiner liebsten und sinnlosesten Hobbys nachgegangen: Irgendwelchen Mädchen aus meinem Telefonbuch eindeutige SMS schreiben und mich über die wunderlichsten und verwirrtesten Antworten totzulachen. Den Verlauf dieser SMS möchte ich euch an dieser Stelle nicht vorenthalten:

Ich: “Mal ehrlich, warum haben wir noch nicht miteinander geschlafen?”
Sie: “Fuck u! Seit ihr voll oder was ist da los? :-P! Tippe auf Rundsms.”
Ich: ”Quatsch! Glaubst du ernsthaft ich würde so was jemals ein anderes Mädchen fragen außer dich? Mittlerweile hast du mich überzeugt, dass kein Mädchen einen so sexy Hintern hat wie du :-):-*”
Sie: “Du lügst;) Was macht ihr?”
Ich: “(Name), stehst du nicht auf Sex?”
Sie: “Fuck u! Nicht mit dir :-P” An dieser Stelle muss ich heute noch Tränen lachen.
Ich: “Soso, du stehst also auf langweiligen, unkreativen Sex… Das hätte ich nicht von dir gedacht.”
Sie: “Boa, was denn los? :D! Bist du gestört :D?”
Ich: “Also unter diesen Bedingungen werde ich nicht mit dir schlafen!”

 Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber es wird ungefähr halb zwei gewesen sein und eine Flasche besagten Schnaps-Mixes und ein Bier, das ich mir von NakedDevil geschnorrt habe, später.
Dort angekommen, Sgt. Mercy hatte bereits geschlafen, wurde praktisch als erstes eine Shisha angemacht und die letzten Wodkavorräte aus dem Kühlschrank geholt, deren Vernichtung wir schnellstmöglich angingen. Leider implizierte dieses “schnellstmöglich” auch, dass sie leider nicht allzu lange hielten und sich Hanniball und ich auf den Weg machten Nachschub zu holen. Ich muss wohl nicht sagen, dass ich gehörig Einen sitzen hatte. Mittlerweile war es schätzungsweise drei Uhr und es stellte sich die Frage, welche Tankstelle noch geöffnet hätte. Eine Frage, auf die sich letztlich keine klare Antwort ergab, was dazu führte, dass Hannibal und ich mehr oder weniger auf gut Glück losmarschierten. Die Taschen voller Geld, das darauf wartete auf intelligente Art und Weise investiert zu werden und das Blut viel zu arm an toxischen Stoffen. “Auf gut Glück” bedeutet in diesem Zusammenhang, dass wir von genau einer Tankstelle wussten, wo sie war, aber noch genauer wussten wir, dass sie geschlossen haben würde. Hatte sie auch. Durstig wie ein Verunglückter in Death Valley zogen wir weiter und bahnten uns unseren Weg durch den Großstadtdschungel.

Und so latschten wir, und latschen… und latschten. Bis uns nach einem gefühlten Halbmarathon irgendeine verwirrte Alte über den Weg lief. Verwirrt? Eine Alte? Perfekte Vorraussetzungen um in Hamburg mitten in der Nacht zwei besoffenen Idioten den Weg zur nächsten Tankstelle zu erklären! Nach einer kurzen Lagebesprechung unsererseits konnte sie uns allerdings auch nicht erklären, wo wir unsere dringend benötigten Lebensmittel herbekommen sollten. Zumindest nicht genau, sie schlug uns vor einfach ein Stück mit uns zu kommen, schien sich aber auch nicht wirklich auszukennen. Während Hanniball von ihr schnell etwas genervt schien, kam ich schnell in ein aufregendes Gespräch. Ich glaube sie war Türkin und erzählte uns, dass sie ihren Ex-Verlobten suche. Erstmal also nichts wirklich außergewöhnliches, bis sie uns allerdings davon in Kenntnis setze, dass sie mittlerweile schon wieder verlobt sei und beide Verlobungen von ihren Eltern arrangiert gewesen seien. Nachdem sie also ihre Eltern überzeugen konnte, sich statt Verlobter1 ein neues Modell “Türkischer, zukünftiger Ehemann” zu leisten, wurde schnell Verlobter2 angeschafft und sein Vorgänger umgehend entsorgt. Auf die Verlobungs-Abwrackprämie wurde wohl verzichtet, schließlich war sie in dieser Nacht auf die Suche nach ihm. Nein ok, genug der Scherze. Es war ernst! Sie sagte, dass ihre Familie sie umbringen würde, wenn sie wüsste, dass sie auf der Suche nach ihrem Ex-Verlobten sei. Eine prekäre Situation. Ich fragte sie, ob ich um mein Leben fürchten müsse, wenn ich ihr erzählte, dass sie einen recht anNEHMBAREN Arsch hat. Nachdem sie sagte, dass ihr das ihr Bruder auch ständig sagen würde, bekam ich es langsam mit der Angst zu tun. Was passierte nur innerhalb dieser Familie? Also ließen wir sie an der nächsten Ampel stehen und gingen alleine weiter. Ich ließ mir noch ein Bussi auf die Wange geben… Ich hätte es nicht tun sollen. Nein, nicht wegen Schweinegrippe! Ich habe Albträume und bin mittlerweile total paranoid. Ich gucke abends vorm ins Schlafen gehen sogar unter mein Bett aus Angst vor ihren Angehörigen. Möglicherweise war sie nun nicht mehr “rein”? 
Nach endlosem, weiteren Gelatsche kamen wir endlich an einer Tankstelle an. Der Tankwart, der sich an seinem Nachtschalter versteckte war ein fetter Mann mit schwierigen, schwarzen Haaren. Hanniball und ich entschieden uns dafür zwei Sixpacks und eine Flasche Wodka zu kaufen. Hanniball war intelligent genug gleich den etwas besseren Wodka zu kaufen. AN EINER TANKSTELLE!!! Wir zahlten für alles zusammen also ungefähr 30 Euro.
Plötzlich standen hinter uns zwei Männer mit zwei Frauen und wir kamen dadurch ins Gespräch, dass der eine von ihnen versuchte ein Bier aus einem unserer Sixpacks zu rupfen, was ich natürlich nicht zuließ. Bei so was kenne ich kein Pardon! Jedenfalls erzählte uns der Typ, dass wir am nächsten Abend auf den Kiez gehen sollten und beim Dollhaus rechts eine Treppe hochgehen sollten. “Da erzählt ihr dann dem Türsteher, dass ihr von mir kommt und dann könnte ihr die ganze Nacht saufen und ficken für lau!” Auf den Kiez wollten wir sowieso, nur zu dem Dollhaus-Ausflug ist es nicht gekommen. Glücklicherweise. Wer weiß, was passiert wäre. Ich zitiere NakedDevil: “Stellt euch mal vor… Staddicc und Hannibal gehen da hoch und stolpern auf einmal in so eine Drogenküche.”
Für den Rückweg hatten wir kurz überlegt mit der U-Bahn zu fahren, trafen am Bahnhof aber nur noch die Putzkolonne.
Unsere Rückkehr wird gegen knapp fünf Uhr gewesen sein. Nur leider sind wir erstmal schnurstracks ins falsche Haus gelatscht, nämlich das nebenan. Komischerweise passte hier der Schlüssel, der zum Haus mit Mercys Wohnung gehörte ganz wunderbar. So trampelten wir also im falschen Haus die falsche Treppe hoch und versuchten die falsche Wohnungstür zur falschen Wohnung zu öffnen. Es wunderte uns natürlich schon ein wenig, dass hier seltsamerweise kein Namensschild an der Tür hing aber wir ignorierten diese Tatsache. Zu diesem Schloss hatte ich dann allerdings keinen passenden Schlüssel mehr, wir dachten uns nichts groß dabei und klingelten mal wild drauf los. Nach endlosem, nächtlichen Gebimmel öffnete irgendwann ein verschlafener Kerl, der uns anguckte, als hätten ihn gerade zwei besoffene Trottel um fünf Uhr morgens aus dem Bett geklingelt. Die Situation war schnell geklärt: “Wir wollen zu Sgt. Mercy und Miss Bookwood!” Der Kerl hatte keine Ahnung wovon wir sprachen. Vielleicht verstand er uns ja auch gar nicht, schließlich sah er ein wenig nach einem serbischen Waffenschieber aus. Gut, dass wir uns dann doch schnell aus dem Staub gemacht hatten und sich unten vor der Tür mit einem Blick nach rechts alles aufklärte. Denn dort stand das richtige Gebäude!
 Low, NakedDevil und Sgt. Mercy warteten schon sehnsüchtig auf uns und so machten wir uns sehr bald daran, unsere Einkäufe aufzubrauchen. Wird ja nur schlecht! Ab da weiß ich nur noch sehr wenig. Beziehungsweise, lasst mich es anders formulieren: Ich weiß nichts mehr außer, dass wir die alles recht schnell weg hatten und dann gegen halb sieben Uhr morgens auf die sensationelle Idee kamen zuerst bei McDonalds zu frühstücken und anschließend den Stadtpark mit See aufzusuchen. Sgt. Mercy war überzeugt ganz genau zu wissen, wie wir dorthin finden würden. Genauso bin ich in diesem Moment überzeugt noch alles von diesem Wochenende zu wissen, weil ich ja keinen Alkohol getrunken habe. Ist doch logisch! Dank des allgegenwärtigen McDonalds-Gottes fanden wir hierher recht schnell. Es gab gleich einen bei Sgt. Mercy in der Nähe. Allerdings scheint uns der McDonalds-Gott zu hassen, denn der Drecksladen hatte zu! Was dazu führte, dass wir uns etwas frisches Gesundes beim Bäcker nebenan kaufen mussten, was wiederum dazu führte, dass ich Durst bekam und mir einen Kakao im Tetrapack kaufte, bei dem wiederum der Strohhalm fehlte. Aber ich war zu gut drauf um mich über derlei Kleinigkeiten aufzuregen. Und so gingen wir weiter zur nächsten Bahnhaltestelle bei der wir schnell die richtige Linie raussuchten. Aber nicht nur die richtige Linie, wir sind ja nicht dumm. Natürlich guckten wir auch in welcher Richtung wir einsteigen mussten. Wir warteten kurz (Sgt. Mercy, Low und ich auf einer Bank und Hannibal abseits auf einer anderen Bank neben einer Oma) und geschätzte zweieinhalb Sekunden, nachdem wir eingestiegen waren, uns gesetzt hatten und uns zufrieden über das baldige Erreichen unseren Zieles ansahen vernahm man einen kurzen, aber prägnanten, leicht überhörbaren Satz auf Sgt. Mercys Mund: “Jep, wir fahren genau in die falsche Richtung”. Also stiegen wir bei der nächsten Haltestelle aus und latschen eine ganze Weile in dieser hin und her bis unser Odysseus ein paar Leute fragte, wo wir einsteigen müssten. Gesagt und endlich auch RICHTIG getan saßen wir nun im richtigen Zug. Aber Mercy wäre kein Odysseus, wenn er sich nicht noch mal auf lächerlichste Weise vertan hätte. Wir gingen einte satte halbe Stunde in der Nähe irgendeiner größeren Straße entlang. Neben uns, unter uns, über uns überall Bäume. Frustriert, genervt und mehr als betrunken von unserer Wodka-O-Mische (,die im von nun an nur noch “Blädd“ genannt wird) setzten sich Hannibal auf eine Bank und tranken etwas, während sich Low und Sgt. Mercy an die Straße stellten und einen Fahrradfahrer anhielten:

