Freitag, 13. November 2009

Zivi-Tagebuch 13.11.09 - Der Tag des tanzenden Türken

Der Tag fing an und ging vorbei. Wie jeder andere auch. Was dazwischen passierte erzähle ich euch jetzt...

Es war eigentlich ein verschissen normaler Tag als Zivi mit einigen relativen Höhepunkten, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
Es fing gleich gut an. Meine heilige Mission. Da die Dienststelle dank uns Zivis in gehörigem Maße Geld spart habe ich es mir vor geraumer Zeit zur Aufgabe gemacht diese soziale Ungerechtigkeit bei jeder möglichen Gelegenheit auszugleichen. Irgendjemand muss ja für Gleichgewicht zu Gunsten der Zivis sorgen. Scheiße, unsere Grundrechte sind eingeschränkt! Ich bin kein Roboter, ich brauche meine Freiheit wie Antiraucher die Luft zum atmen. Also bemühe ich mich in schon fast wohltätiger Weise darum der Dienststelle so viele Kosten wie möglich zu machen:

Und darum kann man auch mal einfach so 95 falsche Kopien auf farbige Din A3 Blätter machen, die keine Sau braucht. 

Es war zwar nicht mit Absicht, aber vermutlich habe ich mein Ziel bereits so verinnerlicht, dass ich wenn ich etwas mache, es falsch mache. Natürlich nur solange es nicht auf Kosten der Bewohner geht. Schließlich gehöre ich nicht zum Personal, nicht wirklich. 
Denn erstens sollten die Blätter bunt sein und zweitens auch ausgedruckt werden, nur eben nicht in der Größe. Was soll´s! Ich hatte Zeit und hab so in aller Ruhe nochmal das Gleiche 95 Mal in A4 ausgedruckt.
Ihr könnt mir glauben, an dem Morgen habe ich mehr Zeit im Verwaltungsgebäude vor dem Kopierer verbracht als eine der gelangweilten Angestellten, die vermutlich in jeder Pause ihren Arsch auf dem Kopierer ausbreiten und dabei wie Schulmädchen kichern. "Hihi, das ist ganz warm.."

Es sah an diesem Tag so aus: Wie die Tage vorher. Nämlich, dass unser Zivikollege GoldenLongHair krank war und in der Zivibude pennte. Das war Kacke, da er eine echt bekackte Aufgabe hatte: Essen ausfahren!
Egal, ich tat mich mit Low zusammen und wir cruisten los. Obwohl man das in diesem versifften Haufen Schrott auf vier Rädern nicht wirklich gemäß dem Gesetz der Straße als Cruisen bezeichnen kann. Und eigentlich fuhren wir auch nicht entspannt durch die Gegend. Eher wollten wir einen neuen Rekord im Zeitfahren aufstellen.
Ehrlich, so körperlich (beim Treppen hochlaufen) und geistig (beim Autofahren am Limit) gefordert waren wir während unserer Zeit als Zivi nie. Da bekam wenigstens auch der arme, kleine zweite Gang endlich die verdiente Aufmerksamkeit.
Wir sind das SEK! Das "Sonder-Essens-Kommando". In vollendeter logistischer Technik flogen die Menüs nur so durch unsere kleine Stadt. Es hier nur: "GoGoGo!!", wir schwärmten aus und waren in überzivildienstlicher Geschwindigkeit wieder im Wagen, mit dem nächsten Gericht auf dem Schoß.
Bei keinem Kunde wurde mehr als eine Minute verschwendet, selbst wenn es ein langer beschwerlicher Weg zu seiner Haustür war und eine Folter durch menschenunwürdigen Gestank. Letzteres war eine gute, zusätzliche Motivation seinen Arsch noch schneller zu bewegen.
Sogar die klassischen Härtefälle, die in Sachen Zivis vollquatschen das Zepter in galaktische Höhen halten, konnten erfolgreich besiegt werden.
Dann waren wir bei Frau B. Ihr erinnert euch hoffentlich an sie. Ihre Katze lässt sogar Freddy Kruger in Sachen "Leute-dazu-bringen-um-ihr-Leben-fürchten-und-hysterisch-schreiend-davonzurennen" alt aussehen. Wie auch immer, diese Frau wohnt in einer Wohnsiedlung, ehemals für englische Soldaten erbaut. Ihr könnt euch den Ghettocharakter vorstellen. Ganz vorurteilsfrei: Da wohnen eine Menge Türken. 
Wir, natürlich auf das Ziffernblatt der Autouhr vertieft, konnten keine Rücksicht auf ohnehin nicht geltende Verkehrsregeln in dieser Siedlung nehmen und heizten durch die kleine Straße. Die Unterseite des Gaspedals in dauerndem Kontakt mit dem Fussraum des Wagens.
DOCH WAS IST DAS??? Da ist auf einmal so ein Türke am Straßenrand. Es sieht fast so aus als ob er tanzt. Oder macht er etwa irgendwelche Jogaübungen mit seinen Lidletüten in der Hand??
Nein, Moment! Der winkt uns ja zu, wie freundlich! Zwar schwingt er dabei seine Tüten gehörig weit über der Fahrbahn, so dass ich ihm ausweichen musste, aber was soll er auch machen? Schließlich hat er keine Hand frei!

An dieser Stelle möchte ich eindringlich darauf plädieren, alle Vorurteile gegen unsere andersstämmigen Mitmenschen fallen zu lassen. 
Ich habe noch keinen Deutschen getroffen, der zwei Zivis bei ihrer Arbeit in diesem Maße eine Freude macht. Ich bin sicher es war gut gemeint. 
Also immer schön freundlich winken, wenn ihr das nächste Mal einen entzückt tanzenden Türken mit Lidletüten am Straßenrand seht!

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