Dienstag, 24. November 2009

Chris Brown + Peter North = Hamburg

Irgendwo zwischen Himmel und Erde gibt es auf Wolke sieben eine egomane Seele mit einem Eimer zwischen den Beinen, die gerade ihren Rausch ausschläft.
Sie kann sich nur schwer entscheiden, in welche Richtung sie gehen soll. Dass sie auf Grund ihres körperlichen Zustands ohnehin jede Richtung verfehlen würde lassen wir mal außen vor.
Also was tut diese Seele? Genau, sie entscheidet sich erstmal Sgt. Mercy in Hamburg zu besuchen.

Und wie Hamburg eben so ist, ist uns dort das ein oder andere nicht passiert. Um ehrlich zu sein haben wir wirklich nicht viel gemacht. Am Samstag waren wir mit einer gemeinsamen Freundin auf der Reeperbahn und sind dort sinnlos rumgelatscht. Wir wollten eigentlich in einen Club gehen, haben es aber dann doch irgendwie verkackt. Wir wurden nicht einmal von einer Nutte angequatscht. Unglaublich, was so alles möglich ist, wenn man eine Frau dabei hat. 
Sgt. Mercy ist schon recht früh nach Hause gefahren, er hatte schnell keine Lust mehr im Regen rumzulaufen. Dann waren da noch unsere Freundin und ich. Wir waren natürlich noch wahnsinnig motiviert und in unserer euphorischen Überschwänglichkeit stellten wir uns an eine 10 Meter lange Schlange vor diesem beschissenen Geldautomaten. 
Endlich waren wir dran! Das geduldige Warten dankte uns der Geldautomat damit, dass er nun  leer war. Ihr könnt euch vorstellen, dass wir daraufhin auch beschlossen nach Hause zu fahren.

Als wir dann in der U-Bahnstation standen und ich mir ein Ticket holte passierte etwas Witziges. Am Automaten neben mir stand eine junge Frau, aber auf einmal kam dieser riesige schwarze Kerl von hinten angesprungen. Er hat sich ihren Arsch gepackt und so getan als besorge er es ihr gerade. Dann sagte er in total lässigem Tonfall: "Alles okay, Baby! Ich wollte nur mal fremde Leute schockieren." Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Hamburg ist eben immer eine Sünde wert. Das dachte er sich wahrscheinlich auch.
Sollte ich ihm vielleicht die Wahrheit erzählen? Dass ich ein unbescholtener Theologiestudent sei und gerade von einem exzesslosen Priesterseminar käme? Es hätte ihn wohl nicht sonderlich beeindruckt...

In der Bahn nach Hause, saßen im hinteren Teil des Wagons ein ziemlich betrunkener und ebenso aggressiver Typ mit einer ebenfalls ziemlich betrunkenen Frau. Beide hatten eine lautstarke Auseinandersetzung, die in unkontrollierten Schlägen beiderseits endete. Was für volle, lächerliche Deppen... Aber ich wäre kein Zivi, sondern ein Assi , oder zumindest nur ein Assi und nicht zusätzlich noch Zivi, hätte ich mir die Vorstellung einfach in aller Seelenruhe angeguckt. Ich erkannte ruhmreich meine Pflicht den Retter in der Not darzustellen: Ich bat einen anderen Kerl doch mal dazwischen zu gehen. Ok nicht ganz. Ich bin aufgestanden und mehr oder weniger gleichzeitig wollten auch zwei Weitere (Zivis?) dazwischen. Der Kerl war dermaßen gereizt als leide er an Harnröhrenverstopfung per Nierenstein und versuche in unkontrollierter Wut Herr über seine Schmerzen zu werden. Vergeblich. Das tat aber seinen wahllosen Schlägen in seine nähere Umgebung keinen Abbruch, im Gegenteil. Während seine Freundin oder was auch immer sie war, meinetwegen auch Sparringspartnerin zum anderen Ende des Wagons rannte, nam er meinen zivilcouragierten Kollegen in die Mangel. Dieser hatte keine richtige Chance gegen ihn, da unser Chris Brown-Verschnitt absolut techniklos und willkürlich um sich schlug. Als der andere Kerl und ich auf ihn zugingen und etwas lauter wurden, hat er uns gewunken. Ja, du hast richtig gelesen! Oder er wollte die Luft umrühren. Andererseits klingt es selbst für mich jetzt gerade am logischsten, seine spastischen Regungen wohl doch als weitere Schläge in unsere Richtung zu deuten. Ziemlich bescheuert angesichts der Tatsache, dass wir noch gut eineinhalb Meter von ihm entfernt waren.Ich spielte mit dem Gedanken mich an der Haltestange herumzuschwingen und ihm aus vollem Schwung einen original Chuck-Norris-Round-Kick zu verpassen. Aber es blieb ein Gedanke. So ist das mit derartigen Träumereien. In Gedanken sieht es megacool aus und es hätten sich sofort alle geilen Frauen, von denen es auf einmal etliche im Wagon gegeben hätte, nackt ausgezogen und mir an den Hals geschmissen, während es gehörig zwischen ihren Beinen getropft hätte. Und ich steige aus und hinter mir fliegt der ganze Wagon aus unerfindlichen Gründen in die Luft. Anschließend gehe ich einfach weg, ohne mich umzudrehen...
Aber in der realen Welt wäre ich wahrscheinlich ausgerutscht oder hätte daneben gekickt, woraufhin mich der Typ sabbernderweise zusammengetreten hätte. Außerdem wäre meine Jacke versaut gewesen.

Trotz allem war es auf eine subtile Art und Weise erschreckend, mir wurde bewusst wie verdammt unbeschwert und adrenalinarm unser Leben hier in der Provinz ist. Aber wir sind nichts weiter als ein paar Landeier, die eines Tages nach Fäule stinken werden. Genau, wie die Eier aus der Stadt. Was gibt es da schon groß zu erwarten? Außerdem ist ein voller Prügelknabe in der U-Bahn auch nicht gerade der Sekt, der aus dem Nabel der Welt geschlürft wird.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen