Montag, 22. März 2010

Zivi-Tagebuch 22.03.10 - Doch noch ein Arschtritt

Als Zivi neige ich dazu meine körperlichen und geistigen Aktivitäten aufs Nichts tun zu beschränken. Ihr habt das sicherlich schon bemerkt, das hier ist erst der dritte Eintrag diesen Monat. Staddicc, du faule Sau!

Aber es gibt Neuigkeiten: Ich dachte schon, ich wäre ein schlechter, wohl möglich gar kein richtiger Zivi und müsste ohne amtlichen Anschiss aus meinem Dienst am Staate scheiden. Aber glücklicherweise hat meine Dienststelle nun doch Grund am Tag meiner Entlassung keine Trauermusik zu spielen, sondern stattdessen ein Feuerwerk zu zünden. 
Nach unserer winzig kleinen, und völlig ruhigen Feier zu Sgt. Mercys Geburtstag am letzten Wochenende wurden wir am Montag ins Büro der Personalleitung gerufen. Wir dachten uns schon, dass es einen Arschtritt geben würde. Ein anderer Zivi, der Urlaub hat und in unserer WG wohnt, hatte uns bereits erzählt, dass der Chef in der Wohnung war und irgendetwas von einer Beschwerde gefaselt hatte. 
Da standen wir also wie die ausgestopften Vögel auf der Stange in seinem Büro und wurden von geheucheltem Ärger über unser Verhalten in die Abgründe des Schuldbewusstseins gestürzt. Irgendwie kam es bei mir nicht so an, als interessiere ihn die Angelegenheit wirklich. Eher so, als müsste er sich der Form halber etwas aufregen. Er erklärte uns, dass er noch spät in der Nacht eine Mail vom Hospiz  erhalten habe, welches direkt neben unserer WG liegt. In dieser Mail war von lautem Gegröle und Geschreie die Rede. Keine Ahnung, wie die Tanten da auf so eine Schnapsidee kommen. Jedenfalls geht aus meinem letzten Eintrag ja schon eindeutig hervor, dass es bei uns ruhig zuging und wir kein bisschen "gegrölt" haben. Und selbst wenn. Ich frage mich, wovor die sich Sorgen machen. Davor, dass einer der schon fast kalten Menschen dort nochmal ein bisschen Spass haben und neuen Lebensmut fassen könnte? Oder etwa davor, dass die beinahe tauben Bewohner ein fernes, leises "Sauft, ihr Schlampen!!" vernehmen? Also ehrlich, man kann auch pingelig sein. 
Das Ende vom Lied hat sich dann jedenfalls so angehört: "Sie werden morgen eine schriftliche Ermahnung von mir bekommen. Außerdem werde ich mir morgen früh die Wohnung ansehen. Ich erwarte, dass sie tiptop aussehen wird und Sie etwas gegen den katastrophalen Zustand unternehmen werden, der jetzt dort vorherrscht." 
"Katastrophaler Zustand". Das sind auch die Worte, die in unserer Auszeichnung... oh pardon, Ermahnung gebraucht wurden. Gott sei dank darf er in unserer Wohnung nur die "öffentlichen" Räume sehen, also das Wohnzimmer, die zwei Bäder und die Küche. Hätte er gesehen, dass wir in unserem Zimmer aus zwei Hochbetten eine riesige Spielwiese gemacht haben, die mittlerweile nur noch aus drei heilen und einem ziemlich zerstörten Bett besteht, wäre er möglicherweise wirklich etwas ungehalten geworden. 
Aber verdammt! Ich bin wirklich stolz auf mich. Ich hatte schon ernsthaft Angst, dass ich aus meinem Zivildienst nichts mitnehme, was ein Nachweiß meiner Arbeitsmoral und meines Respekts vor dem Zivildienst ist. Naja, ist ja alles nochmal gut gegangen... Ich glaube, ich werde meine Ermahnung in mindestens Din A3 ausdrucken lassen und sorgfältig eingerahmt in der WG an die Wand hängen. Oder ich verteile sie als Flugblätter in der ganzen Stadt: "Guten Tag, meine Name ist Staddicc. Ich bin ein Repräsentant des Staates diene der Gesellschaft. Darf ich Ihnen diesen Flyer mit nach Hause geben?" Und, wenn die Leute weinend davonrennen würde ich ihnen nachrufen: "Empfehlen Sie mich weiter!" Möglicherweise tapeziere ich mit der Ermahnung aber auch einfach nur in hunderter Ausführung die Wände... Ich wüsste gerne, was es dann bei der nächsten Wohnungsbesichtigung zu hören gäbe.

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