“Hallo, halten sie mal kurz an!”
In perfektem hamburger Dialekt: ”Was!? Ist das ein Überfall?? Bitte nicht mein Fahrrad klauen…”
“Nein nein, aber wissen Sie, wo hier der Stadtpark ist?”
“Ney keine Ahnung, aber wie wär’s denn hier mit dem auf der anderen Straßenseite!?”

Nur verständlich, dass sich Sgt. Mercy nach diesen Eskapaden erstmal den ein oder anderen Kommentar anhören durfte. Also marschierten wir weiter in Richtung Park, um dann noch einmal weiter um den ganzen See herumzulatschen um schließlich eine Stelle zu finden, an der wir baden konnten. Mercy hatte dazu nichts weiter zu sagen, als “Hä, das letzte Mal war das total nah hier!”. Dies betonte er auch immer und immer wieder, nachdem wir uns immer und immer wieder aufs Neue laut an seinem schier übermenschlichen, alleskennenden Orientierungssinn erfreuten.
Unser Plätzchen war zwar umgeben von einem riesigen, vollgemüllten Feld, aber eigentlich ganz gemütlich. Wir bauten die Shisha auf und fingen an unser Blädd zu trinken. Da wir langsam etwas nüchterner wurden merkten wir, wie hart diese Mischen doch war. Oder zumindest merkten die anderen, wie hart diese Mische doch war. Sehr zu meiner Freude, da ich so mehr trinken konnte.
Wir gingen schwimmen und schmissen uns mit dem grünlichen Schlamm ab, der sich auf dem Grund des Sees abgelagert hatte. Irgendwie hatte er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Klärschlamm, den ich bei einem Klärwerkausflug in der Grundschule bewundern durfte.

Zwischendurch halfen Low und ich noch einem älteren, körperlich eingeschränkten Mann ins Wasser, dessen tief baumelnde Oberweite mich nachhaltig beeindruckte. Davon hätte sich so manches Bordsteinschwälbchen in Hamburg eine Scheibe abschneiden könnten. Obwohl der Arsch seiner Frau auch nicht zu verachten war, den wir hinterher noch in seiner vollen Nacktheit erspähen durften. Schön ist was anderes, aber was soll man machen. Ein Zivildienstleistender hat eben niemals Freizeit.

Low machte noch einige interessante Experimente mit der auf seinem iTouch integrierten Hundepfeife und den im Park anwesenden Hunden, natürlich ohne Einverständnis von Herr- oder Frauchen. Wie auch, so manches jüngere Frauchen war damit beschäftigt an uns vorbeizujoggen, ohne BH. Jedenfalls hatte es Low irgendwann geschafft alle Hunde in unserer Umgebung dauerhaft zu verstören und so machten wir uns auf den Rückweg und haben ihn, oh göttliches Wunder, tatsächlich sofort gefunden. Aber wir hatten ja auch Sgt. Mercy dabei, was soll da schon schief gehen.

NakedDevil schlief immer noch und begrüßte uns mit einem gemurmelten “Es war eh keiner von euch schwimmen.” Mittlerweile waren wir doch alle ziemlich im Arsch und legten uns erstmal pennen. Low, Hannibal und ich schmissen uns auf Mercys Wohnzimmercouch. Jetzt wissen wir, dass sie für drei schwitzende Kerle doch ein wenig zu klein ist. Und so sind wir in Löffelchenstellung eingeschlafen, es war jetzt ungefähr 11 Uhr.
Ungefähr drei Stunden später, um 2 Uhr, sind wir wieder aufgestanden. Und wer wollte immer noch schlafen? Genau! NakedDevil ratzte und ratzte, bis uns irgendwie langweilig wurde und ich mich der spannenden Beschäftigung hingab ihm beim Schlafen zuzugucken. Faszinierend. Irgendwann bekam er es mit der Angst zu tun und stand auf. 
Am Nachmittag sind die Anderen einkaufen gefahren, während ich mit Mercys Mitbewohnerin, Miss Bookwood, einer gemeinsamen Freundin, zurückblieb und wir die Zeit nutzen und erstmal heftig vögelten! Nein Quatsch, wir hatten nur dahingehend Kontakt, dass ich sie nach einer Kopfschmerztablette fragte und sie mir eine gab. Geholfen hat die allerdings nichts. 
Irgendwann kam der Rest der Truppe auch wieder, mit Bier und Tiefkühlpizzen. DEM Notfallpaket für gestrandete Men… ähh, Männer! Und so chillten wir den restlichen Tag über, bis es abends daran ging wieder richtig in Stimmung zu kommen. Die Reeperbahn wartete! Ich verspreche hoch und heilig, das ich es wirklich versucht habe, aber die letzte Nacht und der Tag hat es mir einfach gegeben. Ich bekam den Alkohol praktisch nur dank meiner nahezu hundertprozentigen Körperkontrolle runter, was aber nicht wirklich ein Genuss war. Wirklich stramm wurde ich so auch nicht. Nicht einmal, nachdem Low und ich im nächsten Supermarkt eine Flasche Doppelkorn gekauft hatten, die wir mit Cola tranken. Das Zeug wollte einfach keinen Besitz von meinem Körper geschweige denn von meinem Geist ergreifen. Ich sah für mich nur eine einzige Möglichkeit, den Abend für mich zu retten und meine Übelkeit zu besiegen. Ich musst mich in eine Jungfrau erleichtern. Und das tat ich. Mercys unschuldiges Klo, wurde bisher noch nie dafür missbraucht im Selfmade-Modus seinen Magen auszupumpen. Jetzt war es an der Zeit. Ich ging mit den Worten “Jetzt reicht´s, ich geh kotzen!” auf die Toilette und tat das, was ich angekündigt hatte. Mit meiner leider nicht patentierten Zwei-Finger-bis-nach-hinten-an-den-Gaumen-reinstecken-und-etwas-kitzeln-Technik erreichte ich schnell den Höhepunkt., was mir sonst nie passiert. Ehrlich! Jedenfalls verfehlte diese Aktion ihre Wirkung nicht. Mir ging es umgehend besser und ich konnte mich wieder meinen persönlichen Zielen für dieses Wochenende widmen: Trinken und feiern! Und so fingen Low und ich nun richtig an uns über den Doppelkorn und das Bier herzumachen.
Ein paar Bier, Shishas und Mischen später schmiss ich noch eine Bierflasche um. Ein eindeutiger Indikator dafür, dass auf dem richtigen Weg war!
Dann war es Zeit sich auf den Weg zu machen , doch vorher hatten ich mit meinem Bro Low noch etwas zu erledigen. Nämlich noch mehr Korn zu trinken, aber diesen letzten aus Pinnecken. Ich habe schon eine ganze Menge an ungesundem, ekelhaftem Fusel getrunken… Von Kräuterlikör als Do-it-yourself Erzeugnis eines Freundes meiner Eltern, über 80 prozentigen Strohrum bei einer BIER-Verkostung bis hin zu einer Trinkalkohol-Milch Mische, die ich einmal probiert hatte, als sich NakedDevil einmal noch unbedingt bei mir besaufen wollte (Zur Info: Hat nicht geklappt. Ihm war einfach nur schlecht… Vielleicht war ja die Milch sauer!?). Aber diese kleine Pfütze Doppelkorn toppt wirklich alles. Etwas, dass sich derart schwer und ekelhaft den Rachen runterzieht habe ich bis dato nicht probieren dürfen. Ich bin aber auch ein Glückspilz!
Bei der Reeperbahn angekommen, ging es erstmal zu Burger King, da einige Hunger hatten und ich pissen musste. Ich war allerdings nicht der einzige. Wie ich am nächsten morgen erfahren sollte ging es Sgt. Mercy ähnlich, nur dass er der Klofrau ungefähr 3 Euro Trinkgeld in “Kleingeld”, oder besser kleinerem Geld auf ihren Teller warf mit dem Kommentar zu irgendeinem Typen: “Das gibt man doch eh nicht aus.” Uns so streiften wir über den Kiez und wurden erstaunlich wenig von den leichten Mädchen angesprochen. In der Herbertstraße hieß es dann natürlich für Miss Bookwood “Ich warte draußen” und wir gingen rein. Ich habe irgendwann angefangen mich mit NakedDevil bei den Nutten über die Preise zu informieren. Der Startpreis beträgt grundsätzlich 50€ für eine halbe Stunde. Das stand in einem krassen Verhältnis zu dem, was ich mir so vorstellte. Ich schlug ihr, dass NakedDevil und ich mit ihr gemeinsam nach hinten gehen. Eine Stunde, 20 für jeden. Sie machte einen Gesichtsausdruck, als hätte ich ihr gerade ein unmoralisches Angebot gemacht. Seltsamerweise nahm sie dies aber nicht an, sondern sagte wir sollten uns verpissen. Ob die schon mal was von Feilschen gehört hat? Das würde ihr Geschäft enorm ankurbeln, überhaupt nicht ökonomisch diese Schaufensterfrauen. Vielleicht sollte ich Unternehmensberater für Prostitutionsbetriebe werden… Dann gibt’s hinter her noch so eine Sendung auf Kabel 1, “Staddicc hilft!” oder auf RTL… “Der Nuttenberater”. 
Als wir herauskamen unterhielt sich Miss Bookwood gerade mit irgendeinem Kerl, den sie getroffen hatte. Und so standen wir dort noch Weile, was mich ziemlich nervte als ich es realisiert hatte. Schließlich war ich nicht hier um vor der Herbertstraße ein Pläuschchen zu halten. Low, NakedDevil und ich waren uns schnell einig, dass sich diese Unterhaltung durchaus noch ein bisschen hinziehen könnte und so machten wir uns auf den Weg nach irgendeiner geeigneten Tittenbar. Eine solche ließ nicht lange auf sich warten. Wir wurden von einem alten Glatzkopf auf der Reeperbahn angequatscht. Ein echter hamburger Jung, der hat da wahrscheinlich schon als Zehnjähriger die nichts ahnenden Landeier reingelockt. Obwohl ein Angebot wirklich nicht übel war. Er bot uns an, ein Bier für 7€ zu kaufen und einen Schnaps umsonst zu bekommen. Dazu geile Mädels, die auch tanzen können. Wer würde da schon nein sagen? Wir nicht! Also sind wir rein und haben unser Bier und unseren Schnaps bekommen. Es dauerte nicht lange, bis sich irgendwelche Frauen an uns ranschmissen und bettelten, dass wir ihnen doch einen Piccolo mit O-Saft ausgeben sollten. Da ich zu Anfang das Glück hatte, und das meine ich wirklich so! dass zu mir irgendeine total schäbige, alte Alte ankam hatte ich wirklich nicht das Bedürfnis auch nur einen Cent für sie auszugeben. Sie realisierte dies dann auch recht schnell und gab an eine Kollegin ab, die jünger und wesentlich geiler war. Verdammt! Nun wurde auch ich schwach und gab ihr letztlich ihr beschissenes Getränk aus. Was ein Fehler war. Ein großer Fehler. Unser Bier für 7€ hatten wir sofort bezahlt, aber anscheinend gibt´s in dem Laden für größere Summen immer eine gesonderte Rechnung, die kam dann auch. Anfangs dachte ich, ich hätte mich verlesen und nicht 70,- sondern -,70 gesehen. Dem war nicht so. Ich hörte laut und deutlich, wie ich fragte “Wollte ihr mich verarschen?”, erntete jedoch nur ein gehässiges, zufriedenes, ja wahrlich sadistisches Lachen des Kerls hinter der Bar. Ich konnte es nicht fassen, wir haben uns eiskalt verarschen lassen! Nachdem ich es geschafft hatte mich aus den Fängen des Mädels zu befreien, das sich mir an den Hals geschmissen hatte und ihre dämlichen Stelzen von meinem Schoß hieven konnte, war es Zeit sich mit den Jungs zu beraten. Low sträubte sich zunächst sehr dagegen den Betrag zu bezahlen, was ich durchaus nachvollziehen kann. Ich allerdings hatte doch das starke Gefühl, dass wir aus der Sache anders und gesund nur rauskommen würden, wenn wir das Zeug hätten Chuck Norris zu doubeln. Und so machte NakedDevil sich zusammen mit einem der ansässigen Typen auf den Weg zum nächsten Geldautomaten, der seltsamerweise ganz in der Nähe war. Irgendwann kamen sie wieder und NakedDevil beglich seine Rechnung und auch einen erheblichen Teil meiner uns Lows. Allerdings entschieden wir uns das Animationsprogramm dieses Etablissements noch eine Weile zu genießen und konnten sogar noch vier Gratisschnäpse für jeden raushauen. Mal ehrlich, hätten wir die gekauft wären wir auch locker auf 70€ gekommen. Wir versuchten auch noch einen dieser Glitzer-Bhs, den die Tänzerinnen trugen und uns entgegenwarfen abzuziehen, aber sie hatte ein richtiges Adlerauge darauf. Ich versuchte noch ein paar Typen die neben uns saßen vor diesen Tricks zu warnen, was darin endete, dass einer der Bediensteten zu NakedDevil kam und meinte, sein Freund solle aufhören ihr “Angebot” fremden Menschen zu erläutern, andererseits wären wir keine Freunde mehr. Was das bedeuten sollte konnte ich mir denken. Die Typen wussten eh schon bescheid. Meine Pläne, mich mit einem Plakat vor diesen Stripclub zu stellen legte ich damit auch auf Eis. Immerhin wurden wir noch mit einem kräftigen Applaus verabschiedet. Die Typen waren wirklich froh uns los zu sein! Vermutlich sind sie es gewohnt, dass alle, die auf diese Weise ihr Geld loswerden schleunigst das Weite suchen, da sind so ein paar Typen, die dann noch wertvolle Sitzplätze belegen ja buchstäblich fehl am Platz.

Und ab diesem Zeitpunkt weißt meine Erinnerung erheblich Lücken auf. Anders gesagt: Wir sind rausgegangen und dann ging die Telefoniererei mit Miss Bookwood los, die immer noch mit Hannibal und Sgt. Mercy unterwegs war. Wir wollten uns wohl bei Burger King treffen, was wir aber irgendwie verplant haben. Ich habe traumähnliche, bruchhafte Bilder im Kopf wie wir in den ein oder anderen Sexshop reingeschnuppert und uns über die Idioten lustig gemacht haben, die aus diesen Kabinen rauskamen. Dass wir in der Ritze waren und etwas getrunken haben, weiß ich komischerweise noch sehr genau. Dieses eine Bier dort hat Low seinen Grenzen nämlich ein gutes Stück näher gebracht: Wir gingen zur Hintertür raus und er hat erstmal kräftig die Blumen gedüngt mit eigener Kotze aus kontrolliert biologischem Anbau. 
Irgendwann war dann NakedDevil verschwunden. Nachdem Low und ich ihn eine Weile gesucht haben und noch etwas aßen fuhren wir aber schließlich nach Hause und verließen uns auf NakedDevils Glück. Als wir bei Sgt. Mercys und Miss Bookwoods Wohnung ankamen gab es erstmal ordentlich Lack von ihr, wieso wir Idioten denn sie mit den anderen da einfach stehen lassen würden. Da ich aber nicht in der Stimmung war zu streiten, sondern eher, wie es bei mir in solchen Fällen üblich ist, mich über sie lustig machte wurde es noch relativ laut in der Wohnung. Es endete damit, dass ich in Lows Auto schlief. Was soll´s, war ja nicht das erste Mal und ich weiß, wir man es sich in einer Karre gemütlich macht.
Irgendwann am nächsten Morgen bin ich dann wieder rein. NakedDevil war mittlerweile Gott sei dank dar. Er erzählte er habe sich durchgefragt, welche U-Bahn er wann, wo und wohin nehmen müsste um endlich anzukommen. Und so erlebte er noch eine sehr ereignisreiche Nacht. Er erzählte von der einen Station, an der sich zwei Typen ziemlich derbe gegenseitig das Gesicht erweicht haben bis Blut floss. Und während sich die Beiden prügelten als bestände seit Jahrhunderten eine gewaltige Fehde zwischen ihren Familien, wurden sie vom U-Bahnfahrer, der gemütlich in seiner Kabine saß, beobachtet. Endlich beugte er sich über sein Mikrofon: “Die U-2 nach Barmbek ist jetzt zum einsteigen bereit. Bitten beachten sie, dass diese Linie dort ihr endgültigen Standort erreicht.”

