Montag, 19. Oktober 2009

Ein One-Night-Stand mit einer Schönheit namens Köln: Ich ruf dich an, versprochen!

Ich frage mich nur, ob ich mich bei unserem Telefonat an das Gesicht meiner Partnerin erinnern werde. Sie hatte so einen romantischen Touch von Schizophrenie. Mal war sie ganz lieb, dann beförderte sie uns mit Tritten aus einem Club und schließlich nahm sie noch die Gestalt eines dreckigen Kellerlochs an. Aber ihren Namen werde ich nicht vergessen. Wie eine Synphonie aus Liebe, Snobismus und Amnesie: Köln!

Low und ich machten uns eines Samstagmorgens früh auf den Weg um den ersten von vier Zügen zu nehmen, die uns nach Bad Honnef zu Lady DSC befördern sollten. Bereits die Parkplatzwahl in relativer Bahnhofsnähe lies Vorahnungen zu, für einen kurzen Aufenthalt in der Stadt des Karnevals mit noch kürzer geratenen Erinnerungen. Ich wusste garnicht, dass unsere kleine Heimatstadt derart ghettoähnliche Züge annehmen kann.
Die Zugfahrt war wie Zugfahrten nunmal sind: "Zermürbend", wie Low auf der Rückfahrt meinte. Zermürbend waren vielleicht weniger die Zugfahrten an sich, sondern eher unsere körperlich und geistig mehr als bedürftige Verfassung.
Zurück zur Hinfahrt: Keine außergewöhnlichen Höhepunkte. Absolut nervöser Tiefpunkt war allerdings eine Gruppe chronisch untervögelter, dafür umso emanziperterer Frauen im fortgeschrittenen Alter. Es war wohl ein auf männliche Gesellschaft verzichtender Ausflug nach Köln, in dem kläglichen Versuch etwas Verrücktes zu tun und ihre Jugend wiederzuentdecken. Angetrieben von alkoholischer Spontaneität waren sie auf der Suche nach dem jungen Mädchen in sich, das die Welt als Spielplatz sieht. Es war wie es sich anhört: Albern. Aber nicht so albern wie es Mädchen sind, sondern eben so albern, wie es erwachsene Frauen unter sich sind. Ich glaube, dazu fehlt Frauen ab einem gewissen Alter einfach das männliche Gen für kindisches Verhalten, das uns im Vergleich zu Frauen immer und überall begleitet und wir deswegen den Umgang damit besser gewohnt sind. Das "kleiner, unerzogener Junge"-Gen ist bei Männern direkt zwischen dem Arschlochgen und dem Weicheigen zu finden.
Nachdem wir in der Fussgängerzone vor lauter Menschen keine menschlichen Gesichter mehr wahrnehmen konnten, trafen wir endlich den Grund für unseren Besuch: Lady DSC!
Als erstes fuhren wir mal wieder Zug, und zwar weiter zu ihr nach Hause nach Bad Honnef. Sie hat eine schöne Wohnung mit hohen Decken und im Wohnzimmer auch eine gemütliche Couch, auf der es sich sehr gut schlafen lässt, wenn man besoffen und noch dazu völlig übermüdet ist. Vermutlich würde ich das jetzt genauso über das Treppengeländer im Hausflur schreiben, wenn ich da drüber hängend geschlafen hätte.
Abends kamen noch zwei Freunde und eine Freundin von ihr zum Vortrinken vorbei. Alle drei sind ganz cool und ihre Freundin konnte beim Autofahren wegen den unbedeutendsten Kleinigkeiten bemerkswert fluchen. Man hätte ihre Ausrufe ohne Weiteres mit Beschimpfungen aus einer vormittäglichen Talkshow verwechseln können. Respekt, Baby! Lady´s einer Freund ist auch nett. Nett und schwul. Aber nichtsdestotrotz nett. Nett, mehr nicht!
Der Abend konnte also losgehen, wir fuhren nach Köln und wollten in´s "Ivory". Wie Lady DSC meinte ein ziemlich versnobter und wie ich meine, yuppiegetränkter Laden. Es kam so, wie ich bei solchen Lädchen meistens komme, nämlich nicht rein. Wir standen noch nicht einmal am Eingang da schickte uns der Türsteher schon wieder weg. Pff, Idiot. Vielleicht wollten wir in euren nach Prosecco stinkenden Schuppen ja garnicht rein?? Naja, wir sind dann doch umgedreht und zurück gelaufen.
