Donnerstag, 3. September 2009

Malle - Hangover 2008

"So ist das nämlich bei Schlaflosigkeit: Alles ist so weit weg, die Kopie einer Kopie einer Kopie."

Diejenigen unter euch, die den Film "Fight Club" oder das gleichnamige Buch kennen, sollten mit dieser Aussage etwas anfangen können. Doch so verhält es sich nicht nur bei Schlafmangel, sondern auch wenn man permanent einen gewissen Pegel an Alkohol im Blut hat. So war es bei uns. Letztes Jahr war ich mit NakedDevil, Morpheus und Anus für zwölf Tage auf Mallorca, genauer gesagt in Cala Radjada. Ihr könnt es nennen wie ihr wollt, aber dieser Trip lässt sich mit nichts so schlecht beschreiben wie mit einem Wort: Urlaub. Bootcamp wäre passender, aber nicht mit Major Payne. Unser Drill-Instructor hieß Alkohol und seine Lieblingswaffe war die Bierbong. 
Die Kopie einer Kopie einer Kopie... Ihr müsst entschuldigen, dass ich hier nur noch einzelne, vermutlich zusammenhanglose Elemente dieses einzigen Exzesses wiedergeben kann, aber es ist ja gemeinhin bekannt, dass starker Schlafmangel ab einem bestimmten Zeitpunkt ähnliche Folgen wie Alkoholkonsum hat. Ich hoffe inständig, dass ihr nicht wisst, was los ist, wenn beides zusammenkommt.

Ich bin fest davon übezeug, dass die Basis für den Verlauf des ersten Abends nicht durch das Bier gelegt wurde, das wir auf der Fahrt zum Flughafen getrunken haben. Ich bin mir auch fast sicher, dass noch nichtmal die Wodka-Lemon Mische, die wir auf der Busfahrt zum Hotel bis zum Urin heruntergefiltert haben wirklich ausschlaggebend war. Nein, das alles hat zwar seinen Teil zum Ganzen beigetragen, aber der entscheidende Tropfen bestand aus Johnny Walker Red Label, wir kauften ihn im Duty free-Shop am Flughafen.

Aber wo wir gerade bei der Busfahrt sind, halten wir an dieser Stelle der Reise kurz an:
Ich muss wohl nicht erwähnen, dass wir auch ohne die Flasche Whiskey schon gehörig betrunken waren. Diese sollte erst im Hotel an der Reihe sein. Und was passiert, wenn man viel Alkohol trinkt? Genau, man muss oft und viel pissen. Da wir uns aber in einem schäbbigen Bus befanden, der nicht einmal ein richtiger Reisebus war und somit auch über keine Toilette verfügte, galt es seinen kreativen Geist anzuzapfen, falls einen ein dringendes Bedürfnis ergriff. Morpheus ergriff ein dringendes Befürnis. Da sein kreativer Geist aber schon seit einiger Zeit in einer mentalen Schlammlache lag und sich selbst ankotzte, war seine Idee auch nicht mehr besonders kreativ, geschweigedenn funktional. Zumindest nicht in seinem Fall. Er hat die Flasche schlichtweg nicht getroffen und daneben gepisst. Dummerweise saßen NakedDevil und ich in der Reihe vor Anus und Morpheus. NakedDevil war schon so stramm, dass er nicht mehr hörte, wie meine Turnschuhe auf dem von der nach vorne gelaufenen Pisse so rutschigen Boden hin- und herquietschen.