In Barmbek, dem Stadtteil, in dem Sgt. Mercy wohnte, angekommen irrte er umher auf der Suche nach der richtigen Straße. Irgendwann wurde NakedDevil von einer Polizeistreife aufgelesen, die ihn mitnahm. Nach einer kurzen Weile bekamen die Gesetzeshüter allerdings einen Funkspruch herein, dass irgendwo ein Mann seine Frau verprügelt… “Ja, tut uns Leid, wir würden dich ja wirklich gerne noch bis ganz nach Hause bringen, aber wir haben da noch was vor.” Und so wurde NakedDevil an einer Ecke abgesetzt, von der er den Weg glücklicherweise kannte. Mal im Ernst, ich habe ich schon aus den verrücktesten Situationen heraus den Weg immer wieder mehr oder weniger zu Fuss nach Hause gefunden, aber das verdient wirklich einen Orden! Ein Liga, in der ich noch nicht spiele. Respekt NakedDevil, ich habe ein neues Vorbild!

Am Sonntag hingen wir nur irgendwie rum, rauchten noch eine Shisha und Low versuchte seine geistige Anwesenheit inklusive seines Bewusstsein noch einmal für die Fahrt bis ans Limit zu pushen, was allerdings nicht sehr hoch lag. Und so machten wir uns irgendwann auf den Heimweg, mit einer Reihe neuer Erfahrungen und satten 8 Stunden Schlaf, seitdem wir Freitagmorgen aufgestanden waren.

Allem Unglück und allen Dingen zum Trotz, die uns an diesem Wochenende widerfahren waren, waren wir doch irgendwie glücklich. Es lag eine glorreiche Stimmung in der Luft. Wir wussten, wir haben uns dieser Stadt gestellt und wir haben verloren, ganz eindeutig. Aber man kann nicht sagen, dass es eine schwere Niederlage war. Eher eine solche, die auf faire Weise gerne zur Revanche einlädt.
Bis zum nächsten Mal, Hamburg!

1 Kommentar:

  1. Bis auf die Tatsache, dass das Wort "Latschen" 5237800 Mal vorkommt geil!

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