Next Stop: "Triple A". Unsere Zeit beschränkte sich allerdings stark auf Eintritt zahlen, reingehen, was zu trinken kaufen, was zu trinken klauen, am Tischen sitzen, auf Hulk warten und von Hulk aus dem Club gekickt werden.
Wir überlegten, als wir drin waren irgendwann, ob es sich lohnen würde zu viert eine Flasche Absolut Vodka für 120 Euro zu kaufen. Schnell waren wir uns einig es würde sich nicht lohnen. Eine zu klauen dagegen sehr. Dank Lows langer Arme und unseres gorbatschov´schen Mutes war nicht mehr nötig als eine beherzter Griff hinter die Bar als gerade die Bardame so nett war sich umzudrehen. Wir suchten uns schleunigst einen Tisch unter dem wir unsere Beute versteckten. Wir fühlten uns wie ein alkoholabhängiger Robin Hood auf einer einsamen Insel, auf der es nur Reiche gibt. Wir klauen den Alkohol von ihnen und geben ihn den einzigen Armen weit und breit, uns. Dazu ist es nur leider nicht gekommen. Wir saßen nicht lange am Tisch, da kam ein sehr aufgebrachter Kerl angerannt und fing an seine eigene Einrichtung zu zerlegen. Der Trottel trat den Tisch vor unserem Sofa in echter Terminator-Manier weg: "Was ist das, häh?? Was soll der Scheiß?" Das bekam er alles in einem guten Tempo raus, wenn man die zahlreichen pulsierenden Adern an seinem Hals und auf seiner Stirn bedenkt. Wir wurden eine Treppe hoch zum Ausgang des Clubs gebracht, als zusätzliche Motivation seinen Anweisungen zu folgen dienten Low Arschtritte des Türstehers, die ihn aber nicht sonderlich beeindruckten. Erst beim letzten Training hatte Low seine Arschmuskeln bis zum Muskelkater gestählt. Vermutlich taten die Tritte dem Kerl mehr weh als Low. Nach dieser kurzen Verschnaufpause genossen die Stimmbänder des Türstehers wieder volle Beanspruchung. Ich war ziemlich empört, dass man überhaupt nicht daran dachte mir zuzuhören. Ich wollte meine Sicht der Lage in Form von "Wir wussten nichts von der Flasche unter dem Tisch, wir haben die eben das erste Mal gesehen." zum Besten geben. Genau das ist das das Problem mit den besoffenen, Scheiße sabbelnden Idioten. Dank ihnen hören diese freundlichen Menschen an Deutschlands Clubeingängen denen überhaupt nicht mehr zu, die sie nicht nur verarschen wollen, sondern es auch authentisch könnten. Es belief sich schließlich auf nichts besonderes als auf einen Rausschmiss und lebenslanges Hausverbot. Was soll´s, für Low ist das nicht das erste Mal. Es wird allerdings das erste Mal sein, dass er nicht eine Woche später wieder erfolgreich in den gleichen Club geht. Aber warten wir es ab, vielleicht landen wir ja nächstes Wochenende doch wieder in Köln.
Nach ein paar Bier in einer Sportbar ging unsere Fahrt mit der Achterbahn "Nachtleben Köln" in die nächste Runde. Es war Kochlöffel oder ersatzweise Arme und Beine schwingen in der "Elektroküche" angesagt. Hier war es das erste Mal am Abend richtig geil. Abgesehen von den zehn Euro Eintritt, die mich mittlerweile nicht mehr erschrecken konnten, da es überall vorher nicht anders war. Das Problem war nur, dass ich diese kaum noch zusammen bekam. Und was ist die größte Scheiße daran, wenn man kaum noch Geld für den Eintritt hat? Genau, dass man sich drinnen nichts mehr leisten kann. Aber ich hatte Glück, ich kratzte meine letzten Münzen zusammen und investierte sie für Low und mich in Bier. Da noch einige andere alte Bekannte da waren, überstanden wir diesen Teil des Abends ganz gut, auch wenn mir beim Ausgang Lady DSC trotzdem noch Geld leihen musste. Ich hatte mich bei meinen letzten Münzen wohl doch verzettelt. 