Im Hotel angekommen beschlossen wir, an diesem Abend nichts mehr zu unternehmen außer kurz in den Bierbrunnen, einen Biergarten (weniger Garten mehr Bier), zu gehen. Davon weiß ich nicht mehr wirklich viel. Allerdings weiß ich wieder, wie wir nach dem Bierbrunnen nackt auf dem Balkon von Anus und Morpheus Zimmer saßen und uns der Flasche Red Label annahmen. Irgendwie widerlig, da wir zum einen nichts zum Mischen hatten, zum anderen war der Whiskey lauwarm, da die Flasche die ganze Zeit im Koffer war. Aber was soll man machen, die Not treibt es rein. Anus hatte einen Langhaarschneider dabei und da wir alle, außer Nakeddevil um die Eier herum rasiert sind, überzeugten wir ihn "ihn" auch freizuschneiden. Sind die Blätter erstmal weg wirkt der Baum viel größer, ist doch klar. Irgendwann später, als wir dort immernoch saßen, zettelte der Alkohol in NakedDevils Körper ganz in Che Guevara-Manier eine Revolution an und versuchte das Unmögliche: Aus diesem Körper zu gelangen. Ein realistischer Plan, denn genau dies gelang auch. NakedDevil stürmte plötzlich los und wollte bei Anus und Morpheus in das Waschbecken kotzen. Gott weiß, wieso er nicht einfach das Klo nahm. Damit jedenfalls waren Anus und Morpheus nicht unbedingt einverstanden, also stürmte NakedDevil nackt, mit schlecht rasierten Eiern weiter über den Hotelflur in unser Zimmer und kotze bei uns in die Küchenspüle. Die Kotze stand noch drei Tage in der Spüle bis es schließlich die Putzfrau war, die sie weggemacht hat. Eigentlich war NakedDevils Plan gewesen seine oralen Ausscheidungen solange einzuweichen, bis sie einfach ablaufen könnten.
Die anderen sind dann auch irgendwann ins Bett gegangen, was so garnicht meiner weiteren Abendplanung entsprach. Nachdem ich zehn Sekunden im Bett gelegen hatte, entschied ich mich noch in einen Club zu gehen. Da ein paar unserer Freunde bereits mit einer anderen Gruppe hier waren, rief ich schnell einen von ihnen an und machte einen Treffpunkt aus. Ein wahres Wunder, dass ich ihn so schnell gefunden habe (zumindest glaube ich, dass ich ihn schnell gefunden habe). So gingen wir also zu den anderen in eine Disko. Der Abend war an dieser Stelle noch nicht vorbei. Ich weiß eben nur nicht mehr, wie es weiter ging. Einzig und allein ein Bild habe ich im Kopf, und zwar wie ich einen weiteren Kumpel auf der Tanzfläche sehe und begrüße.
Ich bin dann irgendwann recht früh morgens neben der Toilette, auf dem Badezimmerboden unseres Zimmers aufgewacht. Im Klo war noch Kotze, die ich wohl nicht weggespühlt hatte und die nun festgetrocknet war. Abgesehen von den leichten Rückenschmerzen hatte ich noch nie so gut geschlafen. Die Fließen waren angenehm kühl, trotzdem legte ich mich in mein Bett und schlief auch schnell wieder ein. Das nächste Mal wachte ich auf, als NakedDevil aufstand und zum Klo ging. Das ganze bekam ich nur ansatzweise mit, da ich noch ziemlich benebelt war. Was ich aber mitbekam war wie NakedDevil aus dem Badezimmer rief: "Staddicc, hab ich mir gestern Abend die Eier rasiert?"

Das Nächste, was ich wieder weiß, ist wie NakedDevil neben mir beim Rückflug geschlafen hat. Nein, so schlimm ist es dann doch nicht, aber es ist doch erstaunlich wenig, was ich noch auf die Reihe kriege. Das ganze ist ja nun auch schon über ein Jahr her und es ist eindeutig zu wenig um dazu einen zusammenhängenden Text zu schreiben,  daher werde ich die Höhepunkte an dieser Stelle einfach in Stichpunkten aufführen:

> Es ist unglaublich, an einem Tag hatte ich sogar noch einen Filmriss vom morgen danach. Ich fragte NakedDevil irgendwann vormitags, ob er eine Kopfschmerztablette für mich hätte. Ich erntete zunächst unverständliches Gelächter, bis man mich darüber aufklärte, dass ich am Morgen schon eine von ihm bekommen hätte.

>Mein Ernähungsrhythmus sollte hier auch unbedingt Erwähnung finden: Ich habe es geschafft in einem Malle"-urlaub" abzunehmen. Wie? Na mit Saufen natürlich! Aber nicht einfach nur saufen, sondern SAUFEN!!! Und zwar so exzessiv, dass man erst am nächsten Abend irgendwann um zehn Uhr wieder langsam anfangen kann stilles Wasser zu trinken, weil den ganzen Tag über jedes kleinste bisschen Etwas, was irgendwo in einer fernen Welt auch nur geringfügig an Nahrung erinnern  könnte, wenige Sekunden nach dem Verzehr sofort wieder seinen Weg an´s Tageslicht sucht. Schön war das nicht gerade, seitdem habe ich echten Respekt vor Models, die sowas praktisch von berufswegen machen.

>NakedDevil wäre nicht NakedDevil, wenn er seinem kleinen, vor kurzem rasierten Teufel nicht hin und wieder in der Disko gestattet hätte auch mal ein wenig zu tanzen. Ja, dieser Mensch holt seinen Schwanz tatsächlich mitten auf der Tanzfläche mallorcinischer Diskotheken raus.

>Unser Hotel. Einfach nur unser Hotel. Jede morsche Bretterbude im drogenbaronverseuchten Regenwald Columbiens ist schöner zu bewohnen als dieser Haufen Beton, in dem nichts funktionierte. Es gab nicht einmal schlechtes Essen. Es gab überhauptkein Essen in diesem Hotel. Im Hotelpool war Salzwasser und der Poolboy feierte dort regelmäßig nächtliche Swingerorgien mit irgendwelchen Milfs, wenn er nicht gerade säckeweise Salz in den Poll kippte.
Ganz abgesehen vom nicht vorhandenen Service. Ich habe den Hotelbesitzer nur einmal gesehen, als er bei uns vor der Tür stand und sagte, wir sollten nicht sturzbesoffen außen an der Hotelwand von einem Balkon zum anderen klettern. Das sei "gefährlich", wenn man voll ist wie ein einsamer Matrose. Diese iberische Logik... Außerdem habe ich einen Zimmerschlüssel verloren und NakedDevil und ich haben uns mit Fäusten und Tritten in den Schränken verewigt, als wir einmal Pöbelstimmung waren. Es hat niemanden interessiert. Naja, das alles war unseren Absichten eigentlich nur dienlich. So konnten wir uns wenigstens ungestört unseren Zielen widmen: Saufen und Party machen. Wir sind eben bescheiden und geben uns auch mit weniger zufrieden.

>Da wir auch immer unser Bier kaufen mussten, sammelten wir schnell große Mengen an leeren Glasflaschen. Ihr hättet das entgeisterte Gesicht der Putzfrau sehen sollen, die alle Flaschen in einen Sack getan hatte und sich hinterher fast einen Hexenschuss geholt hätte bei dem Versuch den Sack nach draußen zu wuchten.

>Kein wirklicher Höhepunkt: Wir haben mehrmals Dieter Bohlen getroffen.

>Ein ziemlich abartiges Detail dieser Zeit: Irgendwann ist NakedDevil zum Kacken bei uns im Zimmer verschwunden. Nach einer Weile kam er wieder: "Staddicc, wir haben übrigens kein Klopapier mehr."
"Und womit hast du dir dann den Arsch abgewischt???"
"Mit Kaffeefiltern. Es war NICHTS mehr da!" 
Und so mussten wir uns ungefähr einen Tag über Wasser halten, bis wir endlich Klopapier kauften. Am letzten Tag sahen wir, dass unten im Hotelflur massenweise Klopapier zur Selbstbedienung bereit lag.

Das wäre alles. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Haahaaaa! Der war gut, was!? Aber ihr dürft euch freuen, der nächste Malle-Trip liegt bereits hinter uns und es gibt viel zu erzählen...

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