Freitag, 23. Oktober 2009

Zivi-Tagebuch 23.10.09 - LATEST NEWS

Neueste Berichte der Deutschen Bundeswehr haben tiefe Einblicke in die Arbeitswelt von Zivildienstleistenden gewährt. Erschreckende Erkenntnisse traten hierbei zu Tage. Den Berichten zufolge lassen über 60 Prozent der Zivildienstleistenden einen großteil ihrer Arbeitszeit vollkommen ungenutzt verstreichen. So versteckten sie sich buchstäblich vor der Arbeit und nutzen auf schamlose Weise die knappe Zeit der zuständigen Pfleger aus, die nicht in der Lage sind die faulen Zivildienstleistenden permament zu suchen.
Ein westfälischer Zivildienstleistender, der anonym bleiben möchte äußerte sich zu den Vorwürfen folgendermaßen: "Richtig!"

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich im letzten Monat nicht zwischendurch dachte, dass Zivildienst gar nicht mal so übel ist. Das heißt allerdings nicht, dass mich die konstante Ignoranz gegenüber unserer Arbeit und die gegen minus Unendlich gehende Anerkennung gewaltig ankotzen würde. Was man macht, macht man falsch, und dabei werden wir noch wie die letzten Vollidioten behandelt. Entweder hat unsere Dienstelle an Zivis schon die größten Deppen unter der Sonne seit Ikarus gesehen, der zu blöd war seinem Vater einfach mal zuzuhören, oder wir haben es anfangs mit dem Dummanstellen ein wenig übertrieben. Ich tendiere zu Ersterem, was bedeutet, dass wir uns insgeheim unseres Intellekts entsprechend verhalten.
Eben diesem Intellekt verdanken wir nämlich unsere Fähigkeit zu, ich möchte sagen, antilogistischem Denken. Wie schafft man es in möglichst viel Zeit möglichst wenig zu tun und trotz des minimalen Aufwands maximalen Ertrag zu erhalten? Spielen wir ein wenig Doktor Frankenstein und erschaffen ein Monster namens zivilus oeconomicus:
Der zivilus oeconomicus hat eine erstaunliche Methode entwickelt die mangelnde Moral, die ihm entgegengebracht wird, auf eine friedliche, moderne Art der Selbstjustiz zu seinem Gunsten auszugleichen. Er verdankt seine fundierte Erfahrung einer genauen, beobachtenden Analyse vergangener Arbeitsprozesse. Hierdurch modelierte er einen völlig neuen Arbeitstag, frei von fast jeglicher nervigen Form der Arbeit. Der zivilus oeconomicus weiß genau, wann welche Aufsichtsperson Dienst hat und wie sich lästige Aufgaben geschickt umgehen lassen. Der springende Punkt ist ganz einfach: Bist du nicht da, bist du beschäftigt. Bist du hingegen da, bist du unbeschäftigt und bekommst Aufgaben. Ist der zivilus oeconimicus also "beschäftigt" mit schlafen, bedeutet das nur, dass er offiziell seiner Arbeit nachgeht und zwar in so intensivem Maße, dass er dazu nicht einmal anwesend sein kann. 

Ich bin sogar so unverschämt, nicht nur jede freie Minute in der Ziviwohnung mit schlafen zu  verbringen (Jede freie Minute heißt immer zwischen den Mahlzeiten, wenn ich nicht gerade Essen ausfahren muss). Nein, ich treibe es auch auf die Spitze und gehe, wenn irgendwie möglich nachmittags als Erster. Das war zum Beispiel diese Woche jeden Tag möglich, da wir genug Leute zum fahren waren. Ich war immer um kurz nach vier zu Hause, spätestens... Aber ein echter Zivi lässt sich natürlich nicht um seine Überstunden bringen. Wenn ich am nächsten Tag also zur Arbeit komme, bereit möglichst bald weiterzuschlafen, trage ich als erstes auf dem Dienstplan irgendeine Uhrzeit ein, zu der Ich am Tag vorher vermeintlicher Weise Feierabend gemacht habe.
Von wegen Zivildienst, ich habe mich noch nie so ungesellschaftlich verhalten. Jawohl, der Zivildienst hat mich verdorben! Jetzt schon. Was jetzt keine Beschwerde sein soll.

Nächste Woche steht erstmal ein Lehrgang an. So eine kleine Auszeit ist auch längst überfällig, da kommt mir etwas Urlaub gerade recht.

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