Nach der Elektroküche verloren Low und ich unsere nette Gastgeberin. Wir fuhren einfach blind mit den anderen Bekannten zu einer sehr seltsamen und sehr alternativen Undergroundparty. Lady DSC schien es besser zu wissen als wir, denn diese Party fand in einem total abgefuckten, vergammelten Gebäude statt. Ich schätze, die Organisatoren der Party waren mehr Besetzer des Gebäudes als eingetragener Veranstalter. Wenn sie überhaupt anwesend waren und sich nicht gerade in einem Edelpuff in Osteuropa mit teurem Vodka, Kaviar und heimischen Nutten vergnügten.
Die Tanzfläche war nicht mehr als ein freigeschaufeltes Kellerloch. Es hätte wohl keinen gewundert, wenn bereits diverse Terroristen oder flüchtige Diktatoren hier herausgezogen wurden. Es wurde Zeit sich von der Party zu verdrücken. Wir wollten zurück zum Hauptbahnhof laufen, wo wir uns wieder mit Lady DSC treffen wollten. Aber ein kölsches Mädel hat uns auf die Frage nach dem Weg entgeistert angeguckt und an eine Gruppe Moslems auf dem Weg zur nächsten Straßenbahnhaltestelle geheftet. Naja, die Straßenbahn kam nicht und wir mussten Taxi fahren. Das wäre ziemlich scheiße gewesen, hätte ich nicht vorher zwischendurch auf einer anderen Taxifahrt noch Geld abgehoben. Am Bahnhof war ich noch so verzweifelt für ein Mal Pissen einen Euro zu zahlen, aber dann ging es endlich ab nach Hause. Aber weil Taxi fahren so viel Spass macht und Lady DSC so gnadenlos übermüdet war wie ein kleines Kind einen Tag vor Weihnachten, nahmen wir für den Weg vom Bahnhof in Bad Honnef zu ihrer Wohnung noch einmal ein Taxi. So 600 Meter können verdammt teuer sein!
Nach ungefähr 6 Stunden Schlaf war es dann auch schon Mittag und für Low und mich wurde es Zeit uns auf den Heimweg zu machen. Wie schon gesagt, wir waren so verflucht fertig, wir quälten uns nur so durch die Gegend. Dank der Müdigkeit ging der ganze Ärger über verspätete oder gleich ersatzlos gestrichene Züge aber ziemlich teilnahmslos an uns vorbei. Der ein Pfund schwere Hefezopf, den sich Low beim Bäcker kaufte tat jedenfalls nicht besonders viel um uns für diese anstrengende Reise zu stärken. Vermutlich zehrt Low noch heute an diesem Klumpen aufgebackenem Teig. Irgendwann, nachdem wir gefühlte sieben Stunden unterwegs waren, kamen wir endlich zu Hause an.
Nein Moment, scheiße es waren wirklich sieben Stunden... Wie auch immer, wir waren einfach unbeschreiblich müde und gingen sofort ins Bett.

Lady DSC, danke für das witzige Wochenende und deine Gastfreundschaft. Leider haben wir von den insgesamt rund vierundzwanzig Stunden bei dir nur ungefähr die Hälte wirklich miteinander verbracht. Ich hoffe du konntest noch für deinen Spanischtest lernen und denkst dir gerade: "Spanischtests sind ja so easy!"

Low, wir sollten uns bald an die Planung für unsere ultimative Deutschland-Hangover-Tour machen!

Und lieber Türsteher aus dem Triple A: Bis nächstes Wochenende! Ich freu mich auf ein Wiedersehen, bis dahin solltest du an deinen Oberschenkelmuskeln arbeiten!

Und dann ist da noch die Schönheit, in deren Schoss wir letztendlich aufgewacht sind. Wir haben uns zwar gestern morgen ziemlich schnell vom Acker gemacht, aber ich verspreche dir, Köln: Wir kommen dich wieder besuchen und dann treiben wir es nur noch härter!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen