Mittwoch, 3. März 2010

Zivi-Tagebuch 3.03.10 - Tage zählen

Stellt euch vor ein Stein fällt zu Boden. Und er fällt und fällt und fällt. Ihr seht auf die Uhr. Der Stein fällt weiter. Ihr seht wieder auf eure Uhr, es sind zwei Stunden vergangen und der Stein ist kurz davor auf den Boden aufzutreffen. Doch plötzlich scheint etwas seinen Fall zu bremsen und alles geht langsamer. Der Stein schwebt beinah in der Luft. Es vergehen zehn weitere Stunden bis der Stein auf dem Boden auftrifft und ihr werdet in dieser Zeit noch sehr oft auf die Uhr schauen. 

Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit bis ich fertig bin. Nur noch...
Nach meiner Planung muss ich im April noch zwei Tage arbeiten. Das bedeutet, ich muss noch 24 Tage für Vater Staat den Arsch hinhalten, danach habe ich Urlaub. Noch 192 Stunden. 192 theoretische Stunden, wohl kaum 50 praktische. Ich habe nicht vor in diesem Laden noch die Karriereleiter zu erklimmen. Betrunken runter zu fallen, scheint mir da das sinnvollere Ziel zu sein. 
Noch gut drei Wochen arbeiten, dann werde ich in Vorruhestand eines Zivis versetzt. Selbstverordnet versteht sich. Und dann steht Urlaub an. Die passive Phase, in der ich nur noch auf dem Papier Zivi bin. 
Dann wird es nie wieder "Ach, mir geht es so schlecht."; "Ich weiß nicht, was mit mir los ist."; "Mir ist so langweilig, ich will nach Hause, lassen sie uns Mensch-ärgere-dich-nicht spielen." und schon gar kein "Unter meinem Bett ist bestimmt eine Wasserader, deswegen schlafe ich so schlecht. Gucken Sie mal, wie mein Pendel ausschlägt!" mehr geben. Falls es Euch immer noch nicht aufgefallen ist, jetzt merkt Ihr es sicher langsam: Ich liebe diesen Laden fast so sehr wie Sand in der Kimme.
Jedoch hat mir Low erst heute eine ebenso witzige wie bezeichnende Episode unseres tristen Alltags erzählt: 

In seinem Stammhaus wohnt mittlerweile eine gewisse Frau D. Diese Frau kenne ich aus der Kurzzeitpflege und sie ist ein Musterbeispiel an Weinerlichkeit und Selbstbemitleidung. Und auch alte Menschen haben hin und wieder Geburtstag, auch wenn sie selbst es nicht wissen und teilweise vehement bezweifeln, wie Ihr sehen werdet. Aber dafür gibt es ja das in Kalenderführung umfassend geschulte Pflegepersonal. Und so war heute Frau D.s großer Tag gekommen. Frau D. befand sich natürlich wieder einmal im Kampf mit dem Tode und den herzzerreißenden, bitteren Tränen einer leidenden Hypochonder. Doch gerade als sich die ganze Mannschaft vor Frau D. versammelt hatte, schlug ihre Stimmung um und sie verfiel in einen Kampf mit der Müdigkeit. Irgendwann ist das eine Schwester zu ihr ans Sofa gekommen:
„Frau D. Herzlichen Glückwunsch, die haben heute Geburtstag!“
Mit sehr weinerlicher Stimme:„Was, ich? Geburtstag? Nein, das kann nicht sein... Aber bitte, helfen Sie mir.“ Währenddessen stimmte der Amateurchor ein Geburtstagsständchen an, allerdings war Frau D. von dem ganzen wahnsinnigen Aufruhr dermaßen erschöpft (komischerweise war sie das vorher auch schon, und gestern auch schon, und an dem Tag davor ach), dass sie sich prompt wieder auf dem Sofa lang machte und weiter schlief, während sie das Personal ungestört, aber auch unbeteiligt ihr Liedchen trällern ließ. 

Hört sich irgendwie nach einem Geburtstagsmorgen von mir an, wenn ich reingefeiert habe...

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