Dienstag, 22. September 2009

Es ist deine Welt

Neulich nach der Arbeit war ich ein wenig in der Stadt unterwegs.  Ich bin so durch die Fussgängerzone gelaufen und habe dabei so viele Menschen wie möglich gegrüßt. Jeden, der das Pech hatte an mir vorbeizulaufen. "Hallo!" "Hey!" "Hi, wie gehts?". Ohne Zweifel total dämlich. Aber genau darum geht´s ja schließlich. Man hätte mich auch nicht für verrückter gehalten, wenn ich nackt durch die Straße getanzt wäre und dabei chinesische Volkslieder gesungen hätte. Es ist eben kein gesellschaftlich anerkanntes Verhalten, wenn man sich über die Regeln alltäglicher zwischenmenschlicher "Interaktion", wenn man es so nennen möchte hinwegsetzt. In Bussen ist es beispielsweise strengstens verboten mit anderen Leuten den Blickkontakt zu suchen. Was praktisch unmöglich ist, da sich Andere besser angepasst zeigen. Unauffälliges, leises Furzen ist natürlich erlaubt, aber nur solange sich die Würze im ganzen Bus verteilt. Genauso verboten ist es sich über eine bestimmte Lautstärke hinaus zu unterhalten. Wieso eigentlich? Es ist doch sonst jeder so interessiert an jeglichem Scheiß, solange dieser Scheiß nicht ihn betrifft.

Aber wirklich interessant ist die Reaktion der Menschen, wenn sie mit den dreisten Versuchen  solcher Outsider im alltäglichen Leben konfrontiert werden und diese auch noch ihren Spass daran haben sich zum Menschen zu machen in einer Welt, die von Zombies bevölkert wird. Und das so sehr, dass er seine Albernheiten (ironischerweise) per Internetblog veröffentlicht. Wie idiotisch.  Die meisten Menschen reagieren gar nicht. Es kommt keine Reaktion, es passiert einfach nichts. Selbst, wenn ich ihnen direkt in die Augen sehe und ihnen ein freundliches "Hallo" entgegenschicke wenden sie umgehend den Blick ab. Sie fokussieren sich wieder auf ihren Tunnelblick. Es ist fast so, als sei fast jeder da draußen in seiner eigenen Welt gefangen. Als sei diese Welt mit Scheuklappen allem gegenüber abgeschirmt. Total unflexibel und nicht fähig zu Interaktion. Sie sind mit der einfachsten Form verbaler Kommunikation schon überfordert und nehmen es kaum war. 
Natürlich leben wir alle in unserer eigenen Realität und sehen die Welt mit ganz eigenen Augen, jeder einzelne von uns. Das ist gut so. Allerdings neigen wir dazu unsere Welt stark einzugrenzen und unabhängig von dem zu sehen, was außerhalb unseres Kopfes passiert. Aber da ist keine fremde Welt, keine Welt außerhalb unseres Unbewusstseins. Lerne, dass es keine Diskrepanz zwischen der Welt gibt, die du kennst und der, die du unbeachtet lässt. Zwischen der Welt in deinem Kopf, und der um dich herum.  Es stellt deine Realität da. Und seine. Und meine. Und zwar alles! Es gibt genau so viele verschieden Realitäten, wie es Lebewesen auf dieser Erde gibt und wer weiß wie viele noch. Von München bis nach Hamburg, von Paris bis Washington, von dem beschissenen Kaff, in dem ich lebe, bis zu dem heißen  Tennisplatz auf einem Hoteldach in Dubai, es ist meine Welt! Meine Realität ist allumfassend. Ich will kein Zombie sein, ich möchte an meiner Umwelt teilnehmen. So und nicht anders lebt man charismatische Interaktion. Und nicht, wenn man in seinem kleinen, beschränkten Mikrokosmos vergammelt. Das Leben findet draußen statt. Draußen in deinem Kopf. Verinnerliche das eigentlich Bewusste, das du so viele Jahre ignoriert hast. Nimm den Verrückten wahr, wenn er dich das nächste Mal grüßt.

Mach ihn genau wie alles andere zu einem Teil deiner Welt, deiner Realität. Genauso wie du zweifellos ein Teil der seinen bist. Es heißt Weltsicht und nicht Tunnelsicht. Erweitere dein Sichtfeld!

2 Kommentare:

  1. sag mal, hast du als zivi eingentlich GAR NIX zu tun :D

    aber mir gefällt das ja, dann muss ich mich nicht langweilen

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  2. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit zum Schreiben ;-)

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